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Dana Härtling, bildhübsche achtzehn Jahre jung, sah ihre Mutter an und fragte: „Darf ich eine Party geben?“

„Für wie viele Personen?“, fragte Jana Härtling zurück.

Es war Abend. Die Familie hatte sich vollzählig im Wohnzimmer versammelt und wartete auf Ottilies: „Bitte zu Tisch“. Ottilie war die langjährige Haushälterin der Härtlings. Eine treue Seele, eine zuverlässige Person und eine ganz hervorragende Köchin mit unerschöpflichen Einfällen, wenn es darum ging, den Speiseplan abwechslungsreich zu gestalten.

Dana schürzte die Lippen. „Dreißig? Vierzig?“, schätzte sie.

„Und wo sollen wir die alle unterbringen?“, wollte ihre Mutter wissen.

Chefarzt Dr. Sören Härtling mischte sich nicht ein. Die Entscheidung dieser Dinge überließ er gern seiner Frau. Als Leiter der bekannten Paracelsus-Klinik hatte er Tag für Tag genügend Entscheidungen zu treffen. Da musste er sich nicht unbedingt auch noch zu Hause im Kreise seiner Familie profilieren.

„Platz ist in der kleinsten Hütte“, sagte Dana.

Ben, ihr achtzehnjähriger Zwillingsbruder, saß neben ihr. Wenn die Party genehmigt wurde, war er selbstverständlich mit eingeladen.

Jedenfalls rechnete er fest damit, weil er Dana auch so gut wie immer einlud, wenn er für seine Freunde ein kleines Fest auf die Beine stellte.

„Darf ich bei der Fete mitmachen?“, wollte der vierzehnjährige Tom wissen.

Dana warf ihm einen befremdeten Blick zu. Welch ein Ansinnen. „Natürlich nicht.“ Ihre Stimme klang abweisend.

Tom lehnte sich grinsend zurück. „Dann bin ich dagegen.“

„Ich kann mich nicht entsinnen, dich gefragt zu haben“, sagte Dana kühl.

Josee, das zehnjährige Nesthäkchen der Familie, hob spontan die Hand. „Ich bin dafür.“

Tom nickte griesgrämig. „Klar bist du dafür.“

„Wieso ist das klar?“, wollte Josee wissen.

„Weil ich dagegen bin“, sagte Tom. „Du bist ja immer gegen alles, was von mir kommt.“

„Du bist ja auch gegen alles, was von Dana kommt“, konterte Josee, deren Widerspruchsgeist sehr ausgeprägt war.

Tom schüttelte den Kopf. „Nicht gegen alles. Nur gegen diese Party. Weil ich mich nämlich nicht mehr wohl fühle, wenn hier lauter fremde Typen herumhängen.“

Ben lachte. „Was dich aber nicht stören würde, wenn du dabei sein dürftest.“

„Niemand würde hier herumhängen“, sagte Dana entschieden. „Die Party würde im Keller stattfinden. Man würde hier oben überhaupt nichts mitkriegen.“

„ Wer’s glaubt, wird selig“, kommentierte Tom. „Das Haus würde bis zu den Dachziegeln hinauf dröhnen. Es wäre so wie, wie bei den Klarinetten von Jericho. Äh, Trompeten, wollte ich sagen.“

Ben schmunzelte. „Posaunen.“ Tom warf ihm einen irritierten Blick zu. „Was?“

„Posaunen, wolltest du sagen.“ Tom nickte. „Ja, richtig. Posaunen.“

Dana wandte sich wieder an ihre Mutter. „Geht das mit der Party in Ordnung?“

Jana Härtling nickte. „Ja, aber nur, wenn du dich auf zwanzig bis dreißig Gäste beschränkst. Es muss ja nicht halb München zu uns kommen.“

„ Zwanzig bis dreißig.“ Dana wiegte den Kopf. „Das wird eng. Da muss ich einige Leute vor den Kopf stoßen.“

Jana Härtling tätschelte die Hand ihrer Tochter. „Du wirst es mit ein bisschen Diplomatie schon irgendwie hinkriegen, dass niemand auf dich sauer ist.“

Die grauhaarige Wirtschafterin erschien im Wohnzimmer. Aber nicht, um die Familie zu Tisch zu bitten, sondern um Dr. Härtling ans Telefon zu holen. „Herr Doktor“, sagte sie hastig. „Ein Anruf für Sie. Aus der Klinik. Schwester Annegret.“

Sören Härtling stand rasch auf. Wenn die alte Pflegerin ihn um diese Zeit anrief, war irgend etwas nicht in Ordnung. Er eilte ans Telefon und nahm den Hörer auf, der neben dem Apparat lag. „Ja, Annchen, was gibt’s?“

„Frau Wanders, Chef...“

„Was ist mit ihr?“

„Sie blutet sehr stark“, berichtete Schwester Annegret, die seit mehr als vierzig Jahren in der Paracelsus-Klinik arbeitete. Dr. Härtling hatte Barbara Wanders heute operiert. Er hatte ihr ein Uterusfibrom, einen gutartigen Tumor, entfernt.

„Ich komme sofort.“ Der Klinikchef warf den Hörer auf den Apparat, informierte seine Familie, dass er noch einmal fort müsse, weil bei einer Patientin Komplikationen aufgetreten wären, und verließ in großer Eile die Villa.

Jana Härtling, selbst promovierte Ärztin, hatte Verständnis dafür. Ein engagierter Arzt hat nun mal keinen geregelten Acht-Stunden-Tag. Wenn seine Patienten ihn brauchen, muss seine Familie zurückstehen.

Der Arztroman Lese-Koffer Mai 2021: 16 Arztromane

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