Читать книгу Aliens in der Sternensee: Alfred Bekker präsentiert 17 Science Fiction Abenteuer - A. F. Morland - Страница 24

15

Оглавление

Logan erwachte am frühen Morgen nach einer kurzen und unruhigen Nacht. Er hatte schlecht geschlafen, was in erster Linie auf die Fesselung zurückzuführen war. Das Feuer war beinahe niedergebrannt.

Die Männer des Colonels schliefen zum größten Teil.

Nur einige Wächter patrouillierten am Rand der Lichtung entlang.

Die Stille wirkte gespenstisch.

Die Havarie des außerirdischen Raumschiffs lag nun schätzungsweise mehrere Wochen zurück - und noch immer wurde der Bereich um die Absturzstelle von jeglichem Leben gemieden.

Logan fragte sich, wie lang diese Wirkung wohl anhalten mochte. Möglicherweise verfügte die Tierwelt über Sinneswahrnehmungen, die dem Menschen verschlossen blieben und ihn blindlings in eine Gefahr hatten hineinlaufen lassen, die jeder Affe und jedes Erdhorn zu vermeiden suchte.

Auch die überlebenden Außerirdischen entfernten sich von diesem Ort, rief er sich ins Gedächtnis. Möglicherweise mit gutem Grund...

"Est-ce que tu n'es pas fatigué encore?", hörte Logan die Stimme Pierre Marquanteurs. "Freut mich, dass du schon wach bist, Ray!"

Logan wandte den Kopf in Richtung des Ex-Legionärs.

"Du schläfst wohl gar nicht, was?"

" Alors... Die Augen kann ich immer noch schließen, wenn ich tot bin!"

"Dein Optimismus ist wirklich umwerfend!"

"So etwas Ähnliches hat der Kommandeur unserer Einheit auch gesagt, als ich ein paar Zweifel daran äußerte, ob wir es mit der überwältigenden Übermacht an Tuaregs aufnehmen könnten..."

"Was geschah?"

"Die Tuaregs belagerten ziemlich ausdauernd das kleine algerische Fort, das wir zu verteidigen hatten."

"Wahrscheinlich haben sie eure Einheit bis auf den letzten Mann niedergemacht - und der warst du!"

"Ah, non... Nein, wir haben uns ergeben. Die Turegs hatten es auf unsere Waffen abgesehen und waren so freundlich, uns nach Entrichtung eines Lösegeldes in der nächsten Oase frei zu lassen."

"Ich schätze, so leicht werden wir hier nicht davon kommen."

"Wenn es uns gelingen würde, die Khmer zu befreien... Dann könnten wir es vielleicht mit dieser Bande aufnehmen!"

"Und wie viele von uns würden dabei ins Gras beißen?"

Marquanteur zuckte die Achseln. "Auf keinen Fall mehr als die Hälfte!"

"Reizend!"

Einige Augenblicke schwiegen sie. Einer der Wächter sah zu ihnen hinüber, runzelte die Stirn und musste dann ein Gähnen unterdrücken.

Ein Vogel hob sich mit dunklen Schwingen gegen das Licht der Morgensonne ab. Er ließ sich im kahlen Geäst eines nahen Baumes nieder. Ein Zeichen der Hoffnung, dachte Logan. Tiere hatten einen sicheren Instinkt für Gefahr. Sie würden die Todeszone um die Absturzstelle herum wohl in Kürze zurückerobern. Zumindest würden sie es versuchen.

"Hast du schonmal etwas von diesem sogenannten 'Colonel' gehört?", fragte Logan dann nach einer Pause.

"Ray, hier verkriechen sich so viele Banditen... Zu den üblichen Verdächtigen kommen noch der eine oder andere Warlord aus Südostchina, seit sich die Verhältnisse in China stabilisiert haben!"

Langsam erwachten auch andere im Lager. Das Feuer wurde wieder angefacht. Der 'Colonel' gab seinen Leuten Anweisung, auch die Gefangenen mit einer Mahlzeit zu versorgen. Sie bestand aus einer Schale Reis. Um sie verzehren zu können, wurden den Gefangenen sogar die Handfesseln gelöst.

Der 'Colonel' wandte sich an Professor von Breden, der noch ziemlich verschlafen wirkte.

"Sie werden angesichts der klimatischen Gegebenheiten in diesem Land sicher verstehen, dass ich darauf dränge, die Stunden des frühen Morgens zu nutzen, Herr von Breden."

"Sicher."

Der 'Colonel' beorderte zwei seiner Leute herbei. Sie befreiten den Professor von den verbliebenen Fesseln und stellten ihn auf die Füße.

One-Eye stand ganz in der Nähe und grinste.

Sein Blechgebiss glänzte dabei in der Morgensonne.

Der 'Colonel' trat nahe an den Professor heran.

"Sie halten uns wahrscheinlich für dahergelaufene Banditen."

"Sind Sie das nicht?"

"Wir sind Teil einer großen und mächtigen Organisation, deren Arme in alle Teile der Welt reichen. Einer Organisation, die im Verborgenen wirkt, aber so einflussreich ist, dass Ihre Vorstellungskraft kaum ausreichen dürfte, um das wirklich zu ermessen."

"Warum erzählen Sie mir das?"

"Sagt Ihnen die Bezeichnung M3 etwas?"

"Ist das nicht eine Geheimloge? Ich bezweifle, ob sie überhaupt existiert."

"Sie existiert, Professor von Breden. Seien Sie dessen versichert!"

"Und diese Loge steht hinter Ihrer Organisation?"

"Das ist ein Schluss, den Sie gezogen haben, Professor!"

"Aber Sie widersprechen mir nicht."

Der 'Colonel' fasste von Breden am Kragen, fixierte ihn dabei mit seinem eiskalten Blick.

"Machen Sie Ihre Sache gut, dann stehen Ihnen alle Türen offen. M3 vermag dafür zu sorgen, dass sich Ihnen überall auf der Welt die Türen öffnen. Türen, von denen Sie nicht einmal ahnten, dass sie überhaupt existieren!" Der 'Colonel' wandte Logan einen kurzen, verächtlichen Blick zu. "Nehmen Sie nicht mehr Rücksicht auf Ihr Versuchsobjekt, als es dem Experiment nicht schadet."

"Mir bleibt wohl keine andere Wahl", murmelte von Breden.

"Vater, du wirst doch nicht etwa..." Clarissa von Breden hielt mitten im Satz inne, stockte und verstummte schließlich.

Ihr Gesicht war bleich geworden.

"Sollen wir uns vielleicht erschießen lassen, Clarissa?"

Kurt von Breden sprach jetzt Deutsch, so dass niemand sonst ihn verstehen konnte. "Das wäre vielleicht nobel, aber dumm. Wir würden damit niemandem helfen. Mister Logan schon gar nicht!"

"Oh, Vater..."

"Außerdem haben wir - von diesen ungehobelte Barbaren einmal abgesehen - die Chance, als erste wissenschaftlich gebildete Menschen ein Schiff dieser geheimnisvollen Fremden zu betreten."

Clarissa schluckte.

"Ich weiß nicht, ob das richtig ist, Vater..."

Der 'Colonel' mischte sich ein.

"Hören Sie auf, in Ihrem Kauderwelsch zu reden!", rief er auf Englisch. Logan fragte sich, was das für ein leichter Akzent war, mit dem er das Idiom Shakespeares sprach. "Ich will verstehen, was Sie reden, klar?"

Logan wurde jetzt ebenfalls auf die Beine gestellt.

Zwei Bewaffnete nahmen ihm die Reisschüssel weg, banden ihm die Hände auf den Rücken. Die Fußfesseln wurden dafür gelöst.

"Wer immer Sie auch hier her geschickt haben mag - am Ende werden Sie der Wissenschaft einen ungeahnten Dienst erweisen, Mr. Logan", höhnte der 'Colonel'.

Logan verzog das Gesicht.

"Eine Ehre, die ich durchaus zu schätzen weiß", erwiderte er mit vor Ironie triefendem Tonfall.

"Um so besser."

Die Bewaffneten packten den Amerikaner, nahmen ihn mit in Richtung des diskusförmigen Raumschiffs.

Der Eingang stand offen.

Innen war es dunkel.

One-Eye wandte sich an den Professor.

"Na los, worauf warten Sie noch?"

"Meine Tochter ist auch meine Assistentin. Ohne sie kann ich nicht arbeiten."

One-Eye wandte einen fragenden Blick in Richtung des 'Colonels'. Dieser wirkte einige quälend lange Augenblicke lang sehr nachdenklich und in sich gekehrt. Dann nickte er mit einer heftigen, ruckartigen Bewegung.

"Nehmt die Frau eben auch mit!", bestimmte der Anführer der Banditen. "Soll dieser Eierkopf seinen Willen haben, wenn dabei etwas herauskommt!"

Logan drehte sich kurz herum.

"Bon chance!", rief Marquanteur, der noch mit gefesselten Füßen am Feuer saß. "Viel Glück, Ray!"

"Ich werde es brauchen", murmelte Logan.

Einer der Bewaffneten ging voran und betrat als erster das Raumschiff.

In dem Moment, in dem er das Innere betrat, wurde dort eine Beleuchtung aktiviert.

"Scheint sich um ein Notaggregat zu handeln", vermutete von Breden, der als Zweiter folgte. "Oder die außerirdischen Piloten dieses Raumschiffs bevorzugen ein anderes Helligkeitsniveau als es für menschliche Augen gilt."

Die Gruppe ging durch einen langen, breiten Korridor.

Die Wände waren kahl.

Nur hier und da waren Schalter zu sehen, von denen man annehmen konnte, dass sie nicht so angebracht waren, wie es für eine Bedienung durch Menschen am besten gewesen wäre.

Schließlich erreichten sie einen großen Raum, der die Form eines Ovals aufwies.

Auch hier aktivierte sich die für menschliche Augen eher spärliche Beleuchtung selbsttätig, nachdem der Erste einen Fuß hineingesetzt hatte.

An den Wänden leuchteten zahllose Lichter auf. Anzeigen offenbar. Hier und da erschienen fremdartige Symbole, kurze Bildsequenzen auf kleinen leuchtenden Flächen, die Logan an die Leinwände von Kinos erinnerten. Nur waren sie viel kleiner. Logan hatte so etwas noch nie gesehen. Zweifellos dienten diese Projektionsflächen nicht - wie irdische Kinos einzig und allein der Zerstreuung, sondern hatten irgendeine Funktion bei der Bedienung des Schiffes.

Eine Funktion, die noch im Dunkeln lag.

Ein Gegenstand, der wie ein Lampenschirm aussah befand sich auf der linken Seite dieses Raumes, von dem Logan annahm, dass es sich um eine Art Zentrale dieses Raumschiffes handelte.

Dieser 'Lampenschirm' befand sich am Ende eines beweglichen Teleskoparms.

Am Boden lag ein gefesselter Khmer. Einer jener Männer, der aus dem Dorf am Stoeng Sen verschleppt worden war. Der 'Lampenschirm' war am Kopf des Mannes befestigt.

Zweifellos war der Khmer nicht mehr am leben.

Er starrte mit weit aufgerissenen Augen ins Nichts.

"Wie Sie sehen waren unsere bisherigen Experimente nicht sonderlich erfolgreich", stellte der 'Colonel' fest. "Wir konnten die Intensität der Impulse, die die Apparatur an das Gehirn abzugeben scheint, nicht genau genug justieren. Immerhin haben wir herausgefunden, dass die Justierung von der Konsole dort links geschieht."

"Und wie viele der Khmer mussten dafür ihr Leben lassen?", fragte Logan noch ehe von Breden etwas erwidern konnte.

Der 'Colonel' lachte heiser.

"Sie sind nicht gefragt, Logan. Aber wer weiß, vielleicht ist Ihr deutscher Freund ja geschickter als wir. Schließlich ist er Arzt und sollte zumindest etwas Ahnung davon haben, was ein menschlicher Körper auszuhalten vermag." Der 'Colonel' wandte sich dann an den Professor. Ehe er weitersprach, zündete er sich eine Zigarette an. Eine französische filterlose Gauloises. Er blies von Breden den Rauch ins Gesicht. "Heute Nacht habe ich per Funk Kontakt mit M3 aufgenommen."

"Was Sie nicht sagen."

"Was Ihre Begleiter anging, war unserer Zentrale nicht viel über sie bekannt. Aber Ihr Name scheint tatsächlich etwas bedeutender zu sein. Es gibt ein gutes Dutzend Zeitungsmeldungen über Sie, die von den meisten Ihrer Zeitgenossen als obskur betrachtet werden. Offenbar haben Sie ein ausgesprochenes Faible für bisher unentdeckte Spezies und dergleichen."

"Das ist richtig."

"Ich hatte Ihnen eine große Zukunft in unserer Organisation prophezeit, sofern Sie sich kooperativ zeigen."

"Ja."

"Und ich möchte Sie daran erinnern, dass wir auch für andere Zwecke die Hilfe eines Arztes gut gebrauchen könnten. Etwa, wenn es darum geht, Menschen zum reden zu bringen, die eigentlich überhaupt nicht die Absicht haben, mit uns zu sprechen!" Der 'Colonel' kicherte wie irre. "Sie müssen nämlich wissen, dass meine Männer bei Verhören oft den Fehler machen, etwas zu scharf ran zu gehen und so mancher, dem wir gerne noch eine Frage gestellt hätten, plötzlich und unerwartet für immer schweigt. Jemand wie Sie weiß da bestimmt, wie man geschickter vorgehen kann."

Professor von Breden schluckte.

"So empfindsam, von Breden?"

"Sie unterschätzen mich anscheinend!"

"Das hoffe ich nicht."

Der 'Colonel' gab Zweien seiner Leute ein Zeichen, woraufhin sie sich anschickten den toten Khmer hinauszuschaffen.

"Warten Sie!", rief von Breden. "Attendez!"

Der Professor trat an den Toten heran.

Die beiden Bewaffneten ließen ihn an die Leiche und gingen zur Seite.

Von Breden kniete nieder.

"Etwas Blut rinnt aus den Augen. Ansonsten sind keinerlei Spuren erkennbar", murmelte er, mehr zu sich selbst als zu den anderen anwesenden Personen im Raum. "Genau wie bei den Toten im Dschungel", sagte Clarissa in die entstandene Stille hinein.

Der Professor nickte und schloss anschließend dem Toten die Augen.

"Ja", flüsterte er tonlos.

"Sie meinen der Tod jeglichen Lebens da draußen in einem Umkreis mehrerer Meilen hat mit diesem Ding hier zu tun?", fragte Logan und deutete auf das lampenschirmartige Objekt.

Von Breden nickte.

"Die Symptome scheinen mir identisch zu sein." Der Professor atmete tief durch, fuhr sich dann mit einer fahrigen Geste über das Gesicht.

Seine Tochter zog indessen genau jenen Schluss, der offenbar auch dem Gelehrten gerade durch den Kopf spukte.

"Nehmen wir an, das Raumschiff wird tatsächlich über diese Apparatur durch Gedankenkraft gesteuert..."

"Wovon wir ausgehen können", warf der Professor ein.

"...dann könnte in dem Bereich eine Fehlfunktion vorgelegen haben, die das Schiff havarieren ließ!"

"Gut möglich, Clarissa."

"Und diese Fehlfunktion sorgte dann für die Emission von Impulsen, die offenbar direkt auf die Gehirne sehr vieler Lebewesen einwirkten und sie sofort töteten."

Von Breden hob die Augenbrauen.

"Die abgestorbenen Pflanzen sind dadurch zwar nicht zu erklären, aber ansonsten erscheint mir diese Hypothese äußerst stichhaltig!"

"Was wissen wir schon über die Natur dieser Impulse, Vater? Vielleicht hatten sie sehr wohl Einfluss auf die Pflanzenwelt..." Clarissa drehte sich zum 'Colonel' herum.

"Was haben Sie mit der ursprünglichen Besatzung dieses Schiffes gemacht?"

"Wir haben einige dieser krakenähnlichen Ungeheuer getötet."

"Zumindest zwei konnten entkommen", stellte Logan kühl fest.

Der 'Colonel' machte eine wegwerfende Handbewegung.

"Vielleicht auch noch mehr, Logan."

"Eines der Exemplare, auf die wir stießen, war ziemlich schwer zu töten", erwiderte Logan.

Der 'Colonel' zuckte nur die Achseln. "Es liegt immer daran, wie viel Blei man in so ein Biest hineinpumpt - und aus welcher Entfernung man das tut." Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse des Ekels. Allein die Erinnerung schien ihn regelrecht anzuwidern. Er schüttelte sich unwillkürlich.

"Diese Biester zersetzen sich ziemlich schnell von selbst. Es bleibt fast nichts von ihnen übrig, außer einem sehr üblen Geruch."

"Diese Erfahrung haben wir leider auch gemacht", brummte von Breden. "Aber zurück zu meiner Frage: Haben Sie innerhalb des Raumschiffs Überreste toter Außerirdischer gefunden?"

"Nur einen."

"Und wo?"

"Hier in der Zentrale. Das Wesen hatte offenbar diesen Steuerapparat angelegt, den gleich Ihr amerikanischer Freund ausprobieren wird. Aber wie Sie sehen, ist nichts von dieser Kreatur übriggeblieben. Und jetzt Schluss mit dem Gequatsche. Ich möchte jetzt, dass Sie mit dem Experiment beginnen."

Dies ist meine letzte Chance!, durchzuckte es Logan.

Nur Augenblicke blieben ihm noch.

Er hatte nicht geringste Lust dazu, so zu enden wie der Khmer. Oder wie vor ihm der Angehörige einer nichtmenschlichen Rasse, der das Raumschiff mittels seiner Gedanken zu steuern vermocht hatte.

Jetzt oder nie!, durchfuhr es Logan.

Was dann folgte, war ein Akt purer Verzweiflung.

Aliens in der Sternensee: Alfred Bekker präsentiert 17 Science Fiction Abenteuer

Подняться наверх