Читать книгу Aliens in der Sternensee: Alfred Bekker präsentiert 17 Science Fiction Abenteuer - A. F. Morland - Страница 26

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Logan erwachte durch einige heftige Ohrfeigen. Er blickte in das hässlich grinsende Gesicht von One-Eye. Er bleckte sein Metallgebiss wie die groteske Karikatur eines Raubtiergebisses.

Man mochte auch an die Titelbilder von Astounding Science Fiction denken, auf denen neben leicht bekleideten Mädchen und Raumschiffen hin und wieder auch Roboter abgebildet waren.

"Sie haben lange genug geschlafen, Logan!", zischte er zwischen den Zähnen hindurch.

Logan schluckte, blinzelte anschließend.

Er hatte jedes Gefühl für Zeit verloren.

Als er sich zu bewegen versuchte, stellte er fest, dass er sowohl an den Händen als auch an den Füßen gefesselt war. Zu einem regelrechten Paket war er zusammengeschnürt worden, ohne die Chance sich zu rühren, geschweige denn noch irgendwelchen Widerstand zu leisten.

One-Eye setzte ihm das lampenschirmartige Objekt auf den Kopf. Die Apparatur saugte sich an Logans Schädel fest.

"Gehen Sie zur Seite!", forderte Clarissa von Breden an One-Eye gerichtet.

Der 'Colonel' nickte dem Einäugigen zu, woraufhin dieser tatsächlich ein paar Schritte weit zur Seite wich.

Clarissa kniete sich zu Logan hinunter.

"Wir würden das nicht tun, wenn man uns nicht zwingen würde", sagte die junge Frau.

"Ich weiß."

"Wenn mein Vater und ich uns weigern, werden die Männer dieses selbsternannten 'Colonels' ans Werk gehen. Und sie werden das sicherlich nicht mit demselben Sachverstand tun wie Vater und ich."

"Sie brauchen sich nicht zu rechtfertigen, Clarissa."

"Das möchte ich aber. Und ich hoffe, dass diejenigen, die uns in diese Situation gebracht haben, eines Tages dafür bezahlen werden."

Logan lächelte schwach.

"Das werden sie. Ganz bestimmt."

Clarissa atmete tief durch. "Vater und ich haben uns mit der Funktionsweise der Regler beschäftigt und außerdem die Männer des 'Colonels' befragt, was mit den erbarmungswürdigen Khmer-Männern passiert ist, die zuvor an diese Apparatur angeschlossen wurden. Auch wenn es für Ihre Ohren jetzt kalt und makaber klingt, aber daraus lassen sich gewisse Rückschlüsse ziehen. Rückschlüsse, die - wenn wir Glück haben - dafür sorgen, dass Sie dieses Experiment unbeschadet überstehen."

Sie nahm seine Hand, schaute auf die winzige Uhr an ihrem Handgelenk.

"Ich kann während der Prozedur Ihren Puls regelmäßig überprüfen. Das ist so ziemlich das einige, was ich in Bezug auf ihre physiologischen Parameter im Auge zu behalten vermag, um Gefahren so weit wie möglich auszuschließen."

"Tun Sie, was Sie tun müssen, Clarissa."

Kurt von Breden meldete sich jetzt zu Wort. Er stand an den Reglern. Oder besser gesagt: An jenen Schaltern, die er für die Regler hielt. Auf einem der kleinen Sichtschirme war ein farbiges Bild erkennbar. Logans Augen wurden zu schmalen Schlitzen.

Es handelte sich um die Darstellung eines menschlichen Schädels.

Die Umrisse ließen daran nicht den geringsten Zweifel.

Professor von Breden bemerkte Logans erstaunten Blick.

"Das ist eine Abbildung Ihres Gehirns Logan. Ich kann Ihnen auch nicht erklären, wie die Technik der Fremden das hinbekommt, aber offenbar ist diese Apparatur dazu in der Lage, in Ihr Hirn hineinzusehen." Von Breden strich sich mit einer nervös wirkenden Geste das schüttere Haar zurück.

Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. "Nicht auszudenken, was ein derartiges Gerät für den medizinischen Fortschritt bedeuten könnte!"

Der 'Colonel' mischte sich ein.

"Mir schweben da eher andere Einsatzmöglichkeiten vor", meinte er mit einem zynischen Lächeln auf den Lippen. "Ein Gerät, das in die Gehirne von Menschen hineinzublicken vermag, ist vielleicht auch in der Lage, Gedanken zu lesen. Und an einer derartigen Apparatur würde es an Interessenten nicht fehlen!"

"Ist die Loge M3 eigentlich über das informiert, was wir hier tun?", fragte von Breden plötzlich an den 'Colonel' gerichtet. "Ich könnte mir denken, dass es eigentlich ihr Auftrag war, das Raumschiff - und falls das nicht möglich sein sollte: soviel wie möglich von der außerirdischen Technik - zu bergen. Wenn diese Loge tatsächlich so mächtig ist, wie Sie behaupten, dann wird sie zweifellos auch über Fachleute verfügen, die weitaus besser in der Lage sind, die Wirkungsweise dieser Apparate zu ergründen, als ich es bin!"

"Schweig!", knurrte der 'Colonel'.

Sein Gesicht war dunkelrot angelaufen.

Eine tiefe Furche des Zorns zog sich senkrecht über seine ansonsten glatte Stirn.

Er zog seinen Revolver, richtete ihn auf von Breden.

"Offenbar haben Sie nicht begriffen, was ich Ihnen geboten habe: Die Chance, unermesslich reich zu werden! Und jetzt beginnen Sie endlich!"

"Stecken Sie Ihre Waffe weg, 'Colonel'. Sonst werde ich nervös."

Der 'Colonel' zögerte.

Schließlich senkte er den Lauf des Smith & Wessen-Revolvers, behielt die Waffe aber in der Hand.

Von Breden wandte sich an Logan.

"Ich werde jetzt den Impulsgeber betätigen und die Intensität langsam steigern. Sagen Sie mir bitte, was sich in Ihrer Wahrnehmung verändert. Jedes Detail, das ihnen auffällt, könnte wichtig sein."

Logan nickte.

"Ja."

Ein eigenartiges Prickeln begann ihn zu durchlaufen. Es fühlte sich an wie elektrischer Strom, der vom Kopf ausgehend seinen gesamten Körper durchraste. Logan wollte etwas sagen, aber er war nicht in der Lage dazu, auch nur einen einzigen Ton herauszubringen.

Seine Augen waren weit geöffnet, aber er schien ins Nichts zu blicken.

Dunkelheit senkte sich über ihn.

Eine Nacht, so finster, wie er sie nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte. Die Schwärze, die sein Bewusstsein umfing, schien vollkommen undurchdringlich zu sein.

"Der Puls beschleunigt sich!", hörte Logan dann wie aus weiter Ferne eine Stimme.

Clarissas Stimme.

Er fühlte nichts.

Auch nicht, dass Clarissa von Breden sein Handgelenk hielt und seinen Puls kontrollierte.

Die Stimme sagte noch etwas, aber Logan konnte es bereits nicht mehr verstehen.

Es war beinahe so, als würde sich sein Bewusstsein vom Ort seines Körpers entfernen und in dieses schwarze Nichts hineinstürzen, das ihn umgab.

Er fühlte Kälte.

Dann begann der Strom der Eindrücke. Bilder, Gedanken, Worte in einer fremden Sprache, die er nicht hätte verstehen dürfen. Er sah den Horizont fremder Welten, an deren Himmeln eine große Zahl von Monden leuchteten. Der Bilderstrom wurde immer schneller.

Logan sah diskusförmige Sternenschiffe der Fremden zwischen den Planetensystemen hin und her schweben. Sie beschleunigten, durchbrachen die Mauer der Lichtgeschwindigkeit, die nach Einsteins Theorie die höchst denkbare Geschwindigkeit darstellte und verschwanden in einem anderen Universum, um irgendwo in der Galaxis wieder aufzutauchen.

Die Ktoor - so nannten sich diese hochentwickelten Wesen selbst. Dutzende von Welten hatten sie besiedelt. Zu anderen pflegten sie einen Pendelverkehr, ohne dass die einheimischen Intelligenzen davon im Normalfall etwas mitbekamen.

Dazu gehörte auch die Erde.

Herrschaft und Handel.

Das eine zum Zwecke des anderen.

Das war die kurzgefasste Maxime, der die Ktoor folgten und die sie immer weiter in den Sternendschungel der Galaxis vordringen ließ. Sie übernahmen Welten, siedelten Wesen von anderen Planeten dort an, wenn sie sich davon einen wirtschaftlichen Vorteil etwa durch den Abbau von Bodenschätzen versprachen.

In Logans Hirn entstand eine vage Vorstellung von der Ausdehnung ihres Herrschaftsbereichs.

Und die Erde war nichts anderes, als ein unbedeutendes Mosaiksteinchen in diesem gewaltigen Muster, das ihr Imperium bildete. Ein Imperium, das auf etwas gegründet war, das sie allen Intelligenzen voraushatten, die sich in ihrem Herrschaftsbereich entwickelt hatten.

Sie kannten das Geheimnis des interstellaren Raumfluges.

Das Geheimnis, mit dessen Hilfe sie die Lichtmauer zu durchbrechen wussten und so nicht darauf angewiesen waren, jahrtausendelang in Generationenschiffen von Sonnensystem zu Sonnensystem reisen zu müssen.

Langsam begriff Logan, woher das Wissen kam, das in ihn einströmte.

Innerhalb des Schiffes gab es eine Art mechanisches Hirn.

Einen Wissensspeicher, in dem alles zu finden war, was der Pilot eines Ktoor-Raumschiffs brauchte. Sternenkarten, Namen und Daten Dutzender Welten, die Möglichkeiten, einen Kurs einzuprogrammieren.

Alles basiert auf einer gigantischen Rechenmaschine, wurde es Logan klar . Einer quasi mechanischen Intelligenz, die offenbar aber dennoch stets im Dienst der Ktoor zu stehen scheint, ohne gegen sie zu rebellieren...

Es gab hin und wieder Science Fiction-Stories in den Pulp-Magazinen, die etwas Ähnliches beschrieben hatten.

Und manch ein Phantast war der Ansicht, derartige Datenverarbeitungsmaschinen wären in der Lage, in nicht allzu ferner Zukunft den Alltag jedes Menschen zu prägen und eines Tages würden die Maschinen sich anschicken, die Herrschaft zu übernehmen.

Den Ktoor war dieses Schicksal offenbar erspart geblieben.

Logan fühlte einen stechenden Schmerz.

Der Strom der Bilder beschleunigte sich.

Fremdartige Symbole und Schriftzeichen erschienen, deren Bedeutung Logan unerwarteter Weise zu deuten wusste. Es waren Bedienungselemente des Systems, in das er eingedrungen war.

System, ja das ist der richtige Ausdruck. Es ist ein Netz. Ein Netz aus Gedankenimpulsen, die zusammen ein System bilden, das fest zusammenhängt...

Unvorstellbare Mengen von Daten konnten auf diese Weise offenbar innerhalb von Sekundenbruchteilen verarbeitet werden, verbunden mit einer Unzahl von kompliziertesten Rechenoperationen.

Wie weit ist das doch von den bescheidenen Bemühungen der Menschen entfernt, ging es ihm durch den Kopf. Er erinnerte sich an einen Artikel in 'Liberty', in dem über die Experimente einer Firma namens IBM berichtet wurde, die Verarbeitung von Daten mit Hilfe von Lochkartensystemen zu automatisieren.

Der 'Liberty'-Reporter gab dem keinerlei Zukunft und hatte seinen Bericht mit dem süffisanten Kommentar enden lassen, man müsse sich nicht wundern, wenn die in der Wall Street gehandelten Aktien von IBM demnächst weiter in den Keller gingen. Derselben Meinung schienen die Beamten des deutschen Patentamtes zu sein, die einem Mann namens Konrad Zuhse bislang das Patent auf eine Maschine verwehrten, die selbständig Rechenoperationen durchzuführen vermochte.

Logan sah einen grellroten Blitz vor sich.

Der Schmerz wurde heftiger.

Die Bilder verschwammen vor seinem inneren Auge.

Alles begann sich vor ihm zu drehen.

Ein Strudel aus Farben und Formen bildete sich. Ein Strudel, der Logan unaufhaltsam in sich hineinzog. Er hatte das Gefühl zu fallen. Gleichzeitig wurde der Schmerz schier unerträglich.

Kälte erfasste ihn.

Absolute Kälte.

Wie in den Weiten des leeren Alls...

Dann war da nichts mehr.

Sein Bewusstsein war erloschen.

Namenlose Dunkelheit hatte sich wie ein Leichentuch über ihn gelegt.

Aliens in der Sternensee: Alfred Bekker präsentiert 17 Science Fiction Abenteuer

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