Читать книгу Aliens in der Sternensee: Alfred Bekker präsentiert 17 Science Fiction Abenteuer - A. F. Morland - Страница 41

5

Оглавление

Schlafpause in der PLUTO 2.

Das Schiff driftete im freien Fall mit geringer Geschwindigkeit zu der Wolke dahin, die Besatzung hatte sich zur Ruhe begeben. In der Kommandozentrale hielt Elaine Tacled Wache, sie hatte dafür am Tage – man lebte hier nach Erdzeit – einige Stunden geschlafen. Sie vertrieb sich die Zeit mit einem Lesegerät, das ihr astrophysikalische Kenntnisse vermittelte, in denen es bei ihr noch immer einige Lücken gab. Früher hatte sie nie die Ausdauer aufgebracht, ihre verschiedenen Studien richtig abzuschließen, und das wurmte sie nun öfters, ging doch ihr ganzer Ehrgeiz dahin, es in allem den Männern an Bord gleichzutun.

In den kurzen Pausen warf sie einen Blick auf die laufenden Ortungen, doch weit und breit war nichts von Belang zu finden. Der einzige in Betrieb befindliche Bildschirm zeigte einen Teil der Dunkelwolke und einige Hintergrundsterne, bot also auch nichts von Interesse. So konnte sie sich beruhigt auf das Lesegerät konzentrieren, zumal die Ortungen ohnehin sofort Alarm gaben würden, sobald ein fremdes Objekt in ihren Erfassungsbereich geriet.

Hintan im Maschinenraum lag der Bordingenieur Onip Kat auf einer Pneumocouch, um sofort eingreifen zu können, falls irgendein Notfall eintrat. Er schlief zwar, konnte aber über eine besondere Leitung sofort geweckt werden, falls das nötig war. Er besaß die Gabe, sofort nach dem Erwachen voll da zu sein, um die ihn mancher andere beineidete.

So auch der dicke Nodal Evan, der Phlegmatiker der Besatzung der PLUTO 2. Er schlief allerdings nicht, obwohl er es gern getan hätte, sondern leistete Reza Katte Gesellschaft im Astro-Lab. Der kleine Astrofachmann hatte ihn nach dem Abendessen gebeten, ihm noch ein paar Minuten zu helfen – aus den Minuten waren inzwischen vier Stunden geworden …

Reza Katte schien nichts davon zu merken, wie die Zeit verstrich. Wie gebannt sah er auf seine Instrumente, Skalen und Oszillos, rief Daten ab und schob die Folien dann, ohne aufzusehen, seinem Gehilfen zu, der sie dem Astro-Computer eingab und anschließend die Auswertungsergebnisse an ihn zurückreichte. Ab und zu murmelte Katte etwas vor sich hin, korrigierte die Einstellung seiner Geräte und arbeitete angestrengt weiter.

Sein Ehrgeiz war es, eine ausreichende Motivation für das Anfliegen der Sonne mit dem Ringplaneten zu finden, die knapp eine Lichtwoche von dem Schiff entfernt war. Peter Lorre war zwar ein typischer Draufgänger, doch ein Objekt, das Reza Kattes Begeisterung erregte, vermochte ihn längst noch nicht in seinen Bann zu ziehen, wie der Nachmittag bewiesen hatte.

Dabei war nicht nur der Ringplanet, sondern die ganze Konstellation der beiden Gestirne am Rand der Dunkelwolke B-143 wirklich interessant. Da diese Sonnen in allen Belangen so gut wie identisch waren, mußten sie zu gleicher Zeit entstanden sein, die Wolke hatte es damals vielleicht noch gar nicht gegeben. Obwohl die Entfernung zwischen ihnen fast vier Lichttage betrug, kreisten sie doch um einen gemeinsamen Schwerpunkt, der fast genau in der Mitte zwischen ihnen lag, wobei sie für jede Umkreisung etwa 24 Jahre brauchten. Daß jede von ihnen ein Planetensystem besaß, war ziemlich überraschend.

Ihre Gravitationsfelder wirkten sich auch auf die Dunkelwolke aus. Durch die starken Spiegelteleskope im Astro-Lab konnte man deutlich die feinen Filamente erkennen, die durch sie aus der interstellaren Materie förmlich herausgezogen wurden. Je näher sie den beiden Gestirnen kamen, um so heller leuchteten sie und standen wie feurige Schleier im Raum, ohne jedoch ganz in den Bannkreis der Sonnen zu geraten. Auch die Wolke besaß ein eigenes, wenn auch relativ schwaches Gravofeld, das sie immer noch festhielt.

Nodal Evan gähnte unverhohlen, griff in eine Folie, die auf einem freien Kontursitz neben ihm lag, und schob ein halbes Sandwich in den Mund. Er war ein starker Esser und merkte es an seinem Übergewicht, doch er dachte nicht daran, sich in dieser Beziehung einzuschränken. Ebenso, wie er an seinen Plattfüßen litt, obwohl das für die Orthopäden des 21. Jahrhunderts ein Kinderspiel war.

Er verschluckte sich fast, als Reza Katte gerade in diesem Moment seine Instrumente abschaltete und mit seinem Kontursitz herumwirbelte.

»Fertig!« verkündete er mit befriedigter Miene. »Ich habe alles ermittelt, was es über die beiden Systeme von hier aus zu erkennen gibt, Nodal. Wir sind also bestens gerüstet, Peter morgen Paroli zu bieten.«

Sein Gehilfe würgte und spülte das Sandwich schließlich mit kaltem Kaffee hinunter. »Sie wollen ihm Paroli bieten«, korrigierte er dann mißmutig, »ich habe nichts dergleichen gesagt! Ich meine, daß wir in der letzten Woche genug geschuftet haben und uns ein kleiner Urlaub auf Terra ganz gut tun wird.«

Reza Katte lachte, was bei ihm nicht oft vorkam, und schlug ihm auf die Schulter. »Sie sind mein bester Mann, Nodal – womit ich natürlich nichts gegen Nain Wong sagen will – nur Ihr leidiges Phlegma dürfte nicht sein. So werden Sie es nie zu einer Kapazität in der Astronomie bringen, fürchte ich.«

Evan hob andeutungsweise die Augenbrauen, was seinem Vollmondgesicht einen komischen Ausdruck gab. »An Sie werde ich ja doch nie herankommen, Reza, also mache ich erst gar nicht den Versuch. Ich bin mit meiner gegenwärtigen Position ganz zufrieden, warum soll ich mich also mehr anstrengen, als es unbedingt nötig ist?«

»Spaßvogel«, sagte Katte und erhob sich. Er ordnete die Folien mit den Enddaten und mußte nun auch gähnen. »Alles andere kann bis morgen liegen bleiben, Nain kann es nochmal durchsehen und einordnen, soweit wir es noch brauchen können. Jetzt aber ab durch die Mitte, in fünf Stunden müssen wir wieder auf Deck sein.«

»In vier Stunden und fünfzig Minuten«, korrigierte ihn Elaine Tacled, die in diesem Moment das Astro-Lab betrat. »Zehn Minuten müssen Sie mir jetzt schon noch opfern, Reza, ich möchte gern wissen, was Sie über die beiden Sonnen herausgefunden haben. Es paßt mir gar nicht, daß Peter sie einfach ignorieren will, obwohl der Ringplanet in astronomischer Hinsicht doch äußerst interessant ist.«

Reza Katte war erfreut, hier unvermutet auf eine Verbündete gestoßen zu sein und begann eifrig, ihr die ermittelten Daten zu erläutern. Keiner der beiden bemerkte, wie sich Nodal Evan aus dem Raum schob und mit seinem watschelnden Gang in Richtung seine Kabine entfernte, ohne auch nur »Gute Nacht« zu sagen.

»Die hat gerade noch gefehlt«, murmelte er vor sich hin, und ein mürrischer Zug flog über sein pfiffiges Gesicht, das sonst stets zu lachen schien. »Wie ich Elaine kenne, kniet sie Peter morgen so lange auf der Seele herum, bis er zu allem Ja und Amen sagt, und aus dem Rückflug wird vorerst nichts …«

Aliens in der Sternensee: Alfred Bekker präsentiert 17 Science Fiction Abenteuer

Подняться наверх