Читать книгу Aliens in der Sternensee: Alfred Bekker präsentiert 17 Science Fiction Abenteuer - A. F. Morland - Страница 43
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Оглавление»Na, alle wieder frisch und munter?« fragte Peter Lorre, als er die Messe betrat. Das Führungsteam der PLUTO 2 war darin allein, die Mannschaft war bereits dabei, die technischen Anlagen zu checken und für den Weiterflug vorzubereiten.
»Warum nicht?« lächelte Elaine Tacled, der man die durchwachte Nacht nicht ansah. »Setz dich, Peter, Esteban Manresa hat uns für heute Morgen ein besonders gutes Frühstück versprochen.«
Wie auf Kommando tauchte in diesem Augenblick auch schon der beleibte Küchenchef mit seinem Gehilfen im Durchgang zur Bordküche auf. Sie hatten auf die übliche Versorgung durch Laufbänder verzichtet und trugen schwere Tabletts, die sie fast feierlich auf dem Tisch vor den sechs Personen absetzten.
»Oh, das duftet aber herrlich«, sagte Icinu Lubor mit genießerischem Schnuppern. »Was haben Sie uns denn da gutes zubereitet, Manresa?«
Der Franzose, ehemals Küchenchef in einem großen Pariser Hotel, lächelte breit und strich über sein schwarzes Menjoubärtchen. »Eigentlich nichts besonderes, Icinu, nur ein paar Toastscheiben, mit Käse überbacken. Darauf befinden sich Eier, Schinken, Champignons, Ananas und noch ein paar andere Kleinigkeiten – nun, Sie werden es ja sehen. Irgendwelche Würmer, wie sie Miß Elaine der Legende nach schon mal auf den Tisch gebracht hat, sind jedenfalls nicht dabei …«
»Woher wissen Sie denn das?« fragte das Teufelsgirl der PLUTO-Crew perplex. Esteban Manresa grinste nun unverhohlen.
»Es gibt so Dinge, die sprechen sich sozusagen von selbst herum«, meinte er fröhlich. »Fragen Sie meinen Gehilfen Georg, der kann es Ihnen bestätigen.«
Georg, der blonde Deutsche mit der Prinz-Eisenherz-Frisur, zog ein unschuldiges Gesicht und hob die breiten Schultern. »Das ist uns sozusagen zugeflogen«, behauptete er mit treuherziger Unschuldsmiene. »Fragen Sie doch mal bei Reep Dunhal nach, vielleicht weiß der, wer es aufgebracht hat.«
»Ihr Brüder steckt doch alle unter einer Decke!« schimpfte Elaine, die genau wußte, daß sie aus dem zweiten Küchengehilfen, einem rothaarigen Schweden, auch nichts herausbringen würde. Aron Lubor legte ihr beruhigend die Hand auf den Arm.
»Nicht übel nehmen, Elaine. Etwas Spaß muß ja schließlich auch mal sein. Fangen wir an zu essen, ehe die guten Dinge kalt werden.«
Gleich darauf hörte man nur noch das Geklapper von Messern und Gabeln, und dieses Frühstück mundete allen wirklich vorzüglich. Ein guter Kaffee bildete den Abschluß, dann lehnte sich Peter Lorre zurück und zündete sich eine Zigarette an.
»So, und jetzt zur Sache«, sagte er. »Ich nehme an, daß ihr schon alle wißt, daß Reza Katte wieder einmal Feuer gefangen hat. Im System der Sonne B-143-Alpha, wie wir sie vorläufig bezeichnen, gibt es einen Ringplaneten, der einige Besonderheiten aufweist, und er will ihn unter allen Umständen erkunden. Ich bin dagegen der Meinung, daß wir hier fürs erste genug getan haben und uns auf den Heimflug machen sollten, das System läuft uns ja schließlich nicht weg. Wie stellt ihr euch dazu?«
Er sah sich um und mußte feststellen, daß sich neben Aron und Björn auch Icinu neutral verhielt. Sie sagten dazu weder Ja noch Nein, nur Elaine Tacled nahm Stellung, zu seinem Leidwesen aber nicht in seinem Sinn.
»Warum sollen wir nicht auch noch diesen Planeten besuchen, Peter? Auf einen Tag mehr oder weniger kommt es wohl kaum an, wir haben doch nichts zu versäumen.«
»Aha!« machte Peter mit hochgezogenen Brauen. »Aus deiner Formulierung entnehme ich, daß du inzwischen mit Katte gesprochen hast – stimmt’s?«
»Das habe ich auch«, entgegnete Elaine mit einem unüberhörbaren Unterton der Opposition. »Reza hat ganz recht, wenn er vermutet, daß er den Ringplaneten nie wiedersehen wird, wenn wir ihn jetzt nicht aufsuchen, wo es für uns gerade mal ruhige Tage gibt. Er hat sich eine Menge Arbeit gemacht, die beiden Systeme hier gründlich zu vermessen, und bis lange nach Mitternacht zusammen mit Evan im Astro-Lab gesessen. Soll das alles umsonst gewesen sein?«
Peter Lorre seufzte, denn er kannte seine Jugendfreundin, bei der sich Abenteuerlust und Starrsinn die Waage hielten. Erneut wandte er sich an Björn und die beiden Ramoner, doch sie zogen es vor, weiter Stimmenthaltung zu üben. Damit war der seltene Fall gegeben, daß eine Abstimmung des Führungsteams mit einem Patt endete, weil keiner der drei den tüchtigen Astro-Experten vor den Kopf stoßen wollte.
Peter kratzte sich überlegend am Kinn. Als Besitzer der PLUTO 2 hätte er sich auf seine Rechte berufen und die Rückkehr zur Erde einfach befehlen können, doch damit hätte er sich praktisch gegen alle vier Freunde gestellt. Schließlich verfiel er, wie er meinte, auf einen salomonischen Ausweg.
»Okay, dann soll eben der Zufall diese Sache entscheiden. Ich werde den Computer aus der Besatzungsliste einen beliebigen Namen auswählen lassen, und der betreffende Mann soll dann mit seinem Votum den Ausschlag gaben. Einverstanden?«
Die anderen nickten, Lorre aktivierte den Computer und stellte ihm die betreffende Aufgabe. Er war sehr zuversichtlich, denn er wußte, daß die vergangene Woche ohne richtige Beschäftigung mehr an den Nerven der Männer gezehrt hatte, als ein schwerer Einsatz. Ihnen stand der Sinn nach Abwechslung, aber wohl kaum nach einer weiteren Verzögerung des Rückfluges.
Es verging kaum eine halbe Sekunde, dann fiel eine Folie in den Ausgabekorb des Rechenautomaten. Peter fischte sie heraus, las den darauf stehenden Namen ab, und dann klappte sein Unterkiefer herunter.
»Nein!« stöhnte er auf und sank fassungslos in den nächsten Kontursitz. »Das darf doch nicht wahr sein …«
Der Computer hatte unter den verbleibenden vierzehn Mitgliedern der Besatzung – Lorre hatte Reza Katte und seine Gehilfen natürlich als befangen eliminiert – Doc Stater als Schiedsmann ausgewählt. Ausgerechnet jenen Mann, dessen Stimme letzthin den Ausschlag gegeben hatte, daß das System der Doraner angeflogen wurde, obwohl dieses Unternehmen ausgesprochen riskant gewesen war! Wie er jetzt votieren würde, wo es keine erkennbaren Gefahren gab, war leicht abzusehen. Der Bordarzt mit seinem unstillbaren Wissensdurst würde diese Gelegenheit, in einem unbekannten System auf fremde Lebensformen zu stoßen, nicht ungenutzt vorbeigehen lassen, das stand schon jetzt fest.
Peter gab sich schon geschlagen, doch er ignorierte das schadenfrohe Feixen Elaines und rief Doc Stater in die Kommandozentrale.
Das Verhängnis wollte es, daß sich der Arzt in der Zwischenzeit mit Katte unterhalten hatte, der zu ihm gekommen war, um sich ein Stimulans als Ersatz für den entbehrten Schlaf zu holen. So stimmte Stater, nachdem ihm Aron Lubor die Sachlage erklärt hatte, ohne Zögern für einen Abstecher zum System B-143-Alpha.
Selbstbewußt und würdevoll verließ er anschließend die Zentrale, ohne zu ahnen, was infolge dieser Entscheidung auf die PLUTO 2 und ihre Besatzung zukommen sollte …