Читать книгу Morlands Horrorwelten: Das große Gruselroman-Paket - A. F. Morland - Страница 53
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Оглавление"Helmut!", sagte Erika vorwurfsvoll. "Du hast gesagt, nur ein paar Zeilen! Nur solange ich unter der Dusche bin. Und nun schreibst du noch immer."
Schramm zog das Blatt aus der Maschine. Er leckte sich über die trockenen Lippen und kehrte langsam aus dem Reich der Phantasie in die Wirklichkeit zurück.
Er deckte die Schreibmaschine zu und erhob sich mit einem kleinen, unechten Lächeln.
"Ich bin schon fertig."
Erika stand in der Tür.
Sie trug eines von seinen taillierten Hemden und sah darin hinreißend aus.
Sie trug nur das Hemd. Sonst nichts.
Kein Höschen. Keinen BH. Nur noch die nackte, warme, aufregende Haut.
Ihre Zehen spielten mit den weichen Fasern des Teppichs. Sie hob die Arme über den Kopf und streckte sich mit einer aufreizenden Bewegung.
Schramm lächelte. "Das Hemd steht dir gut."
"Findest du?", fragte sie mit gedämpfter Stimme. In ihren Augen flackerte Leidenschaft.
Er nahm sie in seine Arme und küsste sie. Sie drängte sich an ihn. Er spürte ihr sanft nachgebendes Fleisch unter dem Hemd, vergaß all den Ärger der letzten Tage und seine Arbeit.
Er hob sie einfach hoch und trug sie ins Schlafzimmer.
Sie ließ es mit einem kleinen, zufriedenen Lächeln geschehen.
Er öffnete die Knöpfe des Hemdes. Sie hob die Schultern, erst die linke, dann die rechte, damit er das Hemd von ihrem warmen Körper streifen konnte.
Als sie nackt vor ihm lag, bedeckte er ihren aufregenden Körper mit heißen Küssen. Sie genoss seine Zärtlichkeiten mit geschlossenen Augen. Er betrachtete sie mit bewundernden Blicken.
"Du bist sehr schön, Erika", flüsterte er.
Sanft glitt seine Hand über ihre Hüften. Seine Hand wanderte langsam an ihren Schenkeln hoch…
Nachher unterhielten sie sich noch eine Weile miteinander. Schramm rauchte eine Zigarette. Als er sie im Aschenbecher ausgedrückt hatte, küssten sie sich noch einmal zärtlich.
Bald danach schliefen sie mit dem Gefühl wohliger Erschöpfung ein. Der Schriftsteller hatte gehofft, dass ihn der Alptraum in dieser Nacht nicht quälen würde.
Erika war bei ihm. Er spürte selbst im Schlaf ihre angenehme Nähe. Sie flößte ihm Zuversicht ein.
Trotzdem kam der schreckliche Traum wieder. Viel schlimmer als je zuvor. Viel intensiver als in all den anderen Nächten. Viel realer als sonst. Schramm warf sich aufgewühlt hin und her. Seine Nerven waren aufgepeitscht. Er schwitzte. Ein Stöhnen kam über seine Lippen.
"Mutter!", keuchte er entsetzt. "Mutter!"
Seine Mutter gab sich wieder den perversen Zärtlichkeiten dieses abscheulichen Kerls hin. Er wollte sie daran hindern. Er wollte sie von ihrem erniedrigenden Treiben abhalten, doch er war ihnen gegenüber ohnmächtig. Er konnte ihr abscheuliches Tun nicht beeinflussen.
Nach einer langen, qualvollen Zeit verschwanden die beiden in einer tiefen Dunkelheit. Schramm entspannte sich mit einem tiefen Seufzer.
Plötzlich kam der hässliche Kerl wieder.
Schramm erschrak. Der Mann lachte ihn höhnisch aus. "Ein Prachtweib, deine Mutter. So wild. So leidenschaftlich." Er machte viele ekelhafte Bemerkungen über Schramms Mutter.
Der Schlafende wollte ihn zum Schweigen bringen, doch er war dazu nicht in der Lage.
"Ich hoffe, es hat dir gefallen, was wir dir geboten haben", lachte der abstoßende Mann.
"Nein!", hörte sich Schramm im Traum schreien. "Es war abscheulich. Es war furchtbar."
"Kannst du dich eigentlich an deinen Vater erinnern?", fragte der Fremde grinsend. "Nein."
"Für dich hat es immer nur deine Mutter gegeben, nicht wahr?"
"Ja."
"Niemals einen Vater."
"Mutter hat nie über meinen Vater gesprochen", hörte sich Schramm sagen. "Er muss ein schlechter Mensch gewesen sein…"
Der Mann lachte diabolisch. "Ich bin dein Vater!"
Schramm bäumte sich auf. "Das ist nicht wahr. Das darf nicht sein!"
Der Mann lachte spöttisch. "Das, was du fast jede Nacht träumst, ist die Stunde, in der du von mir mit deiner Mutter gezeugt wurdest."
Schramm schüttelte entsetzt den Kopf. "Das ist nicht wahr. Mein Vater war…"
Der Mann verzog verächtlich das Gesicht. "Streng dich nicht an, mein Sohn. Du weißt bis heute nicht, wer dein Vater war. Niemand weiß es. Nur deine Mutter wusste es. Sie hat mich empfangen. Und im vergangenen Jahr hat sie ihr Geheimnis ins Grab mitgenommen."
Der Kerl lachte dreckig. "Ich kann das verstehen. Sie hat sich für das geschämt, was sie getan hat. Es ist keine Auszeichnung für eine Frau, wenn sie aller Welt erzählt, dass sie sich mit dem Teufel eingelassen hat."
Schramm schüttelte sich vor Ekel.
Der satanische Kerl grinste höhnisch. "Jawohl, mein Junge. Du hörst richtig. Sie hat sich mit dem Teufel eingelassen. Und wie du gesehen hast, hat es ihr riesigen Spaß mit mir gemacht."
"Nein!", keuchte Schramm bestürzt.
"Wir haben damals ein Kind gezeugt", kicherte der Fremde begeistert. "Wir haben dich gezeugt, Helmut Schramm! Du bist mein Sohn, Helmut Schramm! Du bist ein Sohn des Teufels."
Schramm warf sich verzweifelt hin und her. Er wollte diesen fürchterlichen Traum abstellen, doch es gelang nicht.
"Du bist nicht allein auf dieser Welt", sagte der Satan stolz. "Du hast eine Menge Brüder."
Schramm schrie im Traum gequält auf. "Du bist nicht mein Vater. Ich bin nicht dein Sohn!"
Der Teufel nickte grimmig. "Leider hast du in gewisser Hinsicht recht, Helmut Schramm! Du bist nicht so, wie ich dich haben will. Du bist nicht so wie deine Brüder. Du solltest böse sein. Du solltest mir ähneln. Aber den Einfluss deiner Mutter, das Gute in dir, ist zu stark ausgeprägt. Das ärgert mich. Aber ich bin sicher, dass ich dich noch eines Tages dorthin bringe, wo ich dich haben will."
"Niemals!"
"Du wirst es erleben! Der erste Schritt ist bereits getan."
"Gar nichts ist getan!", wehrte sich Schramm verzweifelt gegen den Satan.
"Du bist im Unterbewusstsein schlecht."
"Ich bin gut. Gut! Gut!"
"Nein, mein Sohn. Du bist schlecht. Ich weiß es. Du bist im Unterbewusstsein so, wie ich dich haben will. Aus diesem Grund hast du den Beruf des Schriftstellers gewählt. Nur deshalb schreibst du diese blutrünstigen Romane. Sie kommen dir aus der Seele. Du reagierst damit deinen bösen Trieb ab. Man kann es so tun oder durch Taten. Du hast die erste Möglichkeit gewählt, um mir ein Schnippchen zu schlagen. Aber du wirst damit keinen Erfolg haben. Ich habe weit mehr Möglichkeiten, dich zu beeinflussen, als du ahnst."
"Ich habe noch nie etwas Böses getan. Ich werde auch in Zukunft nichts Böses tun!", schrie Schramm.
Der Teufel lachte ihn spöttisch aus.
"Du hast in letzter Zeit viel Ärger gehabt. Ich erinnere an den Verleger Werner Hahn. An den Nachbarn Kurt Trost. An den Zöllner Ernst Seinitz. An den Polizisten Alex Jodorowski. An den Briefträger Peter Dimko. Sie alle kommen in deinem neusten Roman vor. Du hast ein Monster geschaffen, das Gorra heißt. Sie alle werden von Gorra auf die grausamste Weise umgebracht. Du rächst dich an diesen Personen auf deine Art. Auf eine unblutige Art, wie du meinst." Der Teufel grinste spöttisch. "Ich muss sagen, mir gefällt jede Zeile, die du geschrieben hast. Diese Leute haben dich geärgert. Du hattest im Unterbewusstsein den Wunsch, ihnen Leid zuzufügen. Du wolltest sie vernichten. Das Böse in dir wollte sie töten. Deshalb hast du ihnen in deinem Roman die Rolle der Opfer übertragen. Du hast dich an die Schreibmaschine gesetzt, um sie geistig umzubringen. Um sie totzuschreiben. Einen nach dem anderen hast du ermordet. So grausam wie möglich. Weil du der Sohn des Teufels bist. Weil du dich damit der Verantwortung entziehen wolltest, tatsächlich etwas Böses zu unternehmen. Doch ich war stets bei dir. Und ich kannte deine geheimsten Wünsche. Deshalb habe ich dir geholfen, deine Wünsche zu realisieren, mein Sohn. Ich habe alles, was du geschrieben hast, Wirklichkeit werden lassen. Du weißt, dass ich dazu in der Lage bin. Ich kann alles machen, was ich will. Gorra hat den Verleger tatsächlich zerfetzt. Auch all die anderen wurden Opfer des von dir geschaffenen Monsters."
Der Teufel lachte, dass Schramm kalte Schauer über den Rücken liefen.
"Ich bin froh, dass du diese Leute umgebracht hast, Helmut Schramm. Das beweist mir, dass du trotz allem doch mein Sohn bist. Selbst wenn sich dein Bewusstsein noch so sehr dagegen wehrt. Du bist mein Sohn!"
Ein schreckliches Gelächter hallte in Schramms Ohren.
Mit diesem schaurigen Lachen verschwand der Mann.