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DIE BEMANNTE RAUMFAHRT IST DAS TROPHÄENWEIB DES SUPERPHALLUS

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INNEN, SCHLAFKABINEErin und Urla sitzen sich auf dem Bett gegenüber – auf dem Kopf trägt Urla einen Kegel mit Flügeln, bemalt mit Filzstift, sodass er wie eine Rakete aussieht – auf der Seite der Schriftzug NASA, darunter ein Penis, unter dessen Hoden Flammen hervorschießen – sie sprechen in Walkie-Talkies.

ERIN (JERRIE COBB) (mit übertriebenem amerikanischen Akzent) Hey, NASA. Ich bin Jerry Cobb vom Mercury-13-Programm. Also, ich habe alles getan, was ihr von mir verlangt habt.

URLA (NASA) (mit schlechtem amerikanischem Akzent, tiefe Stimme, die männlich klingen soll) Mm-hmm. Was hast du gesagt?

Erin bricht in Gelächter aus.

URLA (in ihrer normalen Stimme/lacht) Hey. Was ist? Lachst du etwa über meinen Akzent?

ERIN Pscht!

Erin räuspert sich und verfällt wieder in ihren ernsthaften amerikanischen Tonfall.

ERIN (JERRIE COBB) Ich habe die gleichen Tests durchlaufen wie die Männer. Und hey, das Witzige daran ist: Ich habe sie alle meilenweit abgehängt.

URLA (NASA) (mit Akzent, gespielt misstrauisch) Was für Tests?

ERIN (JERRIE COBB) (lacht) Du weißt schon. Die ganzen geheimen Tests, die eure Astronauten durchlaufen müssen, bevor sie in den Weltraum fliegen dürfen.

URLA (NASA) (Pause) Keine Ahnung, was für Tests du meinst.

ERIN (JERRIE COBB) Dann lass mich dir auf die Sprünge helfen. Ich habe mir eiskaltes Wasser in die Ohren geschüttet, um zu sehen, wie es sich anfühlt, wenn man keinen Gleichgewichtssinn mehr hat. Ich habe mehrere Tage allein in einer Kiste verbracht. Ich bin auf einem Laufband gerannt, bis ich dachte, ich muss sterben. Ich habe radioaktive Flüssigkeit getrunken.

URLA (NASA) (aufgebracht) Wie hast du von den geheimen Tests erfahren? Sie sind geheim!

ERIN (JERRIE COBB) Ähm, also. Ein befreundeter Wissenschaftler hat uns vorgeschlagen, an den Tests teilzunehmen. Er hat gesagt, ihr selbst hättet kein Programm für Frauen, also hat er eins entworfen, um zu zeigen, dass ihr eins haben solltet.

URLA (NASA) (theatralisch herablassend) Und warum sollten wir das?

ERIN (JERRIE COBB) Weil all diese Daten dafürsprechen, dass es weitaus logischer ist, Frauen statt Männer in den Weltraum zu schicken.

URLA (NASA) (grinsend) Es gibt keine von der NASA durchgeführte Studie, die das beweist.

ERIN (JERRIE COBB) (flehend) Ach, bitte, NASA. Ich verspreche auch, dass ich euch nicht enttäuschen werde. Ich habe in den Belastungstests genauso gut abgeschnitten. Ich habe eine höhere Schmerzgrenze. In den psychologischen Tests habe ich alle Männer geschlagen. Ich bin so klein, dass man mich kaum bemerken wird, ich schwöre es. Ich brauche weniger Essen und Sauerstoff. Ich könnte sogar in einem kleineren Raumschiff fliegen. Und meine Fortpflanzungsorgane befinden sich alle innerhalb meines Körpers, also ist die Wahrscheinlichkeit, radioaktive Kinder zu kriegen, bei mir geringer.

Beide Mädchen lachen, dann reißen sie sich zusammen.

URLA (NASA) Das ist ja alles schön und gut, aber wir werden das Raumfahrtprogramm für Frauen nicht weiterverfolgen.

ERIN (JERRIE COBB) Aber warum nicht? Wir haben so hart dafür gearbeitet. Manche von uns haben deswegen ihre Arbeit oder ihren Ehemann verloren.

Urla/ NASA winkt abwehrend mit der Hand.

URLA (NASA) Dafür gibt es viele Gründe.

ERIN (JERRIE COBB)(mit verächtlichem Grinsen) Nenn mir einen guten Grund.

URLA (NASA) Ähm, mmh, äh. Ich bin nicht befugt, diese Information Dritten gegenüber zu enthüllen, die nicht einem offiziellen NASA-Programm angehören.

ERIN (JERRIE COBB) (lacht/gespielt verärgert) Ach, und warum zum Henker nicht?

URLA (NASA) (schleppend) Jetzt lass mal gut sein. Du nervst. Bist du verheiratet? Überleg doch mal, wie einsam sich dein Mann fühlen würde. Oder wenn du nicht verheiratet bist, denk an deinen Vater. Du weißt, dein Daddy würde nicht wollen, dass du da oben bist.

ERIN (JERRIE COBB) Meine Güte, alle Tests zeigen doch, dass ich dem gewachsen bin.

URLA (NASA) Die Tests sind nicht ausreichend beweiskräftig. Du könntest dort oben plötzlich ohnmächtig werden, oder was weiß ich. Und was, wenn du im Weltraum von einem Außerirdischen vergewaltigt wirst? Stell dir bloß vor, du würdest ein außerirdisches Wesen in dir tragen und auf unseren Planeten einschleppen.

Urla strafft sich, hebt ihre freie Hand und wedelt bestimmt mit dem Finger – fährt in ihrer besten rechthaberischen Stimme fort.

Wir werden das Programm für Frauen nicht fortführen wegen der Risiken, die es für die amerikanische Bevölkerung darstellen würde. Das ist mein letztes Wort.

Daraufhin stößt Erin/Jerrie Cobb einen frustrierten Schrei aus und schleudert ihr Walkie-Talkie auf die Bettdecke – Urla springt auf und verliert ihren Raketenhut – beide Mädchen lachen.

SCHNITT

Wildnis ist ein weibliches Wort

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