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XV. Kapitel

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Wenzel von Sicking fand den Erzbischof in seinem Zimmer gedankenverloren am Fenster stehend vor. Diether von Ysenburg hatte sich nicht einmal nach seinem Vertrauten umgedreht, als dieser den Raum betrat.

Nach einigen Momenten des Schweigens fasste sich von Sicking ein Herz und fragte: „Eure Eminenz, ist Euch nicht wohl? Kann ich Euch irgendwie dienlich sein?“

Bei diesen Worten drehte sich der Erzbischof um und sah von Sicking in die Augen. „Ihr könntet mir frohe Kunde überbringen, das würde meinen Gemütszustand erheblich verbessern. Berichtet mir, wie Euer Besuch bei Friedrich von der Pfalz verlaufen ist.“

„Nun, Eure Eminenz, es lässt sich gut an für uns. Der Kurfürst, dieser raffgierige Verschwender, hat sich genauso verhalten, wie ich es uns gewünscht habe. Erst hat er mich mit großer Skepsis und gespielter Ablehnung angehört. Sein Schauspiel war so gut, dass ich einige Male wirklich dachte, es sei ein Fehler gewesen, ihn zu fragen. Sehr überzeugend legte er mir zunächst dar, dass er Adolph von Nassau Treue geschworen habe und es mit seiner Ehre nicht zu vereinbaren sei, diesem gegenüber wortbrüchig zu werden. Doch als ich die Schenkungen von Bensheim, Lorsch und Heppenheim in Aussicht stellte, konnte ich sehen, wie seine Augen vor Gier zu glänzen anfingen. Da wusste ich, dass wir gewonnen hatten. Wenn es tatsächlich zu einem kriegerischen Konflikt kommen sollte, wissen wir ihn also auf unserer Seite.“

„Sehr gut gemacht, Wenzel, aber ein wirklich verlässlicher Partner scheint er mir nicht zu sein. Hoffentlich hält er Wort, zumindest bei uns.“

„Darauf kann man sich nie verlassen. Aber wer sollte ihm mehr bieten als diese fürstliche Entlohnung mit drei Gemarkungen? Die anderen werden ihm kein Angebot machen, solange sie nicht wissen, dass er die Seite gewechselt hat. Und wenn sie es erfahren, wird es zu spät sein. Wir werden Friedrich von der Pfalz mit seinen Truppen so einbinden, dass ein Verrat an uns reiner Selbstmord für ihn wäre. Er wird es sich zweimal überlegen, ob er sichere Pfründe für etwas aufgibt, von dem er nicht weiß, ob er es noch lebend in den Händen halten kann.“

„Und was ist, wenn er schon jetzt beginnt, den Preis für seine Truppen in die Höhe zu treiben, indem er bereits im Vorfeld zu Adolph von Nassau geht, um zu verhandeln?“

„Unmöglich, Eure Eminenz! Ich habe ihn wissen lassen, dass unser Vertrag in die richtigen Hände gelangt, sollte er mit uns ein falsches Spiel treiben. Und Ihr kennt Adolph von Nassau auch gut genug, um zu wissen, dass er sich auf so etwas nicht einlässt. Dafür hat er, trotz all seiner Machtgier, noch so etwas wie Stolz und Ehre im Leib. Nein, unser Bund mit Baden steht und wird so lange wie nötig auch dienlich sein.“

„Gut, gut! Morgen in aller Frühe werden wir gemeinsam nach Mainz aufbrechen. Es ist alles vorbereitet zur Abreise. Ich muss meine Amtsgeschäfte dort wieder aufnehmen. Ich habe mich schon zu lange auf Burg Hohneck aufgehalten. Ihr kennt doch das alte Sprichwort von den Mäusen, die auf dem Tisch zu tanzen beginnen, kaum dass die Katze aus dem Hause ist, nicht wahr?“

„Ja, aber eines habe ich Euch noch nicht gesagt. Ich habe jetzt endlich einen konkreten Verdacht, was den Namen des Verräters an Eurem Hofe angeht. Es wird Euch schwer treffen, denn wieder einmal zeigt sich, dass es oft die Nächsten sind, die einem in den Rücken fallen.“

Diether von Ysenburg sog geräuschvoll die Luft ein, bevor er hervorstieß: „Wer ist es? Raus damit!“

Von Sicking zog ein gefaltetes Stück Papier aus seiner Hosentasche und reichte es dem Erzbischof. „Dies gebe ich genauso an Euch weiter, wie es mir mein Verbindungsmann übergeben hat – und ich enthalte mich eines Kommentars.“

Diether von Ysenburg nahm das Papier, entfaltete und las es, während sein Gesicht aschfahl wurde. Er musste sich am Tisch abstützen und stammelte: „Das darf nicht wahr sein! Dieser falsche Hund!“

Schattenfehde

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