Читать книгу Schattenfehde - Alf Leue - Страница 6
Prolog
ОглавлениеNun, da meine Zeit gekommen ist, so sitze ich hier in Demut vor unserem Herrn und bezeuge mit der Hand auf der Heiligen Schrift, dass dies hier von mir persönlich niedergeschrieben ward und vor Gott die Wahrheit ist. Nichts habe ich fortgelassen oder gar hinzugefügt. Und sollte es dennoch geschehen sein, so tat ich dies aus Unkenntnis, der Herr möge es einem alten Manne gnädig nachsehen.
Dies ist die Geschichte des Berthold Graychen, der als Sohn eines einfachen Hübners geboren wurde und heranwuchs in Langen, welches in der Wildbann Dreieich, im Bistum des Grafen Diether von Ysenburg, dem Erzbischof zu Mainz, zwei Meilen von Frankfurt am Main, gelegen ist.
Er und seine Familie, seine Verlobte, als auch seine Freunde wurden von finsteren Machenschaften vertrieben, verfolgt und gehetzt. Freund und Feind, Lieb und Schmerz traf er auf seiner Flucht und hernach sich selbst auf seinem Weg, den er so lange gesucht hat.
So seltsam ist der Verlauf dieser Geschichte, so eigentümlich das Geschehen um das Geheimnis der Schwäne und des schwarzen Schwans und so befremdlich die Gabe meines jungen Freundes, dass man sich dereinst wird sträuben, zu glauben, was hier geschrieben steht.
Die offiziellen Schriften verkünden eine Geschichte, mit der man sich wohl zufrieden geben soll. In Leder gebundene Lügen und Seiten voll von Täuschungen und famae! Doch ich erhebe Anspruch auf die einzige Wahrheit. Gott ist mein Zeuge.
Auf dass niemand später sagen könne, es sei so nicht gewesen, zum Zeichen des Dankes und zur Ehre meines Freundes Berthold Graychen, der unser aller Schicksal durch Glauben, Liebe und Kraft vom Schlechten zum Guten gewendet, der die Wahrheit über die hinterlistigen Umtriebe des Graf Adolph von Nassau gegen den edlen Herrn Graf Diether von Ysenburg erhellt hat, der die Schattenfehde des Dunkels beraubte, soll diese Chronologie von mir geschrieben sein und in seinem ewigen Gedenken die Zeiten überdauern.
Augustein von Hohenstein, anno Domini 1496