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XVI. Kapitel

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Katharina hielt inne. Sie wollte gerade wieder die steilen Stufen zu ihrem Zimmer nach oben gehen, da schien es ihr, als hätte sie im Augenwinkel eine Bewegung wahrgenommen. Ein dringendes Bedürfnis hatte sie mitten in der Nacht gezwungen, auf den Abort zu gehen. Durch die offene Tür des Arbeitszimmers ihres Vaters und das halb geöffnete Fenster, das zur Vorderseite gelegen war, schaute sie angestrengt in die Dunkelheit. Nichts war zu erkennen. Doch sie war sich sicher, etwas gesehen zu haben. Katharina duckte sich, huschte lautlos in das dunkle Arbeitszimmer und drückte sich direkt neben dem mit Haut bespannten Fenster an die Wand. Sie hielt den Atem an und spähte angestrengt durch den Fensterspalt in die Nacht.

Plötzlich erkannte sie eine Gestalt, die mit der Dunkelheit zu verschmelzen schien. Sie stand an der Seite des Grundstücks auf der Gasse. Katharina konnte kein Gesicht erkennen und nur manchmal löste sich der dunkle Umriss verschwommen aus der ihn umgebenden Finsternis. Jemand beobachtete offensichtlich das Haus. Katharina überlegte kurz, ob sie ihren Vater wecken sollte, verwarf aber diesen Gedanken schnell wieder. Was hätte er auch machen sollen? Hinausgehen und den Fremden ansprechen? Entweder würde dieser die Flucht ergreifen oder aber es drohte Gefahr. Zumindest war sich Katharina sicher, dass sie nicht entdeckt worden war. Nicht zuletzt war sie froh darüber, dass sie ihren Beobachter gesehen hatte. Es konnte nur von Vorteil sein, zu wissen, dass offenbar irgendwer sehr an ihrer Person und an der ihres Vaters interessiert war. Warum sonst sollte jemand zu nachtschlafender Zeit ihr Haus beobachten?

Bevor Katharina in ihre Kammer zurückging, schob sie sicherheitshalber den schweren Riegel der Haustür zu und überprüfte auch, dass die Tür des Seiteneingangs in der Küche richtig verschlossen war. Dann ging sie die Treppe nach oben, legte sich auf ihr Strohlager und zog sich die grobe Leinendecke bis unters Kinn. Sie musste an Berthold denken und betete für ihn. Nach kurzer Zeit fiel sie, umhüllt von Traumfetzen und den Eindrücken der letzten Tage, in einen unruhigen Schlaf.

Am nächsten Morgen erzählte Katharina ihrem Vater von ihrem nächtlichen Erlebnis. Ambrosius Kufner war sichtlich erbost. Doch plötzlich sagte er, mehr zu sich selbst als zu seiner Tochter: „Das habe ich mir gedacht.“

„Was meinst du damit?“

„Das erfährst du noch früh genug“, entgegnete Ambrosius bestimmt, „ich werde es dir erzählen, wenn die Zeit gekommen ist, Katharina. Nur so viel möchte ich dir sagen: Etzelroth hatte mich, wie du ja weißt, zu sich auf die Burg Hayn bestellt und mir einen Auftrag außerhalb der Städte Langen und Dreieichenhayn angekündigt.“

„Außerhalb der Städte?“, fragte Katharina verwundert, „aber wohin …“

Ambrosius Kufner hob die Hand und unterbrach seine Tochter. „Ich weiß es selbst nicht, aber das spielt jetzt keine Rolle. In jedem Fall hat er mir durch die Blume gesagt, dass wir unter Beobachtung stehen und uns ohne sein Wissen besser nicht aus Langen wegbewegen sollten. Folglich denke ich, dass der Mann, den du gestern Nacht gesehen hast, zu Etzelroths Leuten gehört. Wir sollten uns besser an ihn gewöhnen. Er oder ein anderer werden nicht zum letzten Male hier gewesen sein. Vor allem solltest du dich an Etzelroths Weisung halten, sonst bringst du uns in Schwierigkeiten.“

„Also sind wir Gefangene in unserer eigenen Stadt?“, fragte Katharina entsetzt.

Ambrosius Kufner zögerte kurz, antwortete dann aber: „Ja, so ist es wohl leider.“

„Aber warum, um alles in der Welt? Was haben wir getan?“

„Ist das denn so schwer zu begreifen? Denk nach, Katharina!“

„Berthold?“, fragte sie zögerlich.

Ihr Vater nickte. „Warum sonst?“

Schattenfehde

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