Читать книгу Texas Colts - Western Sammelband 7005 August 2019 - 7 Wildwestromane in einem Band - Alfred Bekker - Страница 14

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„Die Kutsche kommt“, meldete Matt. „Sie muss in drei, vier Minuten hier sein.“

Seine Stimme verriet die große Anspannung, die alle in der Station befallen hatte. Seit Stunden warteten sie auf diesen Moment. Die Banditen lauerten auf die große Beute.

Und Laura Campbell und Eleanor und Floyd Chamber wussten, dass die nächsten Minuten über Leben und Tod entscheiden würden. Sie konnten nichts tun, nur hoffen und beten.

Die beiden Frauen hockten gefesselt und geknebelt in einer Ecke des Hauptraumes. Floyd Chamber war nicht gefesselt. Ihn brauchten die Banditen für ihren Plan. Sie hatten gedroht, die beiden Frauen zu töten, wenn er nicht spurte. Wenn alles nach Plan verlief, wollten sie ihn und die beiden Frauen am Leben lassen.

Floyd Chamber bezweifelte, dass sie ihr Wort hielten. Und er bezweifelte, dass alles planmäßig verlief. Denn - Bob war verschwunden.

Der Bandit, der die Gegend abgesucht hatte, war unverrichteter Dinge zurückgekehrt. Er hatte erzählt, dass er am Creek Büchsen und zerschossene Flaschen gesehen hatte. Floyd Chamber hatte behauptet, dass er gelegentlich Schießübungen veranstaltete und den Spott der Banditen über sich ergehen ließ.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Floyd Chamber noch Hoffnung gehabt. Bob war in Sicherheit und konnte Hilfe holen. Er konnte der Kutsche entgegenlaufen und die Leute warnen. Es war mit Hilfe zu rechnen. Erst später war Floyd Chamber klargeworden, wie teuflisch das Vorgehen der Banditen war. Sie hatten die beiden Frauen als Geiseln. Die Leute, die mit der Kutsche kamen, konnten nichts unternehmen, ohne das Leben der Geiseln zu gefährden.

Floyd Chamber hoffte fast, dass Bob nichts unternommen hatte, dass er sich irgendwo versteckt hielt. Vielleicht wird er als einziger überleben, dachte Chambers.

„Du weißt Bescheid“, sagte der Banditenboss gerade. „Du benimmst dich wie immer. Die Leute in der Kutsche sollen keinerlei Verdacht schöpfen. Wir stehen hier am Fenster und haben alles im Auge. Sollte etwas schief gehen, sterben die beiden Frauen.“

Floyd Chamber blickte zu seiner Frau und zu Laura. Er sah die Angst in ihren Augen, und er fühlte sich so hilflos wie nie zuvor in seinem Leben.

Wenn ich doch nur nicht so alt wäre, dachte er. Früher hätte ich kämpfen können. Der Bandit, der mich am Stall überrascht hat, wäre gar nicht mehr zum Schuss gekommen. Aber heute? Vielleicht hat die Postkutschen-Gesellschaft recht. Sie hätten die Station längst einem Jüngeren übergeben, wenn er sich nicht dagegen gesträubt hätte. Sein verdammter Stolz. Er hatte diesen Typen von der Gesellschaft klargemacht, dass er noch gut für sich und den Betrieb auf der Station sorgen könne. Und außerdem sei sein Sohn ein hervorragender Schütze. Bitterkeit erfüllte Floyd Chamber. Vielleicht hatte Bob sogar recht, wenn er jeden Tag das Schießen übte. Es gab keinen Frieden auf der Welt. Floyd Chamber hatte geglaubt, den Frieden gefunden zu haben - bis jetzt.

Und er bedauerte jetzt, dass er damals seiner Frau geschworen hatte, den Revolvergurt abzulegen. Er hatte ihn unter einer Diele im Schlafzimmer versteckt, damit Bob ihn nicht fand und Fragen über die Kerben am Griff stellte.

„Los, geh jetzt raus!“ Die scharfe Stimme des Banditenbosses riss Chamber aus seinen Gedanken. „Und denk an deine Frau und deine Tochter!“

„Vor allen Dingen an die Tochter“, sagte Rufus und kicherte.

Floyd Chambers hatte Laura als seine Tochter ausgegeben, als dieser gemeine Rufus sie zwingen wollte, sich zu entkleiden. Aus irgendeinem Grunde hatte der Boss Rufus daraufhin zurückgepfiffen. Floyd Chamber mochte Laura wie eine Tochter. Er konnte sich gar nicht vorstellen, dass sie eines Tages die Station wieder verlassen könnte.

Das Schicksal hatte Laura eines Tages zu ihnen geführt. Vielleicht war es ihr Schicksal, mit ihnen zu sterben. Und Eleanor. Sie hatte ihr Leben mit ihm geteilt. Es war ein glückliches, zufriedenes Leben gewesen, wenn man einmal von den schweren Zeiten absah, die es im Leben eines jeden Menschen gibt und die in der Erinnerung gar nicht mehr so schwer erscheinen.

Er dachte an den Tag, an dem er sie kennengelernt hatte. In einem billigen Tingeltangel. Aber sie war der Star des Programms gewesen. Sie hatte gesungen und getanzt, sehr verführerisch, und er war wie alle anderen Zuschauer ganz verrückt auf sie gewesen. Als die Schau zu Ende gewesen war und er noch überlegt hatte, ob er sie zu einem Drink einladen sollte, war sie zu ihm an den Tisch gekommen und hatte gesagt: „Ich bin es ja gewohnt, von Männern angeglotzt zu werden. Die meisten starren auf den Busen, den Po und die Beine. Ganz selten schaut mir auch mal jemand in die Augen. Aber so wie Sie hat mich noch niemand angesehen. Ich wette, ich gefalle Ihnen auch ohne die Schau. Also, was ist, begleiten Sie mich in mein Hotel?“

Er hatte sie begleitet. Gleich bis in ihr Zimmer. Und eine Woche später waren sie getraut worden ...

Alle diese Gedanken rasten durch Floyd Chambers Hirn.

Könnte ich doch nur etwas tun!, schrie eine Stimme in ihm.

Seine Haltung straffte sich, als er jetzt zur Tür schritt.

Vielleicht gab es doch noch eine Chance? Wenn Bob die Begleitmannschaft gewarnt hatte, dann musste er jetzt dafür sorgen, dass die Männer nichts unternahmen. Er wollte sie anflehen, die Geiseln nicht zu gefährden und das Geld, von dem die Banditen gesprochen hatten, kampflos zu übergeben. Vielleicht gaben sich die Banditen damit zufrieden und verschwanden. Vielleicht ging dann doch alles ohne Blutvergießen ab.

Er sah, wie die drei Banditen mit schussbereiten Gewehren an den beiden Frontfenstern in Position gingen, als er die Tür aufstieß und in die grelle Sonne hinaustrat. Seine Kehle war trocken, und das flaue Gefühl in seinem Magen nahm noch zu. Er ließ die Tür halb offen stehen, wie es ihm die Banditen befohlen hatten. Sie hatten über vieles Bescheid gewusst, über die Route der Kutsche, über die Anzahl der Wächter und über die Höhe der zu erwartenden Beute - obwohl sie die Summe nicht genannt hatten. Das ließ nur einen Schluss zu: Sie mussten einen Tipp bekommen haben. Es waren eiskalte Verbrecher, für die ein Menschenleben nichts zählte.

Floyd Chambers fragte sich in Gedanken, wer von den dreien der Gefährlichste war.

Dieser Jeff, der Boss? Er gab die Befehle und war anscheinend der gerissenste und kaltblütigste von dem Trio.

Matt? Offensichtlich ein Trinker. Er war gereizt und mürrisch gewesen, bis der Boss ihm erlaubt hatte, von Chambers Whisky zu trinken. Auch ein gefährlicher Bursche. Jähzornig, unberechenbar.

Und dieser Rufus mit seinem irren Gekicher? Er war gewalttätig und verkommen. Er hätte wahrscheinlich Laura vor aller Augen vergewaltigt, wenn der Boss das nicht verhindert hätte. Alle drei waren die Ausgeburt der Hölle.

Floyd Chambers ging wie in Trance ein paar Schritte vor die Station und beschattete die Augen, wie er es immer tat, wenn er das Nahen der Kutsche beobachtete.

Die fahren wie die Wilden, dachte er besorgt. Hoffentlich greifen sie nicht die Station an, bevor ich ihnen sagen kann, dass die Banditen zwei Frauen als Geiseln haben. Aber das muss ihnen doch klar sein, wenn Bob ihnen alles erzählt hat. Floyd Chamber war nicht mehr fähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Mit einer müden Bewegung wischte er sich über die schweißnasse Stirn. Und er schickte ein Stoßgebet gen Himmel, dass alles gutgehen möge.

Texas Colts - Western Sammelband 7005 August 2019 - 7 Wildwestromane in einem Band

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