Читать книгу Texas Colts - Western Sammelband 7005 August 2019 - 7 Wildwestromane in einem Band - Alfred Bekker - Страница 23
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ОглавлениеMündungsfeuer blitzten durch die Nacht.
Die Tür der Station hing schief in den Angeln und brannte. Ebenso ein Fensterladen. Nach der Explosion waren Flaschen an der Hauswand zerschellt. Wahrscheinlich hatten sie Alkohol enthalten. Qualm waberte durch die Schießscharten in die Station. Pulverrauch zog durch die Dachluke ab. Es war heiß in der Station.
Und die Eingeschlossenen wussten, dass sie zum Sterben verdammt waren.
Die Explosion hatte zwar das Gebäude erzittern lassen, doch sie war nicht stark genug gewesen, um es zum Einsturz zu bringen. Bei der zweiten Explosion durchfuhr Chaco ein siedend heißer Schreck. Die Südseite des Gebäudes! Kein Verteidiger war dort. Und wenn es den Apachen gelang, die Wand zu sprengen ...
Chaco stülpte sich bereits den Kopfschutz über. Er musste aufs Dach. Und er hatte nicht einmal mehr Zeit, die komplette Holzrüstung anzulegen.
Durch das Krachen der Schüsse waren jetzt Hufschlag und die kehligen Schreie der Apachen zu hören.
„Die Südseite!“, rief Chaco Tony zu. „Gib Barrymore ein Gewehr!“
Tony ließ seine leergeschossene Winchester fallen und schoss mit dem Revolver weiter. Laura stand am anderen Fenster und schoss ebenfalls.
Chaco bewunderte die Tapferkeit der Frau. Er bewunderte auch Ma Chamber. Mit fliegenden Fingern lud die alte grauhaarige Frau Waffen auf.
Floyd Chamber und Wilder verteidigten die Rückseite des Gebäudes. Die Nordseite war fensterlos, und wie Chaco von Chamber erfahren hatte, war diese Wand doppelt so stark wie die anderen.
Chaco presste sich auf das Dach und feuerte auf die Krieger an der Südseite. Die Apachen griffen von allen Seiten an. Big Cloud hatte wirklich viel von seinem weißen Lehrer gelernt. Aber er beging einen entscheidenden Fehler. Er fühlte sich zu siegessicher. Er wartete nicht ab, bis das Feuer die Weißen aus dem Haus trieb. Er wurde von Rachegefühlen getrieben und vergaß eine der größten Tugenden der Indianer: Geduld!
Chaco sah Big Cloud. Er erkannte ihn an der Apachenhaube.
Und Chaco feuerte.
Big Cloud stürzte vom Pony. Chaco hatte ihn in die Schulter getroffen.
Big Cloud rollte durch den Staub. Der Krieger, der neben dem Häuptling geritten war, zügelte sein Pony und sprang zu seinem Häuptling hinab. Er half Big Cloud auf den Pferderücken. Chaco ließ ihn gewähren. Er schoss auf das Pferd eines Angreifers, der bereits bis auf zwei Längen an der Tür war und auf die Fenster feuerte.
Im nächsten Augenblick sah Chaco die Reiter im Süden. Sie waren nur schemenhaft im Dunkel zuerkennen, aber dann blitzten ihre Mündungsfeuer auf. Und durch das Hämmern der Gewehre ertönte das Signal einer Trompete.
Soldaten? Chaco hätte jubeln mögen.
Es war nur ein kleiner Trupp. Aber er tauchte für alle so überraschend auf, dass in dem Chaos die Stärke gar nicht so wichtig war. Und die Trompete war vielleicht erschreckender für die Apachen als das Gewehrfeuer. Sie kannten das Signal. Sie fürchteten es. Oft genug war das Trompetensignal der Weißen der Auftakt zum großen Sterben für die Apachen geworden. Fast panisch ergriffen sie die Flucht.
Big Cloud hatte den Befehl zum Rückzug gegeben, aber das konnte keiner der Weißen wissen.
Chaco atmete auf. Fast mechanisch zog er die Ersatzpatronen aus der Tasche und lud die Winchester auf.
Immer noch peitschten Schüsse.
Die Reiter, die Chaco noch für Soldaten hielt, schossen hinter den fliehenden Apachen her.
„Das ist doch nicht mehr nötig“, murmelte Chaco und kletterte durch die Luke vom Dach hinab.