Читать книгу Texas Colts - Western Sammelband 7005 August 2019 - 7 Wildwestromane in einem Band - Alfred Bekker - Страница 25
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ОглавлениеFünf Tage später trafen sie in Fort Bowie ein - mit der von Kugeleinschlägen übersäten Kutsche.
Der Sheriff und seine Männer waren noch zwei Tage auf der Station geblieben. Dann waren die Chambers mit der planmäßigen Kutsche nach Lordsburg gefahren. Floyd Chamber hatte sich entschlossen, das Leben in der Einsamkeit aufzugeben.. Er wollte das Angebot der Postkutschengesellschaft annehmen und im Verwaltungsbüro in Lordsburg am Schreibtisch arbeiten.
Die Leitung der Pferdewechselstation, die den Namen „Chamber’s Inn“ behalten sollte, wurde einem Jüngeren übertragen. Chambers Nachfolger hatte vier erwachsene Söhne und wollte zusätzlich zur Station noch eine Farm aufbauen.
Der Sheriff brachte den gefangenen Barrymore zur Stadt. Laura Campbell fuhr mit den Chambers nach Lordsburg. Der Sheriff verschaffte ihr einen Job bei seiner Schwester, die das größte Hotel von Lordsburg führte.
Chaco dachte an Laura, als die Kutsche in Fort Bowie eintraf. Eine interessante Frau. Sie wollte einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen und neu beginnen. Vielleicht gemeinsam mit dem Deputy. Die beiden waren sich in den zwei Tagen auf der Station nähergekommen. Chaco hatte Laura viel Glück gewünscht.
Der Abschied in Lordsburg war ein wenig traurig gewesen. Er wäre gern noch ein wenig länger bei Laura geblieben - trotz des Deputys. Er dachte an den langen, zärtlichen Kuss, den Laura ihm beim Abschied vor den Augen aller anderen gegeben hatte, und er lächelte in Gedanken über Tonys Bemerkung: „Warum hast du es bei den anderen Indianern nicht ebenfalls mit einem Bussi versucht? Große Wolke wäre aus allen Wolken gefallen, hätte sich den Hals oder sonst was gebrochen, und wir wären alle Sorgen los gewesen.“
Dann verging Chaco das Lächeln, denn Wilder legte seinen berühmt berüchtigten „Wilder-Stop“ hin. Chaco, der in Gedanken versunken war, wurde durch die Kutsche geschleudert und prallte gegen Tony.
„He, Indianer, keine Vertraulichkeiten“, sagte Tony grinsend und schob Chaco von seinem Schoß fort. „Ich bin bei Kathy schon in festen Händen.“
„Alles aussteigen!“, brüllte Wilder vom Kutschbock. „Wir sind da! Pünktlich auf die Sekunde.“ Und nach einem markigen Fluch: „Allerdings ein paar Tage später.“
„Mit alle meint er uns beide“, sagte Tony und hob seinen Hut auf, der ihm bei Wilders wildem Halt und Chacos Anprall vom Kopf gerutscht war.
Keiner lachte, als sie dem Captain gegenübertraten und den Verlust der Kassette meldeten.
Tony war der Wortführer. Er servierte dem Captain die Meldung scheibchenweise.
Captain Mike Andersons Miene war ernst, als er von Elmores und Masters Tod und von Barrymores Festnahme hörte.
Erst als Tony nach einer langen und farbigen Schilderung der Ereignisse damit herausrückte, dass die Kassette den Indianern in die Hände gefallen war, hellte sich die Miene des Captains auf.
„Die Kassette ist weg“, wiederholte Tony, weil er annahm, der Captain habe ihn nicht verstanden.
Captain Mike Anderson grinste. Er war ein großer, schlanker Mann Mitte Dreißig, mit einem Gesicht, das etwas Spitzbübisches hatte. Und er grinste spitzbübisch.
„Wieviel war denn drin?“, fragte Tony verwundert. „Warum grinsen Sie so?“
Auch Chaco konnte sich keinen Reim auf das Verhalten des Captains machen. Aber er begann etwas zu ahnen.
„Mein lieber Mister Tony“, sagte der Captain. „Das ist ein Militärgeheimnis. Und ihr drei seid Zivilisten.“ Sein blauen Augen blickten von Tony zu Chaco und Wilder. „Aber, nachdem ihr drei euren Job tadellos erledigt habt, will ich nicht so sein und euch das Militärgeheimnis verraten. Die Kassette war leer.“
„Was?“, fragten Tony und Wilder wie aus einem Munde. Tony starrte den Captain entgeistert an. Dann schaute er zu Chaco und stieß ihm den Ellbogen in die Seite. „He, Indianer, warum sagst du nichts? Hast du etwa davon gewusst?“
„Nein“, sagte Chaco. „Aber ich hätte mir’s denken können.“
Der Captain lächelte.
„Ich danke dir, Chaco, dass du mir den Gefallen getan und den Job angenommen hast. Ich wusste, dass es ein gefährlicher Job werden könnte. Aber ich wusste auch, dass du der richtige Mann dafür bist. Einer in der Mannschaft musste ein Verräter sein. Ich wusste nicht, ob eure Kutsche nun tatsächlich überfallen werden würde, aber ich hoffte es.“
Er bot den Männern Zigarillos an. Chaco und Tony rauchten. Wilder nicht.
„Ihr habt eine Erklärung verdient“, fuhr der Captain fort. „Als ich meinen Freund Chaco nach Albuquerque schickte, um den Transport zu begleiten, waren meine Kollegen dort bereits instruiert. Mehrere geheime Transporte waren überfallen worden. Alles wies darauf hin, dass nur jemand aus der Wachmannschaft den Banditen die Tipps gegeben haben konnte. Da entschlossen wir uns, dem Verräter eine Falle zu stellen. Wir streuten in Albuquerque das Gerücht aus, dass eine Riesensumme nach Fort Bowie überbracht werden sollte. Der eigentliche Transport ist bereits seit über einer Woche hier. Ihr solltet die Banditen nur ablenken.“ Der Captain blickte von einem zum anderen, bevor er fortfuhr. „Ich hoffte, dass alles unblutig verlaufen würde. Ihr seid erfahrene Leute. Ihr hättet sicher nicht euer Leben aufs Spiel gesetzt für eine leere Kassette.“
„Aber das Ding war doch versiegelt. Wie konnten wir denn ahnen, dass gar nichts drin war?“ Tony blickte den Captain erstaunt an. Dann kapierte er. „Sie sind vielleicht ein Schlitzohr“, murmelte er.
„Ich gebe Ihnen völlig recht“, sagte der Captain schmunzelnd. „Sie haben den Job aber akzeptiert, obwohl Sie ausdrücklich auf die Gefahren hingewiesen wurden. Sie haben den Job freiwillig angenommen. Sie sind ausführlich darüber belehrt worden, dass Sie mit einem Überfall zu rechnen haben. Das haben Sie akzeptiert. Was macht es da schon für einen Unterschied, ob die Kassette nun leer war oder randvoll?“
Tony tauschte einen Blick mit Chaco.
„Da hat er nun auch wieder recht“, murmelte Tony.
„Ich rechnete allerdings nicht mit einem Indianerangriff“, sagte Mike Anderson. „Aber dazu führten ja, wie wir wissen, einige unglückliche Umstände. Ich danke Ihnen für Ihre Mitarbeit. Ich habe bereits angeordnet, dass Sie die doppelte Prämie erhalten. Dafür bestehe ich darauf, dass Sie den zweiten Teil der Vereinbarung einhalten. In zwei Tagen werden Sie mit einer neuen Mannschaft wieder zurück nach Albuquerque fahren.“
„Auf zu Kathy!“, rief Tony.
„Wer ist denn das?“, fragte der Captain verwundert.
„Das ist ein Zivilgeheimnis“, erwiderte Tony und zwinkerte Chaco und Wilder zu. „He, Captain fahren wir diesmal mit ’ner leeren Kassette oder mit ’ner vollen?“
„Das ist Militärgeheimnis“, sagte Mike Anderson.
ENDE