Читать книгу Die besten 12 Strand Krimis im September 2021 - Alfred Bekker - Страница 45
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ОглавлениеAllisons Privatadresse lag in Riverdale. Er bewohnte ein Reihenhaus, das bereits abgezahlt sein musste, denn von seinen Bezügen bei HELP hätte er sich die Rate unmöglich leisten können.
Ich parkte den Sportwagen am Straßenrand. Wir stiegen aus, gingen zur Haustür und klingelten. Keine Reaktion. Unterwegs hatten wir erneut mehrfach versucht, Allison über Handy zu erreichen.
Vergeblich.
„Sein Wagen ist nicht da, was erwartest du also, Jesse? Wahrscheinlich ist Allison wieder irgendwo in der South Bronx unterwegs, um einer armen Seele zu helfen.“
„Wir könnten sein Handy orten lassen!“
Noch während wir zum Wagen zurückkehrten, nahm ich das Handy ans Ohr. Ich hatte Max Carter am Apparat.
Ich gab ihm die Nummer des Handys durch. Es handelte sich um einen regulären Vertragsanschluss, also kein Prepaid-Gerät, bei dem man sein Guthaben im Voraus bezahlen muss.
Wir setzten uns in den Sportwagen und warteten darauf, dass uns Max angab, wohin wir fahren mussten.
Die Überraschung war groß, als er sich wieder meldete und uns eröffnete, dass wir uns ganz in der Nähe des gepeilten Signals befanden.
„Wir sind in unmittelbarer Nähe seines Hauses“, versicherte ich.
„Dann muss sich das Gerät darin befinden. Zumindest sein Handy.“
„Danke, Max.“
Ich unterbrach die Verbindung und sah Milo an. „Ihm könnte etwas passiert sein.“
„Oder er hat sich aufs Ohr gehauen und sein Handy leise geschaltet, Jesse! Deine Hypothese ist schon ziemlich gewagt!“
„Ja, aber sie erlaubt es uns, auch ohne einen Durchsuchungsbefehl in die Wohnung einzudringen, Milo!“
Wir stiegen aus. Auf unser mehrmaliges Klingeln reagierte wieder niemand. Das Türschloss wirkte recht massiv und entsprach moderner Sicherheitsnormen. „Sehen wir uns doch mal die Rückfront an“, schlug ich vor.
Wir klingelten bei den Nachbarn, wiesen uns aus und durchquerten deren Reihenhaus, sodass wir zur Rückfront gelangten. Über die Balkontür ließ sich spielend leicht einsteigen.
Mit gezogener Dienstwaffe sahen wir uns überall um. Aber es waren keinerlei Spuren irgendeiner Gewalttat zu erkennen. Doch es sprach einiges für einen sehr schnellen Aufbruch. In der Küche fand sich ein Teller mit Spaghetti, der allenfalls zur Hälfte leer gegessen war.
Das Handy lag auf dem Küchentisch.
„Er muss es wirklich sehr eilig gehabt haben“, stellte ich fest.
Ein paar messingbeschlagene Cowboystiefel lagen auf dem Boden.
„Vielleicht hatte er etwas vorn, wobei er bequemes Schuhwerk braucht“, meinte ich.
Wir sahen uns im Haus um. Ein Raum glich einem Totenschrein für Allisons Sohn. Eine Staubschicht hatte sich bereits auf die Möbel gelegt. Es sah fast so aus als wäre hier nichts mehr verändert worden, seit es zu der Überdosis gekommen war.
Auf dem Tisch lagen Zeitungsausschnitte über den Fall. Sie waren wirkungsvoll aneinandergereiht worden und berichteten über den Tod des damals gerade erst Neunzehnjährigen.
An der Wand hingen Bilder von Männern aus der South Bronx. Die darunter auf kleine Schildchen geschriebenen Namen brachten uns schnell auf die richtige Spur. Es handelte sich wohl ausschließlich um bekannte Größen der Drogenszene in der Bronx. Vier Gesichter waren durchgestrichen. Das vierte gehörte Cole Davis.
„Offenbar hat James Allison in seinem Rachefeldzug noch einiges vor!“, stellte ich fest.
Milo nickte. „Nur wissen wir leider nicht, auf wen er es jetzt abgesehen hat!“
„Vielleicht geht er einfach in der Reihenfolge vor, wie die Bilder hier hängen.“ Ich deutete auf einen Zeitungsausschnitt, der ein vor dem Gerichtsgebäude stehenden Mann zeigte, der sich in Begleitung mehrerer Sicherheitskräfte befand. „Ist das nicht Paco Moreno?“, fragte ich.
„Wenn das sein nächstes Opfer sein soll, hat er sich aber einiges vorgenommen.“
Ich deutete auf ein Foto, dass offenbar aus einem Wagen aufgenommen worden war. Jedenfalls konnte man den Rückspiegel an der Seite sehen. Es zeigte einen Mann vor dem Billard-Lokal ‚The Trap’, bei dem es sich ebenfalls um jemanden handelte, von dem wir bislang nur ein veraltete Fotos gesehen hatten, die über NYSIS zugänglich waren.
„Monty Gordon!“, stieß ich hervor. „Jetzt ergibt es auch einen Sinn, dass er bei Linda Curtiz auftauchte!“
„Eins zu null für dich Jesse“, gab Milo zu. Er atmete tief durch. „Was immer man nu auch von James Allison halten mag, er scheint sich sehr gründlich auf seine Taten vorzubereiten.“
„Er war ein Cop, Milo“, gab ich zu bedenken.