Читать книгу Die besten 12 Strand Krimis im September 2021 - Alfred Bekker - Страница 55

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Roberto Tardelli stellte seinen Jeep auf dem Hof der einzigen Tankstelle des Ortes ab. Er wusste, dass der Mann, der hier neben der Tankstelle eine kleine Werkstatt hatte, mehrere hundert Meter entfernt wohnte. Niemand würde den Wagen hören, denn als er ihn am Nachmittag hergebracht hatte, hatte er behauptet, mit dem Verteiler sei etwas nicht in Ordnung.

Roberto öffnete leise die Motorhaube und lockerte die Zündkabel. Schließlich sollten die Leute vermuten, dass er an diesem Abend das Dorf überhaupt nicht verlassen hatte. Geräuschlos schloss er die Motorhaube und schlich vorsichtig zu dem sogenannten Hotel, in dem er seit gut einer Woche wohnte.

Roberto sah auf seine Uhr. Es war noch gar nicht so spät. Man täuschte sich leicht, da es verhältnismäßig früh dunkel wurde.

Er zwängte sich zwischen zwei dicht nebeneinander stehenden Hütten durch, um auf die Rückseite des Hotels zu kommen. Es war ein altes einstöckiges Haus, in dessen Erdgeschoss das einzige Café des Ortes untergebracht war. Im ersten Stock gab es drei oder vier Zimmer, die an Gäste vermietet wurden. Erstaunlicherweise war es relativ sauber, und das Essen war auch zu genießen, obwohl Roberto sich erst daran gewöhnen musste.

Sein Zimmer lag auf der Rückseite des Hauses. Im Zimmer brannte Licht. Das war auch richtig so, denn er selbst hatte es brennen lassen. Man sollte vermuten, dass er sich den ganzen Abend dort aufgehalten hatte.

Er stieg auf einen Kistenstapel, von dem aus er bequem den Sims erreichen konnte, der unter seinem Fenster entlangführte. Er fuhr herum, als ein scharrendes Geräusch hinter ihm ertönte aber es war nur einer der zahlreichen herumstreunenden Hunde.

Roberto stieß das Fenster auf, das er nur angelehnt hatte, und schwang sich in sein Zimmer. Rasch überflog er alles, aber in der Zwischenzeit schien niemand hier gewesen zu sein. Er prüfte die Tür, aber sie war noch verschlossen. Rasch zog er die Sachen aus, die durch die Flucht über die rauen Steine etwas mitgenommen aussahen. Dann wusch er Gesicht und Hände, zog seinen warmen Pullover an und ging nach unten.

Es befanden sich nicht mehr viele Gäste im Café, hier ging man früh schlafen. Roberto nickte dem Besitzer freundlich zu, der im Hintergrund saß und seine Vorräte bewachte. So sah es jedenfalls aus. Der Türke nickte mürrisch zurück. Roberto kannte ihn und wusste, dass es nicht so gemeint war.

Auf einem Bord an der Wand stand ein Fernseher, vor dem eine Gruppe Gäste versammelt war, die dem Geschehen auf dem Bildschirm fasziniert folgten.

Roberto Tardelli ließ sich an dem Tisch nieder, an dem er immer saß. Schweigend musterte er die Gäste. Es waren nur Männer wie überall in den Cafés. In den Großstädten gab es schon gewisse Auflockerungen, aber hier in der Provinz galten noch die alten Gesetze, und die besagten, dass eine Frau nichts zu suchen hatte an einem Ort, der immer schon den Männern vorbehalten war.

Roberto winkte zu dem Wirt hinüber, der aufstand und zu seiner Kaffeemaschine hinüberschlurfte. Selbstverständlich gab es hier keinen Alkohol. Der Wirt war ein strenggläubiger Moslem, und es war ihm schon schwergefallen, dem ungläubigen Fremden ein Zimmer zu vermieten. Allmählich hatte er sich aber an Roberto Tardelli gewöhnt. Das Geld, das er bekam, hatte seine letzten Bedenken gründlich beseitigt.

Tardelli war hier als Dr. Frank Reynolds bekannt, von Beruf Archäologe und Fachmann für die Hethiter, das vor Jahrtausenden untergegangene Volk, das einst ein mächtiges Reich beherrschte. Diese Tarnung brauchte er als Grund für seinen Aufenthalt in diesem kleinen Ort östlich der Stadt Kayseri. Er hatte allen erzählt, er suche nach neuen Spuren der Hethiter, irgendwo gäbe es in dieser Gegend eine noch nicht entdeckte Stadt.

Man glaubte ihm natürlich, da Archäologen in der Türkei keine Seltenheit sind. Und diese Tarnung war für Roberto ein prächtiger Vorwand, ständig durch die Gegend zu streifen. Er hoffte nur, dass ihm niemand über den Weg lief, der wirklich etwas von den Hethitern verstand, denn dann hätte er sich ziemlich blamiert. Er hatte nur noch ein paar verblasste Kenntnisse aus seiner College-Zeit, die aber einen wirklichen Fachmann keine fünf Minuten getäuscht hätten. Die Wahrscheinlichkeit, dass hier ein „Kollege“ auftauchte, war aber gering. Denn eines wusste Roberto ziemlich sicher: Die Hethiter mochten überall Städte gehabt haben, nur nicht hier.

Der Wirt brachte den dampfenden Kaffee, und Roberto dankte mit einem Kopfnicken. Der alte Mann verstand kein Wort Englisch, und bei einem türkischen Wort hätte Roberto sich vermutlich die Zunge gebrochen.

In diesem Augenblick wurde die Tür geöffnet, und ein finster blickender Mann von etwa vierzig Jahren erschien. Er überflog mit einem raschen Blick die Versammlung, zögerte kurz, betrat aber dann doch den Raum. Er ging zu einem Ecktisch, von dem aus er alles im Auge behalten konnte. Der Wirt schlurfte auf ihn zu, und die beiden wechselten ein paar Worte.

Roberto tat uninteressiert, sah aber aus halb geschlossenen Augen alles. Er kannte den Neuankömmling nämlich. Vor kurzer Zeit hatte er ihn erst in der unwirtlichen Berglandschaft gesehen, wie er mit seinem Freund auf sechs Reiter wartete. Der Mann wohnte, wie auch der andere, in diesem Dorf. Roberto wusste, dass er Ismet Erim hieß und mit Rauschgiftschmuggel zu tun hatte. Es war nicht zu erkennen, ob er schon vom Tod seines Bekannten wusste.

Anscheinend unterhielt man sich über ihn. Roberto bemerkte, dass ihm beide einen kurzen Blick zuwarfen. Der Wirt schüttelte den Kopf und machte eine abwehrende Handbewegung. Offensichtlich hatte sich der andere erkundigt, ob Roberto an diesem Abend das Haus verlassen hatte. Seine Vorsichtsmaßnahmen machten sich jetzt bezahlt, denn der Wirt beruhigte den Neuankömmling in dieser Hinsicht.

Die beiden flüsterten miteinander. Roberto tat so, als ob ihn das alles nichts anginge. Er konnte sich vorstellen, dass in diesem Dorf ein großer Teil der Einwohner vom Opiumanbau lebte. Demzufolge wussten wahrscheinlich auch die meisten, was hier vorging. Wenn man erfuhr, dass Roberto Tardelli gerade deswegen hier war, war sein Leben keinen Cent mehr wert.

Colonel Myer von COUNTER CRIME hatte ihm jedoch einen fest umrissenen Auftrag gegeben, und er hatte die Absicht, ihn zu erfüllen. Die Türkei war einer der Hauptlieferanten für Roh-Opium, und die Mafia hatte bereits ihre Fühler bis zu dieser Quelle ausgestreckt. Zwar überwachte die türkische Regierung den Mohnanbau sehr streng, aber in den abgelegenen Gebirgstälern Anatoliens gab es genug Möglichkeiten zur Anlage geheimer Mohnfelder. Informanten hatten berichtet, dass die Mafia in einer bestimmten Gegend den Anbau von Mohn finanzierte, um dann alle Stadien bis zum fertigen Heroin unter Kontrolle zu haben. Gleichzeitig wurde natürlich der Zwischenhandel ausgeschaltet, sodass die Mafia den gesamten Profit in die Tasche stecken konnte. Roberto Tardelli hatte den Auftrag, diese Felder zu finden und wenn möglich zu vernichten.

Die besten 12 Strand Krimis im September 2021

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