Читать книгу Die besten 12 Strand Krimis im September 2021 - Alfred Bekker - Страница 47

Wir suchten Hua Zhedongs Adresse in Spanish Harlem auf. Schon, dass sich ein Einwanderer aus Asien dort niederließ war ungewöhnlich. Die meisten zog es nach Chinatown, das ständig wuchs und Little Italy immer mehr zusammenschmelzen ließ.

Aber wenn man bedachte, dass Hua Zhedongs Arbeitgeber Paco Moreno nur ein paar Straßen weiter seine Residenz unterhielt, machte dieser Umstand Huas Entscheidung verständlich.

Er wohnte im zehnten Stock eines Mietshauses der mittleren bis gehobenen Kategorie. Zumindest existierte hier eine umfassende Sicherheitselektronik.

„Trevellian, FBI“, sagte ich in die Sprechanlage und hielt meinen Ausweis in die Kamera vor Huas Wohnungstür. „Wir müssen dringend mit Ihnen sprechen.“

Wenig später wurde uns geöffnet.

Ein hagerer Mann von mindestens Mitte Fünfzig stand uns gegenüber.

Neben ihm eine zierliche, vielleicht zehn Jahre jüngere Frau, die die ganze Zeit auf Chinesisch redete, was Hua Zhedong geflissentlich ignorierte.

„Kommen Sie herein“, sagte der Chinese.

„Wir haben nicht viel Zeit“ sagte ich, nachdem sich die Tür hinter uns geschlossen hatte. „Sie haben für James Allison als Informant gearbeitet, als er noch bei der DEA war. Ist das richtig?“

Er zögerte mit der Antwort.

„Wenn Mister Moreno…“

„Er wird von nichts erfahren.“

„Gut.“

Er musterte uns prüfend. Seine Frau schien uns noch weniger zu trauen. Zwar konnten wir von ihren Worten nicht das Geringste verstehen, aber ihre Tonlage war durchaus international verständlich und bedurfte keiner Übersetzung.

„Mister Hua, Sie stecken mitten in einem Mordfall, wenn Sie uns nicht sagen, was Sie von James Allison wollten.“

„Ich glaube nicht, dass wir uns ohne einen Anwalt weiter unterhalten sollten.“

„Allison ist nach meiner Überzeugung für vier Morde verantwortlich. Wenn Sie nicht wollen, dass Paco Moreno der fünfte wird, sollten Sie mithelfen, Allison festzunehmen.“

Hua schluckte und seufzte anschließend hörbar.

„Meine Frau ist dagegen, dass ich mit Ihnen zusammenarbeite“, gestand er. „Das bringt nichts weiter als Probleme.“

„Zumindest Ihr Sohn hat Probleme genug. Hat Allison Sie damit erpresst?“

Hua schien sich nicht sicher zu sein. Er redete noch einmal kurz auf Chinesisch mit seiner Frau, bevor er sich wieder uns zuwandte. Er nickte heftig.

„Ja“, sagte er.

„Er heißt Zhedong, genau wie Sie. Irgendwie ist er auf die schiefe Bahn gekommen. Hat Allison vielleicht Beweismaterial unterschlagen, damit die Bewährung von Zhedong nicht widerrufen wird?“

Der Chinese schluckte und nickte schließlich sehr heftig. Ich hatte ins Schwarze getroffen. „Sagen Sie uns, was Sie mitbekommen haben“, mischte sich jetzt Milo ein.

„Ich weiß nur von einem Treffen, an dem auch Monty Gordon teilnehmen soll.“

„Wann und wo?“

„Kennen Sie das Gelände der Firma Patterson & Sons?“

„Da werden wir schon finden.“

„Dort will sich Mister Moreno mit dem Anführer der Spiders treffen, um die bestehenden Differenzen zu klären.“

„Und das haben Sie Allison gesagt?“, vergewisserte ich mich.

„Ich habe ihn deswegen angerufen, so wie wir es abgemacht hatten.“ Er zuckte die Achseln „Was hätte ich denn tun sollen?“