Читать книгу Die große Halloween Horror Sammlung November 2021 - Alfred Bekker - Страница 47

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Wir unterhielten uns noch eine Weile über dieses und jenes.

Im Grunde war es belangloses Zeug, aber das spielte keine Rolle. Dieser Mann hatte etwas, das mich faszinierte und in seinen Bann schlug.

Vielleicht war es sein Lächeln, vielleicht der offene Blick seiner meerblauen Augen oder der dunkle Klang seiner Stimme...

Ich konnte nicht sagen, was mich so an ihm fesselte.

Leider verloren wir uns zwischendurch ein wenig aus den Augen. Das nächste Mal begegneten wir uns, als ich draußen in der kühlen, nebligen Nacht auf mein Taxi wartete.

"Sagen Sie bloß, jemand hat Sie versetzt, Jessica", sagte er schmunzelnd, als er auf mich zukam.

Ich zuckte die Achseln.

"Auf die Taxifahrer Londons scheint auch kein Verlass mehr zu sein."

"Wie gut!"

"Wie bitte?", erwiderte ich empört. "Ich stehe hier in der Kälte und friere mich in meinem Cocktail-Kleid vor lauter Schönheit zu Tode und Sie..."

"Ich?", lachte Gardner. "Ich bekomme auf diese Weise Gelegenheit, einer überaus attraktiven Frau meinen Mantel zu leihen und ihr anzubieten, sie nach Hause zu fahren."

Ich war zu perplex, um etwas erwidern zu können.

Gardner nutzte meine Verwirrung, um mir den Mantel über die Schultern zu legen, den er bis dahin über dem Arm getragen hatte. Er bestand aus einem angenehm weichen Wollstoff, Cashmere, so schätzte ich.

"Mein Wagen steht da drüben auf dem Parkplatz, Jessica", hörte ich seine sonore Stimme sagen. "Ein Leihwagen, den ich mir für meine Zeit in London gemietet habe. Ich hasse es nämlich, von anderen abhängig zu sein."

"Vermutlich beschränkt sich das nicht auf Taxifahrer?", erwiderte ich.

"Schon möglich. Wo wohnen Sie?"

"Ich zeig's Ihnen, Curt. Aber ich warne Sie."

Gardner sah mich erstaunt an und hob die Augenbrauen dabei.

"Sie warnen mich? Wovor?"

"Davor, dass Sie einmal quer durch London fahren müssen, wenn Sie mich wirklich nach Hause bringen wollen."

Gardner grinste schelmisch. "Zu dumm, dass Sie mir das nicht gleich gesagt haben, Jessica!"

"Sie hätten es sich noch einmal überlegt?"

"Nun..."

"Ich muss schon sagen, Sie wissen wie man einer Frau Komplimente macht", sagte ich ironisch.

"Man tut, was man kann!"

"Falls Ihr neues Buch ein Flirt-Ratgeber sein sollte, biete ich mich gerne an, um es nochmal gründlich Korrektur zu lesen..."

Gardner lachte. "Jetzt warne ich Sie, Jessica!"

"Mich?"

"Ich könnte auf Ihr Angebot zurückkommen!"

Ich hatte mich bei ihm untergehakt, während wir zum Parkplatz gingen. Es war eine furchtbar kühle und feuchte Nacht, aber dennoch war mir warm ums Herz. Fast bedauerte ich es, als wir den Wagen erreichten.

Es war eine unscheinbare Limousine. Er machte mir die Tür auf und ich stieg ein.

Während der Fahrt durch das Lichtermeer des nächtlichen Londons herrschte die meiste Zeit über Schweigen. Eine gewisse Befangenheit hatte mich befallen, gepaart mit einem halb angenehmen, halb unbehaglichen Kribbeln im Bauch.

Die Zeit verran und ich hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen, aber es kam einfach nichts über meine Lippen. Nichts außer ein paar Angaben, die Gardner zur Villa meiner Großtante Lyndsay Gormic leiteten, in der ich die obere Etage bewohnte.

Tante Lyn, wie ich sie nannte, hatte mich seit dem frühen Tod meiner Eltern bei sich aufgenommen und mich wie eine Tochter aufgezogen. Ihr Mann Franklin, ein bekannter Archäologe, war seit vielen Jahren verschollen und vermutlich tot.

"Hier wohnen Sie also...", murmelte Gardner.

"Ich danke Ihnen dafür, dass Sie mich nach Hause gebracht haben", erwiderte ich.

Wir sahen uns an.

Knisternde Spannung erfüllte den Raum zwischen uns. Ich spürte ein angenehmes Herzklopfen und fühlte mich im nächsten Moment durch den Klang seiner Stimme wie verzaubert.

"Ich würde Sie gerne wiedersehen, Jessica."

"Gerne, Curt!"

"Wir telefonieren?"

"Ja."

Er schrieb mir seine Hoteladresse auf und ich gab ihm eine der Visitenkarten, die der New World Observer für seine Mitarbeiter drucken lässt.

Als er mir den Zettel gab, hielt er einen Augenblick meine Hand fest. Dann küsste er mich flüchtig auf die Stirn.

"Gute Nacht, Jessica!"

"Gute Nacht."


Die große Halloween Horror Sammlung November 2021

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