Читать книгу Die große Halloween Horror Sammlung November 2021 - Alfred Bekker - Страница 61
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Es war eine strapaziöse Reise. Zunächst mit dem Flugzeug nach Delhi, dann weiter per Inland-Klipper und Bahn bis an den Rand der Tharr-Wüste, die Rajastan im Westen begrenzte.
Ich verbrachte einen halben Tag in einer Oasenstadt am Rande der Tharr damit, einen Taxifahrer zu finden, der bereit war, mich über die mörderische Sandpiste nach Sanpur zu bringen.
Aber schließlich schaffte ich es.
Es war bereits Abend, als Sanpur einer Fata Morgana gleich in der Ferne auftauchte. Die Stadt war mittelgroß. Sie wirkte wie ein großer, unübersichtlicher Ameisenhaufen. Es schien keinerlei Plan zu geben, nachdem diese Stadt entstanden war.
Mochte die Herrschaft der Rajas auch vorbei sein, aber rein optisch wurde Sanpur durch den auf einer nahegelegenen Anhöhe befindlichen Palast dominiert.
Ein Palast der Träume, so ging es mir beeindruckt durch den Kopf.
Oder der Alpträume...
Mir stockte der Atem, als ich die Kuppelbauten und die sanften Schwünge der steinernen Bögen sah, auf die das weiche Licht der Abendsonne schien. Ein leichter Wind ließ die Wedel der Palmen sich hin und her bewegen...
Ich nahm einen Schluck aus meiner Wasserflasche und wischte mir den Schweiß von der Stirn.
Nach einer zweieinhalbstündigen Fahrt durch flimmernde Hitze und von der Sonne verbranntes Ödland, war dieser Anblick wie ein Märchen.
"Kennen Sie das Tharr Desert Hotel?", fragte ich meinen Fahrer, dessen Namen ich nicht richtig verstanden hatte und die zahllosen Schlaglöcher auf unserer Fahrt mit bewunderungswürdiger Ruhe hinzunehmen wusste.
"Ich kenne viele Hotels..."
"Mag sein, aber ich möchte zum Tharr Desert Hotel!"
Ich wollte nicht, dass er mich an irgendeinen weitläufigen Verwandten vermittelte, dem er ein Geschäft gönnte. Außerdem war das Tharr Desert das Hotel, in dem Curt Gardner zuletzt gewohnt hatte.
Wenn es einen Ort gab, an dem ich vielleicht etwas über sein Verbleiben herausfinden konnte, dann war es dieser.
"Ich kenne es", sagte mein Fahrer schließlich. "Sehen Sie den Palast? Wunderschön, nicht wahr?"
"Ja."
"Es gehört dem Raja von Sanpur."
"Kann man es besichtigen?"
"Nein, ich glaube nicht. Der Raja lebt sehr zurückgezogen. Seit Jahren hat ihn niemand mehr gesehen. Jedenfalls sagt das mein Neffe, der in Sanpur auf dem Markt Schafe verkauft."
"Man erzählt sich so manche Geschichten über den Raja", sagte ich. "Und über Sanpur..."
Mein Fahrer lachte auf und irgendwie klang dieses Lachen in meinen Ohren etwas gezwungen.
"Ja, ja... Geschichten, Ma'am. Nichts als Geschichten."
"Wissen Sie, was ein Kajari ist?"
Der Fahrer schluckte. Als er den Kopf zu mir drehte und mich ansah, bemerkte ich ein unruhiges Flackern in seinen dunklen, fast schwarzen Augen.
"Auch nur Legenden, Miss. Legenden, die man sich an den Lagerfeuern erzählt hat..."
"Was für Legenden?"
"Scheußliche Dinge, Miss. Nichts für die Ohren einer Lady..." Er lachte erneut. "Aber ich gehe regelmäßig in den Tempel und bete zu den Göttern. Kein Kajari wird mir deshalb je etwas anhaben!"