Читать книгу Die große Halloween Horror Sammlung November 2021 - Alfred Bekker - Страница 56
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"Jessica, die Sache mit der Toten in der MacMillan Street ist ab sofort auf Eis gelegt. Haben Sie mich verstanden?"
Maxwell T. Sloane war von seinem Schreibtischsessel aufgesprungen und stemmte die kräftigen Arme mit den hochgekrempelten Hemdsärmeln in die Hüften.
Ich konnte ein Gähnen nicht unterdrücken. Die halbe Nacht hatte ich mit Gardner und Tante Lyn in deren Archiv gestöbert und nach weiteren Hinweisen auf den geheimnisvollen Stamm der Kajari gesucht.
Unsere Ausbeute war nicht groß gewesen. Ein Russe namens Grischenko, der einige dickleibige Wälzer über Vampirismus verfasst hatte, erwähnte ebenfalls die Kajari. Grischenko hatte um die Jahrhundertwende als russischer Agent in Indien geweilt und behauptete, einige der letzten Kajari würden in dem indischen Ort Sanpur leben...
Diesen Namen erwähnte auch bereits Colonel Jenkins in seinen Aufzeichnung.
Grischenko starb im Übrigen kurz nach seiner Rückkehr aus Indien als vorzeitig gealterter Mann...
"Hören Sie mir überhaupt zu, Jessica?", drang Maxwell T. Sloanes Stimme in meine Gedanken.
"Natürlich. Ich bin nur ein bisschen müde."
"An der Sache mit der Toten in der MacMillan Street können Sie weiterarbeiten, wenn Scotland Yard ein bisschen mehr in der Hand hat."
"Ich glaube nicht, dass das jemals der Fall sein wird", murmelte ich vor mich hin.
"Wie auch immer. Im Moment brauche ich Sie für dringendere Aufgaben. Jim Barlow wartet übrigens draußen schon auf Sie. Er weiß Bescheid und wird Ihnen alles nötige sagen."
"In Ordnung."
"Und noch was."
"Ja?"
"Lassen Sie Jim fahren. Sie schlafen doch am Steuer ein, Jessica!"
Sloane schickte uns an diesem Tag zu einer Schauspielerin, die für einen halben Tag in London weilte und die Zeit für ein paar Interviews nutzen wollte, mit denen Sie indirekt Werbung für ihren neuesten Film machen konnte.
Ich hatte Mühe, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren.
Meine Gedanken waren ganz woanders...
Ich ließ mich tatsächlich von Jim fahren, bestand aber darauf, dass wir meinen Wagen nahmen, da ich seinem eine Fahrt zum Flughafen London Heathrow kaum noch zutraute. Unterwegs erzählte ich ihm so knapp wie möglich, was über den Fall der Toten in der MacMillan Street herausgefunden hatte.
Jim atmete tief durch.
"Du musst zugeben, dass das alles ziemlich wirr und fantastisch klingt", meinte er dann.
"Ja", sagte ich.
"Und handfeste Beweise hast du auch nicht."
"Ich habe gedacht, du heißt Jim Barlow - und nicht Maxwell T. Sloane!", schalt ich ihn.
Jim lachte. Aber mir war nicht nach Lachen zu Mute. Mein Blick glitt über das Häusermeer, das sich so weit das Auge reichte erstreckte. Ein Labyrinth mehr, als eine Stadt. Und irgendwo in diesem Labyrinth lief Ellings herum. Ich fragte mich, wie lang er es wohl aushalten konnte, ohne an der Lebensenergie eines anderen Menschen zu zapfen...
Wir werden es erfahren!, dachte ich schluckend. Spätestens dann, wenn sich irgendwo in einer düsteren Seitenstraße wieder eine Leiche mit merkwürdig pergamentartiger Haut fand, die aussah wie eine uralte, halb zu Staub zerfallene Mumie...
Mir schauderte bei dem Gedanken.
Und nichts wünschte ich mir in diesem Moment mehr, als das Gardner unrecht hatte.