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Das verbreitete Verständnis der islamischen Geschichte

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Der Islam ist eine dynamisch wachsende Weltreligion mit mehr als einer Milliarde Mitgliedern. Er sieht sich in seinem Selbstverständnis begründet durch die Offenbarungen, die der von Gott gesandte Prophet Muḥammad erhalten habe. Nach islamischem Selbstverständnis liegen die Anfänge des Islams offen zu Tage: Muḥammad, der von 570–632 auf der arabischen Halbinsel lebte, gehörte der islamischen Tradition nach der angesehenen Sippe der Hašemiten aus dem Stamm der Qurayš an. Sein Vater ‛Abd allâh starb noch vor der Geburt seines Sohnes. Als Muḥammad sechs Jahre alt war, starb auch seine Mutter Âmina und er wurde durch seinen Onkel Abû Ṭalib erzogen, der so verhinderte, dass der Junge in die Sklaverei kam. Im Alter von 25 Jahren lernte Muḥammad die wohlhabende Kaufmannswitwe Ḫadîğa kennen, die ihn als Karawanenführer anheuerte. Seine Heirat mit Ḫadîğa ebnete Muḥammad den Weg in die besseren Kreise von Mekka und er gewann Zugang zum religiös-wirtschaftlichen System der Stadt1. Das oberflächliche Treiben der Mekkaner sowie das unsoziale Leben waren ihm zuwider. Der Wendepunkt in Muḥammads Leben trat ca. 610 ein, als er sich als Vierzigjähriger zu einsamen Meditationsübungen am Berge Ḥirâ’ in einer Höhle aufhielt2. Als er dort in religiöse Betrachtungen versunken war, hatte er eine Begegnung mit einem himmlischen Boten und erhielt die ersten Offenbarungen. Bald darauf begann er, seine mekkanischen Mitbürger zu ermahnen und rief zu einem besseren Lebenswandel auf angesichts des nahe bevorstehenden Gottesgerichtes3. Er musste aus Mekka fliehen und zog nach Yaṯrib, dem späteren Medina (die islamische Tradition leitet „Medina“ ab vom Arabischen „madînat an-nabî“ = Stadt des Propheten4). Das Jahr 622, das Jahr der „Hiğra“ (arabisch = Auswanderung), wurde zum Beginn der islamischen Zeitrechnung5.

Die herkömmliche islamische Tradition führt aus, dass nach Muḥammads Tod eine kriegerische und religiöse Erfolgsgeschichte unter den vier „rechtgeleiteten Kalifen“ (632–661) begann. Dann bildeten zunächst die Omayyadenherrscher mit ihrer Hauptstadt Damaskus (661–750) und schließlich im 8. Jahrhundert die Abbâsiden (ab 749) mit ihrer Hauptstadt Bagdad islamische Großreiche. Durch ihre Eroberungen überwanden die muslimischen Krieger von Mekka aus die beiden zuvor im Großraum Syrien herrschenden Mächte, das byzantinische Reich im Westen und das Perserreich (die Sassaniden) im Osten. In wenigen Jahrzehnten dehnten sie ihre Herrschaft über den Vorderen Orient hinaus bis an die Grenzen Indiens aus, eroberten Ägypten und Nordafrika und drangen bis nach Spanien vor6.

Nach traditioneller islamischer Geschichtsschreibung und in der Vorstellung der Allgemeinheit hat Muḥammad die Offenbarungen Allâhs mündlich verkündigt und jeweils einem seiner Sekretäre diktiert7. Einer seiner Sekretäre Muḥammads, Zayd ibn Ṭabit, sei schließlich angewiesen worden, alles, was er an mündlichen und schriftlichen Überlieferungen finden konnte, aufzuschreiben. Dieses Material ist nach muslimischer Überlieferung unter dem dritten Kalifen ‛Uṯmân8 zum heutigen Qur’ân zusammengestellt worden. Dieser Qur’ân ist nach islamischem Selbstverständnis weder erschaffen noch gar verfasst, sondern dem Propheten Muḥammad von Gottes Boten, dem Engel Gabriel, direkt in der Höhle am Berg Ḥirâ’ offenbart worden.

Religion fällt nicht vom Himmel

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