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BevölkerungswachstumBevölkerungsentwicklung und BinnenwanderungBinnenwanderung

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Zwischen 1790 und 1820 war die Bevölkerung der Vereinigten Staaten von 4 auf 10 Millionen gestiegen, 1840 betrug sie 17 Millionen, und 1860 lebten mit 31,5 Millionen (davon 3,9 Millionen Sklaven und ca. 500.000 freie Schwarze) bereits mehr Menschen in den USA als in EnglandGroßbritannien und fast ebenso viele wie in Frankreich oder in den deutschen Staaten. Dieses Wachstum resultierte zunächst ganz überwiegend aus der „natürlichen“ Vermehrung, d. h. einer hohen Geburten- und einer relativ niedrigen Sterberate. Im 19. Jahrhundert begann allerdings ein säkularer Trend zu niedrigeren Geburtenraten: Während eine amerikanische Frau 1810 im Durchschnitt noch sieben Kinder zur Welt brachte, waren es um die Jahrhundertmitte nur noch fünf. Bis 1860 wurde das Sinken der Geburtenrate jedoch durch verstärkte EinwanderungEinwanderung wettgemacht, so dass sich die BevölkerungBevölkerungsentwicklung auch weiterhin, wie schon zur Kolonialzeit, etwa alle 23 Jahre verdoppelte. Da das Durchschnittsalter der Einwanderer recht niedrig war, blieben die Amerikaner im internationalen Vergleich ein „junges“ Volk, was sicher zu ihrer Beweglichkeit und ihrem robusten Tatendrang beitrug.

Wegen der napoleonischen Kriege waren von 1790 bis 1820 nur 250.000 Europäer in die USA eingewandert. Auch im Zeitraum von 1820 bis 1840 hielt sich der Zustrom mit 750.000 in Grenzen. Ab 1820 übernahm die Bundesregierung die „Buchführung“ und ließ sich die Zahlen aus den wichtigsten Einwanderungshäfen BostonBoston, New YorkNew York City, PhiladelphiaPhiladelphia, BaltimoreBaltimore und New OrleansNew Orleans melden. Die gesetzlichen Bestimmungen waren sehr günstig, denn der Naturalization ActEinwanderungsgesetzeNaturalization Act (1802) von 1802 sah lediglich eine Residenzpflicht von fünf Jahren vor, nach deren Ablauf NeuankömmlingeEinwanderungJunge Republik eingebürgert werden konnten. Sie mussten sich dann zur VerfassungVerfassung bekennen und, falls sie adlig waren, ihre Adelstitel aufgeben. Zu einem echten Massenphänomen wurde die EinwanderungEinwanderungJahrhundertmitte (19.Jh.) in den beiden letzten Jahrzehnten vor dem BürgerkriegBürgerkrieg, als über vier Millionen Menschen nach Amerika strömten. In den Spitzenjahren 1847–1854 kamen auf 10.000 Einwohner jeweils über 100 Immigranten, was die höchste Einwanderungsrate proportional zur BevölkerungBevölkerungsentwicklung in der gesamten Geschichte der Vereinigten Staaten bedeutete. Die Ursachen lagen in einer Kombination von „Druck-“ und „Zugkräften“ (push and pull factors), die den Menschen das Leben in Europa verleideten und die USA als einzige hoffnungsvolle Alternative erscheinen ließen. In IrlandEinwanderungEthnienIren bewirkte eine Kartoffelkrankheit langanhaltende Hungersnot, in den deutschenEinwanderungEthnienDeutsche Staaten, den SchweizerSchweiz Kantonen und SkandinavienEinwanderungEthnienSkandinavierSkandinavien stieg der Druck durch starkes BevölkerungswachstumBevölkerungsentwicklung und Landknappheit, und in EnglandGroßbritannien machte die IndustrialisierungIndustrialisierung viele Handwerker arbeitslos. Zahlenmäßig weniger bedeutsam, aber politisch und kulturell durchaus folgenreich war die Flucht oder erzwungene Auswanderung von Liberalen und DemokratenDemokratische Partei, die, wie die deutschen „Achtundvierziger“, aktiv an den gescheiterten europäischen RevolutionenAußenpolitikRevolutionen in Europa (1848/49) der Jahre 1848/49Revolutionen von 1848/49 in Europa teilgenommen hatten. Auf der anderen Seite des Atlantiks lockten billiges Siedlungsland, höhere Löhne und die Aussicht auf soziale Gleichheit und religiöse wie politische Freiheit. Ermöglicht wurde die massenhafte Wanderungsbewegung durch das steigende transatlantische Handels- und Verkehrsaufkommen, denn ab den 1840er Jahren machten die Reedereien die Auswanderung zum profitablen Geschäft, weil sie ihre Frachtschiffe auf dem Weg nach Amerika mit Menschen beladen konnten. Hinzu kamen Transportverbesserungen in den USA selbst, die das Vordringen der Siedler ins Landesinnere erleichterten und beschleunigten.

Den Hauptanteil der EinwandererEinwanderungJahrhundertmitte (19.Jh.) in den beiden Jahrzehnten vor dem BürgerkriegBürgerkrieg (mit ca. 3 Millionen gut 70 Prozent) stellten die IrenEinwanderungEthnienIren und die DeutschenEinwanderungEthnienDeutsche, die sich in ihrer neuen Heimat aber recht unterschiedlich orientierten. Die Iren blieben zumeist als industrielle Arbeitskräfte in den Städten der Ostküste, vor allem in BostonBoston und in New YorkNew York City, dessen Einwohnerzahl zusammen mit Brooklyn bis 1860 die Millionengrenze überschritt. Häufig füllten sie Lücken aus, die durch die starke BinnenwanderungBinnenwanderung nach WestenWesten entstanden. Die meisten DeutschenEinwanderungEthnienDeutsche strebten dagegen, ebenso wie die SchweizerSchweiz und SkandinavierEinwanderungEthnienSkandinavier, in das OhioOhio-Tal und das Gebiet der Großen Seen, wo sie Farmland erwerben wollten. Häufig führte sie ihr Weg schließlich aber doch in Städte wie CincinnatiCincinnati, Cleveland, ChicagoChicago, MilwaukeeMilwaukee, Wisconsin und St. LouisSt. Louis, Missouri, die nun in dieser Region rasch zu wachsen begannen. Die Zentren der Immigration lagen also ganz überwiegend im NordostenNordosten und NordwestenNordwesten (dem heutigen Mittleren WestenMittlerer Westen) der USA, wohingegen der SüdenSüden mit Ausnahme von TexasTexas nur wenige NeueinwandererEinwanderungJahrhundertmitte (19.Jh.) aufnahm. Hatten 1820 noch gut drei Viertel aller Amerikaner in den Ostküsten-Staaten gelebt und nur ein Viertel westlich der AppalachenAppalachen, so war dieses Verhältnis 1860 schon ausgeglichen. Den stärksten BevölkerungszuwachsBevölkerungsentwicklung verzeichnete der Mittlere Westen, der seinen Anteil an der Gesamtbevölkerung in diesem Zeitraum von 9 auf 29 Prozent mehr als verdreifachen konnte, während derjenige des Südwestens (einschließlich Texas) nur von 14 auf 19 Prozent stieg. Der pazifische Westen, der 1848 an die USA fiel, beherbergte 1860 erst minimale 2 Prozent der insgesamt 31,5 Millionen Amerikaner.

Da etwa zwei Drittel der irischenEinwanderungEthnienIren und ein Drittel der deutschenEinwanderungEthnienDeutsche EinwandererEinwanderungJahrhundertmitte (19.Jh.) KatholikenKatholiken waren, veränderte sich nicht nur die ethnische, sondern auch die religiöse Zusammensetzung der USA. Bis 1840 überwog trotz aller Diversität und regionalen Besonderheiten das britisch-protestantische Element. Die Einheit von Sprache, politischen Institutionen, Recht, Geschichtsbewusstsein und freiheitlicher Ideologie, die sich als „amerikanische Kultur“ herausgebildet hatte, war eindeutig angelsächsisch und protestantisch geprägt. Das begann sich nun zu ändern, sehr zum Leidwesen eines Teils der ansässigen und bereits in diesen mainstream assimilierten Bevölkerung, die ab Mitte der 1840er Jahre mit fremdenfeindlichen Protesten reagierte. Im darauf folgenden Jahrzehnt trug dieser „NativismusNativismus“, der vor allem die Städte an der Ostküste und im NordwestenNordwesten erfasste, mit zur Destabilisierung der politischen Lage bei.

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