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3 Der Übergang zur Parteiendemokratie Das Parteienverständnis im Wandel
ОглавлениеEine der wichtigsten mentalen Veränderungen, die mit der „MarktrevolutionMarktrevolution“ einhergingen, betraf die Einstellung zu den Parteien. Obwohl parties schon seit längerem zum politischen Alltag gehörten, galten sie bis in die 1820er Jahre hinein als Fremdkörper in einem wohlgeordneten republikanischen Staatswesen. John Quincy AdamsAdams, John Quincy stand noch ganz in der Tradition der „Präsidenten über den Parteien“, ja er trieb sie sogar auf die Spitz e, indem er sich ausdrücklich weigerte, im Kongress und in der Öffentlichkeit für seine Vorhaben zu werben. Das Emporkommen neuer politischer Eliten in den Einzelstaaten und der Druck von der Wählerbasis, den grassroots, wirkten nun aber zusammen, um eine solche Haltung zunehmend obsolet zu machen. Am deutlichsten manifestierte sich das Verlangen nach politischer Demokratie in den Wahlrechtsänderungen, die fast überall vorgenommen wurden. Einige Staaten weiteten das WahlrechtWahlrecht auf alle Steuer zahlenden Männer aus, andere gaben die traditionelle Verbindung zwischen Besitz und Bürgerrechten ganz auf. Da die neuen Staaten im WestenWesten zumeist von Anfang an das allgemeine Wahlrecht für weiße Männer einführten, gab es 1830 in 20 der 26 Staaten überhaupt keine Zensusbestimmungen mehr. Immer mehr Staaten gingen auch dazu über, ihre Gouverneure, Präsidenten-Wahlmänner und Richter durch Volkswahl bestimmen zu lassen. Entsprechend nahmen das Interesse und die Beteiligung der Bürger zu; die Presse erhöhte den Unterhaltungswert der Wahlkämpfe, und Politik wurde endgültig zu einem Massenphänomen.
Vor diesem Hintergrund verlor der Begriff „Demokratie“, der zu Beginn des Jahrhunderts noch mit schrankenloser Mehrheitsherrschaft gleichgesetzt worden war, seinen negativen Beiklang. Gleichzeitig änderte sich das Bild der Parteien, die nun mehr und mehr als legitime, für die Willensbildung in einer Demokratie unerlässliche Einrichtungen erschienen. Die theoretische Begründung lieferte eine Gruppe von New Yorker Politikern, die in der Hauptstadt AlbanyAlbany, New York unter der Führung des „kleinen Magiers“ Martin Van BurenVan Buren, Martin die Republikanische Partei auf Staatsebene reorganisierte und modernisierte. Aus der Sicht der Albany Regency, wie man diese erste lokale „Parteimaschine“ der USA nannte, war es ganz natürlich, dass sich die Amerikaner der Parteien bedienten, um ihre Interessen zu artikulieren und durchzusetzen. Im Unterschied zu Europa, wo die Höfe und der Adel die Politik manipulierten, so lautete die Begründung, beruhe das Verhältnis von Wählern und Regierenden in den USA auf enger Abhängigkeit und gegenseitigem Vertrauen. Parteienkampf und Parteidisziplin seien deshalb nichts Anstößiges, sondern moralisch vertretbar und praktisch notwendig. Auf diese Weise wurde der Geist des Wettbewerbs und der Konkurrenz, der sich im Wirtschaftsleben ausbreitete, in die politische Arena übertragen.