Читать книгу The Sixth Birthday - Arnd Frenzel - Страница 10

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Auch der nächste Raum besteht fast nur aus Glas. Ethan kann es nicht verstehen, wie man in so einem Gebäude überhaupt arbeiten kann. Nicht nur, dass die Sonne durchgehend durch alle Fenster scheint, auch die Nachbarn in den Nebengebäuden haben eine wundervolle Sicht ins Innere.

Und hier sitzt er also, der geheimnisvolle Chef vom FOPE, Domenic Black. Wenigstens besteht sein Schreibtisch und sein Stuhl nicht auch aus Glas, denn das wäre jetzt echt zu komisch gewesen. Von dem großen Mann wird Ethan noch bis in die Mitte des Raumes gebracht und dann alleine gelassen. Sein Begleiter gesellt sich an die Seite seines Vorgesetzten und bleibt weiterhin sehr wortkarg. Das Büro selber bietet nicht wirklich viel und der Gast kann sich weitere neugierige Blicke ersparen. Seine Aufmerksamkeit orientiert sich auch lieber auf den sitzenden Mann hinter der Arbeitsfläche, nur weiß er noch nicht genau, wie er das Gespräch mit ihm beginnen soll. Das Alter von diesem Black schätzt er auf Mitte 30, aber so wirklich kann er das nicht deuten. Die schwarzen, kurz geschnittenen Haare liegen perfekt, fast schon zu perfekt und bieten mit der schwarzen Uniform einen richtig eleganten Anblick. Das Oberhaupt dieser Organisation trägt also schwarz und nicht das einheitliche Grau der anderen Mitarbeiter. Ob das an dem Namen oder eben wirklich an seiner Stellung liegt, kann Ethan sich nicht erklären. Es ist ihm aber auch egal, er will diesen Mann schließlich nicht heiraten, er braucht nur ein paar Auskünfte und einen Gefallen. Endlich hebt sich der Kopf von Mr. Black und die beiden schauen sich eine Weile an.

»Mr. Black, schön, dass Sie sich die Zeit genommen haben, um mich zu empfangen. Ich komme auch sofort auf den Punkt, damit wir uns alles Weitere ersparen…«, beginnt Ethan die Konversation und wird umgehend unterbrochen.

Domenic Black, der nicht nur ein elegantes Aussehen vorweist, sondern sich auch so verhält, erhebt sich von seinem Stuhl und zeigt mit einer kurzen Geste, dass sein Gesprächspartner still sein soll.

»Pssst«, kommt von ihm, »muss denn unser Treffen so unschön beginnen?« Langsam bewegt er sich um seinen Schreibtisch herum und gibt dem Verdutzen Coleman tatsächlich die Hand.

»Sie sind also Ethan Coleman, ihr Ruf eilt ihnen voraus, mein Lieber. Ich habe mich ein wenig über Sie schlau gemacht, aber das sollte nicht weiter stören.«

Black geht zurück zu seinem Schreibtisch, nimmt einen Aktenordner vom Tisch und kommt mit diesem wieder näher. Nach dem Aufschlagen beginnt er mit dem Lesen.

»Ethan Coleman, geboren am 12.04.1958 in Detroit. Arbeitet seit 15 Jahren für das Morddezernat in Brooklyn und das sogar sehr erfolgreich. Habe ich recht Detektive?«

Ohne auf eine Antwort zu warten, spricht er einfach weiter.

»Ihre Erfolgsquote kann sich sehen lassen, wirklich beeindruckend. Aber was erblicken meine Augen da, in den letzten 8 Monaten hat sich das alles verändert. Die Quote ist gesunken und das gesamte Auftreten hat sich verschlechtert. Ein Alkoholproblem hat sich auch dazu gesellt.«

Ethan klappt die Kinnlade herunter, er kann sich gerade nicht vorstellen, dass dieses alles in der Akte stehen soll. Ganz zu schweigen davon, wo dieses Schriftstück überhaupt her kommt. Natürlich hat er sich verändert und sein Aussehen hat einen verwahrlosen Eindruck angenommen. Seine schulterlangen grauen Haare sind zottelig und ungepflegt. Und über seinen Bartwuchs sollte erst gar nicht gesprochen werden. Sein Hang zum Alkohol ist auch nicht gelogen, aber was spielt das hier für eine Rolle? Leider schafft er es nicht, sein Gegenüber zu unterbrechen und der steht immer noch mit seiner Akte im Raum und liest vergnügt die Zeilen.

»Seit 17 Jahren sind Sie mit Lisbeth Coleman geb. Baker verheiratet, haben keine Kinder und die Hypothek auf Ihr Haus ist auch noch nicht abbezahlt, Sie sind sogar mit den Raten im Rückstand, das sieht keiner gerne.«

»Verdammt, was soll das ganze Theater?«, unterbricht Ethan endlich den Mann in Schwarz. »Ich bin doch nicht hier her gekommen, um mein Leben zu durchleuchten.«

»Ist das so Mr. Coleman? Dann habe ich mich wohl geirrt.« Die Akte wird zugeschlagen und mit einer Handbewegung zurück auf den Schreibtisch befördert. Kurz darauf setzt er sich wieder auf den Stuhl und der Detektive steht weiterhin an derselben Stelle.

»Wären die Gegebenheiten anders und Sie natürlich jünger, dann hätten Sie bei uns sicher groß einsteigen können, Mr. Coleman«, kommt noch von Black, bevor er sich gemütlich auf seinem Sitzplatz zurücklehnt und Ethan endlich die Chance zum Reden gibt.

»Mr. Black, Sie wissen doch genau, warum ich hier bin, es geht um meine Frau Lisbeth.«

»Natürlich, wie konnte ich das nur vergessen, verzeihen Sie mir bitte.«

Domenic beugt sich wieder ein wenig nach vorne und mustert den Detektive mit seinen blauen Augen. »Also was kann ich für Ihre Frau tun?«

Ethan kommt sich gerade verarscht vor, daher gesellt er sich ein wenig näher und sieht zum ersten Mal eine Regung bei dem großen Mann in der Ecke. Eine kurze Handbewegung von Black reicht aber völlig aus und schon ist wieder alles beim alten.

»Ich möchte Sie natürlich wieder haben, also was kann ich für Sie tun, um das zu erreichen?«

Der Mann hinter dem Schreibtisch beginnt doch tatsächlich zu lachen, als ob die Frage so lustig gewesen wäre. Dieser Zustand hält aber nicht lange und eine Kälte fegt Ethan entgegen.

»Ihre Frau Lisbeth ist ein Staatsfeind Mr. Coleman. Sie hat unseren Feinden geholfen, wurde dabei erwischt, verurteilt und eingesperrt. Mit ihr wurde genau so verfahren, wie es mit allen anderen auch geschehen ist. Ich fürchte, ich kann Ihnen da nicht helfen.«

Nach dem Gesagten würde sich Ethan am liebsten an seiner rechten Brusttasche zu schaffen machen, sie schreit förmlich nach ihm, aber er kann sich tatsächlich beherrschen.

»Sind Sie nicht dafür verantwortlich Mr. Black? Sie haben hier doch das Sagen und können Entscheidungen treffen. Bitte, ich flehe Sie an, meine Frau hat nichts Schlimmes verbrochen, was ist denn an einer Spende so verkehrt?«

Nicht nur die Haltung von Domenic Black ändert sich schlagartig, er springt auch von seinem Stuhl und geht Ethan direkt entgegen.

»Ihr Auftreten ist wirklich jämmerlich Mr. Coleman«, schreit er ihn an. »Ihre Frau hat Bekleidung gesammelt, diese gewaschen und dann über einen Unterhändler an die Ausgestoßenen geliefert. Das nenne ich ein schweres Vergehen. Die Ausgestoßenen sind unsere Feinde, sie zu jagen und zu vernichten ist die Aufgabe dieser Organisation. Das beinhaltet auch alle Helfer und sonstigen Freunde dieser Gruppierung. Lisbeth Coleman hat sich dem Verbrechen schuldig bekannt und ist jetzt eine Staatsgefangene. Seien Sie doch lieber froh, dass wir Ihnen nichts nachweisen konnten, sonst wären Sie auch nicht mehr in Freiheit.«

Die Aufmerksamkeit von Black wendet sich an den Beobachter neben dem Schreibtisch, der auch sofort darauf reagiert.

»Alex, begleite bitte Mr. Coleman zum Aufzug, dieses Gespräch ist beendet.«

Direkt nach seinen Worten dreht er sich wieder zu Ethan herum und knallt ihm seine letzten Worte vor den Kopf.

»Wenn Sie mein Gebäude noch einmal betreten, dann werde ich mich Ihrer annehmen. Und glauben Sie mir, das wird sehr unangenehm. Einen schönen Tag noch Mr. Coleman.«

Der Mann, der auf den Namen Alex hört, tritt an die Seite des Detektivs und zeigt in die Richtung, in der es jetzt weitergeht. Zusammen mit Ethan verlässt er den Raum und begleitet ihn bis zum Fahrstuhl. Dort öffnen sich die Türen wieder automatisch und der Cop macht einen Schritt nach vorne. Doch bevor er in die Kabine einsteigen kann, wird er sanft von hinten gehalten.

»Mr. Coleman, sollten Sie irgendwelche Kontakte zu den Ausgestoßenen pflegen, dann lassen Sie es mich wissen. Hier ist meine Karte.«

Sehr verdutzt nimmt Ethan das kleine Teil entgegen und steigt in den Aufzug, dabei wird er aber weiterhin recht unheimlich beobachtet. Bevor sich die Türen schließen, redet der Riese ein weiteres Mal.

»Vielleicht können wir uns gegenseitig helfen. Vergessen Sie dabei aber nicht, Sie wenden sich direkt an mich und nicht an Mr. Black, alles Weitere steht auf meiner Karte.«

Die Türen schließen sich und der Fahrstuhl fährt nach unten…

The Sixth Birthday

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