Читать книгу The Sixth Birthday - Arnd Frenzel - Страница 14
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Das Bett quietscht leise unter dem Gewicht von Alexa, denn sie dreht sich auf die andere Seite, um ihrer Freundin Dakota, die gerade den Raum betreten hat, aus dem Sichtfeld zu gehen. Ihre Mitbewohnerin wird eine Menge Fragen haben und das ist eine sehr schwierige Situation, denn die beiden sagen sich immer alles. Genau aus diesem Grund werden die Gruppen auch getrennt, es gibt definitiv zu viele Geheimnisse, die andere nicht erfahren dürfen. Als Schulkinder haben sie darüber noch nicht nachgedacht, aber die ganze Harmonie in der Station scheint nur gespielt zu sein.
»Hey Alexa«, ertönt die Stimme ihrer Freundin. »Du bist doch nicht wirklich am Schlafen?«
»Nein, es ist alles gut Dakota, ich muss nur ein wenig nachdenken.«
Die Kleine schaut irritiert nach oben, denn die Aussage ist nicht gerade aufschlussreich.
»Hast du nicht heute Morgen schon genug gegrübelt, oder ist etwas passiert?«
Nach der Frage dreht sich Alexa auf die andere Seite, dabei fällt ihr die Karte aus dem Bett und landet auf dem Boden. Dakota nutzt natürlich die Chance und hebt sie auf.
»Was ist das?« Fragt sie interessiert und dreht das Fundstück in ihren Händen.
»Das darfst du leider nicht wissen, kannst du mir das bitte wiedergeben?«
Im ersten Moment sieht es fast so aus, als ob ihre Freundin nicht auf die Bitte eingeht. Nur die Karte sollte sie sich nicht anschauen, aber Alexa hat sich getäuscht, denn einen Augenblick später ist sie wieder in ihrem Besitz.
»Darf ich dich wenigstens fragen, was es damit auf sich hat, oder darfst du mir nichts davon erzählen?«
Alexa antwortet nicht sofort, sie mag ihre Freundin und das sogar sehr. Sie sind jetzt schon so lange Zimmerkollegen und hatten noch nie ein Geheimnis voreinander. Alle Schlafräume sind genau für 4 Personen konzipiert worden, aber die beiden sind von Anfang an alleine. Jetzt begreift Alexa auch warum, es kommen kaum noch neue Kinder hinzu.
Dakota steht weiter vor ihrem Bett und schaut fragend nach oben. Irgendwie hat sich alles verändert, Alexa möchte nicht mit ihr reden und am liebsten würde sie sofort ausziehen. Diese Gedanken sind aber völlig unfair gegenüber ihrer Freundin.
»Hör mal Dakota, das war heute echt anstrengend. Ich erzähle dir das ein anderes Mal, okay?«
»Mach dir doch nicht immer so einen Stress, meine hübsche. Ich muss auch wieder los und lasse dich mit deinen Gedanken alleine. Wir sehen uns später.« Kaum sind die Worte von Dakota gefallen, ist sie auch schon aus dem Zimmer verschwunden.
Alexa legt sich wieder auf den Rücken und atmet hörbar aus.
»Ich muss unbedingt hier raus«, sagt sie leise zu sich selbst. Die Karte fliegt auch wieder aus dem Bett, aber diesmal ist es egal, denn sie wird nicht mehr gebraucht. Schnell kommen ihre Gedanken zurück, die Gedanken, die eben noch so stark waren und durch Dakota unterbrochen wurden.
Warum dürfen sie nicht nach ihren Familien suchen? Was ist das für eine verdammte Richtlinie und wer hat die überhaupt aufgestellt? Niemals würde sie jemanden durch eine Suche in Gefahr bringen. Ihr Interesse sie zu finden ist aber trotzdem sehr groß. Wie sind sie so und was machen sie? Alles Fragen, die sie schon lange quälen und jetzt ist eine Erlösung plötzlich Verboten. Wenigstens ist der Traum mit New York Wirklichkeit geworden. Für Alexa gibt es keine andere Stadt, die sie lieber sehen würde und gleich ist es soweit, sie kann ihre Aufregung kaum noch unterdrücken.
Kurz vor 8 macht sie sich auf den Weg zum Nordausgang. Sie ist wieder einmal zu spät und die anderen drei sind auch schon anwesend. Ungeduldig steht David daneben und schaut besorgt in ihre Richtung.
»Alexa«, sagt er genervt und tippt dabei nervös mit einem Fuß auf dem Boden.
»Es tut mir leid David, aber ich bin noch einmal den Stadtplan durchgegangen und habe dabei die Zeit vergessen.«
»Okay«, antwortet ihr Lehrer kurz und beginnt die mitgebrachten Karten einzusammeln. Direkt im Anschluss versucht er die Aufmerksamkeit aller Anwesenden zu erhalten.
»Hört mir jetzt bitte noch einmal zu«, kommt von ihm. »Ihr werdet jetzt nacheinander losgeschickt, Alexa wird den Anfang machen, dann Sean, Dillen und am Ende folgt Zoey. Unterwegs werden euch Wächter begleiten, die Sorgen aber nur dafür, dass ihr den richtigen Ausgang erreicht. Dort werdet ihr dann von euren Mentoren empfangen, die euch alles Weitere erklären.«
Bis auf Alexa hat niemand etwas einzuwenden, aber sie möchte noch etwas loswerden.
»Wer sind diese Mentoren, die auf uns warten?« Fragt sie ein wenig vorsichtig, denn sie hat ein ungutes Gefühl und möchte lieber noch etwas darüber erfahren.
»Es handelt sich auch um Erkunder, die aber schon viel Erfahrung gesammelt haben. Sie haben sich dafür bereit erklärt, die Neuen bei ihren ersten Missionen zu unterstützen«, antwortet David sofort. In seinen Augen spiegelt sich eine Ungewissheit wieder, als ob er ihre Frage noch analysiert.
»David«, antwortet Alexa, die seine Reaktion mitbekommen hat. »Das ist für mich völlig okay, aber es ist doch nicht Aiden, der auf mich wartet?«
Jetzt beginnt ihr Lehrer doch tatsächlich mit dem lachen und das gleicht einer wirklichen Seltenheit.
»Ach Alexa, deine Ängste sind wirklich köstlich. Jetzt hatte ich wirklich ernsthaft Sorgen, dass es sich um etwas Wichtiges handelt. Aber keine Sorge, Aiden wird nicht auf dich warten. Ich habe dir Marie zugeteilt, sie ist mittlerweile erfahren genug, um deine Schulung zu übernehmen. Aiden gehört auch nicht mehr zu unserer Truppe, er ist heute Nachmittag überraschend dem Geheimdienst beigetreten. Mehr darf ich darüber aber nicht erzählen, ich habe schon zu viel gesagt.«
Das Lachen von David verschwindet genau so schnell, wie es gekommen ist. Natürlich hat er sofort begriffen, dass er gerade Interna ausgeplaudert hat. Die nachdenkliche Stille hält aber nicht lange an, er schickt Alexa in den Bahntunnel und schaut ihr noch eine Weile nach…