Читать книгу The Sixth Birthday - Arnd Frenzel - Страница 17
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Kylian hat jetzt lange genug gewartet und Sascha ist auch nach Hause. Jedes weitere Betteln von ihr hatte er abgelehnt. Zu gefährlich, hat er ihr jedes Mal gesagt, alleine ist er schneller und er kann sich nicht auch noch um sie kümmern. Sehr beleidigt ist sie am Ende abgezogen, trotzdem will sie ihn später anrufen.
Ohne sein Fahrrad kommt er sich ziemlich nackt vor, das braucht es aber noch und wenn gleich etwas schief läuft, ist nicht nur der Schlüsselbund verloren.
Die Gegend hier ist bei Weitem nicht so voll wie heute Nachmittag. Diese gewisse Sicherheit ist damit nicht mehr gegeben. Aber da muss er jetzt durch, nur noch die Straße überqueren und er ist am Ziel. Dort liegt alles im Dunkeln, das gibt ihm ein wenig Hoffnung.
Er fast allen Mut zusammen, wartet noch ein Auto ab und geht los. Am Eingang der Gasse bleibt er stehen, jetzt kann er genau hineinschauen, aber die Leere lässt ihn frieren. Natürlich hatte er sich das erhofft, es sollte auch niemand anwesend sein, nur diese einsame dunkele Straße hat etwas Abschreckendes.
Kylian zögert, holt sein Handy heraus und drückt auf Sascha, aber schnell wischt er den Anruf wieder beiseite. Ein klein wenig ärgert er sich jetzt schon, warum hat er sie nicht doch mitgenommen? Aber dafür ist es leider zu spät, sie würde eine halbe Ewigkeit brauchen und solange möchte er hier nicht warten. Nur warum jetzt diese Angst? Natürlich, er ist keiner dieser Draufgänger, aber dieses Gefühl passt nicht zu ihm.
Das liegt doch alles nur an diesen Idioten von heute Mittag. Sind selber kaum älter als er, dafür aber in der ganzen Gegend bekannt. Ein erneuter Blick in die Dunkelheit zeigt, dass wirklich keiner anwesend ist und ganz langsam verschwindet seine Nervosität. Das Handy liegt noch in seiner Hand und als Nächstes leuchtet die eingebaute Taschenlampe auf. Ein hörbarer Seufzer folgt und die ersten Schritte sind getan. Er befindet sich jetzt in der Gasse und beginnt mit dem Suchen.
Mit seinem Licht leuchtet er von links nach rechts und total konzentriert denkt er an das Aufeinandertreffen mit den Angreifern. Wo hat der Typ ihn genau erwischt? Wenn die Schlüssel herausgefallen sind, dann müssen sie auch noch da sein.
Er hofft natürlich, dass die Gruppe nicht hier her zurückgekehrt ist und ihn gefunden hat. Dann würde die Sache noch komplizierter werden und darauf möchte er gerne verzichten. Vorsichtig geht er weiter, leuchtet in jede Ecke und seine Augen folgen dem Lichtschein.
»Also dich haben wir hier jetzt nicht erwartet«, brüllt eine Stimme von hinten. Die Gasse wird heller, denn es sind noch weitere Lichter hinzugekommen.
Kylian erstarrt auf der Stelle, denn diese Stimme ist ihm gut bekannt. Es ist einer von diesen Kerlen, sie sind wirklich zurückgekommen oder haben sie sogar gewartet? Seine Beine beginnen zu zittern, sein Kopf will loslaufen, aber der Körper blockiert. Langsam dreht er sich herum und schaut auf die Handylampen der anderen. Vor ihm stehen tatsächlich genau die 5 Typen von heute Mittag, das kann doch nur ein Albtraum sein.
»Hat es dir die Sprache verschlagen?« Lacht ihn ein anderer an. »Oder beherrschst du Affe unsere Sprache nicht?«
Bewaffnet mit Bierflaschen versperren sie Kylian den Fluchtweg. Die andere Richtung ist auch keine Option, denn sie stehen schon viel zu nah und er würde es niemals schaffen.
»Ich suche nur etwas«, kommt leise von ihm. Die Jungs schauen sich an und beginnen zu lachen.
»Das ist doch toll, du suchst hier etwas und jetzt hast du uns gefunden«, sagt wieder der Erste, der heute Mittag auch die Jacke zerrissen hat. Er ist der größte von allen und scheint auch das Sagen zu haben. Direkt unter seinem rechten Auge verläuft eine tiefe Narbe und sein Mundgeruch ist nicht zu verstecken.
»Du hast uns heute echt überrascht, sogar Bierflaschen sind zu Bruch gegangen, das können wir nicht einfach akzeptieren. Also, wie viel Kohle hast du dabei?«
Kylian fast in seine Taschen, er weiß aber genau, dass er nichts dabei hat. Sascha hatte die Trinkflaschen heute bezahlt, mit Geld wird er sich nicht freikaufen können.
»Ich habe nichts dabei, es tut mir leid«, sagt er vorsichtig und wartet auf die Reaktion.
»Er hat nichts dabei, es tut ihm sogar leid«, kommt von einem anderen, der bisher nichts von sich gegeben hat. Alle anderen können kaum noch vor lachen, für sie ist das alles nur ein Spaß und wieder tritt der Anführer in Erscheinung.
»Wo ist denn dein Fahrrad? Das wäre doch auch eine nette Geste.«
»Das habe ich nicht mitgenommen.« Die Stimme von Kylian wird immer leiser.
Einer der hinteren kommt nach vorne und packt ihn am Kragen, seine Alkoholfahne dominiert jeden weiteren Geruch.
»Wenn du uns nichts bieten kannst, dann müssen wir wohl andere Seiten aufziehen.«
»Warte noch Dan, er hat immer noch sein Handy«, kommt wieder von der Nummer eins. »Los du schwarzes Arschloch, zeig mal her das tolle Teil.« Der Anführer hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, hier irgendetwas abzugreifen.
Schnell steckt Kylian das Handy in seine Hosentasche, denn das möchte er ihnen nicht geben. Es war ein Weihnachtsgeschenk von seiner Mutter und sie hat sehr lange dafür gespart.
Seine unerwartete Bewegung hat die Angreifer überraschend getroffen. Der vorderste schlägt ihm ins Gesicht und ein Weiterer donnert ihm eine Faust in den Magen.
Schmerz verzerrt geht Kylian zu Boden, wird aber sofort wieder aufgehoben und erneut angegangen.
Durch die harten Treffer kann der 17-Jährige kaum noch einen klaren Gedanken fassen, aber die Tortur endet unerwartet und Kylian schaut langsam wieder auf…