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J. W. Wutschetitsch, J. S. Belopolski

Sowjetisches Ehrenmal, 1949

Treptower Park

Der Soldat in Treptow

Wenn unsere Gedankenwelt damals, im – nach eigener Auskunft – fortschrittlichsten Gesellschaftssystem der Welt, nicht durch die eventuell reaktionäre Einstellung unserer Eltern geprägt war, mussten doch unsere Herzen der erste Hund im Weltraum, Laika, der erste Mensch ebenda, Genosse Gagarin, sowie die heldenhaften Befreier der Roten Armee erwärmen.

Näherte man sich vom Westen her Budapest, stand ein paarhundert Metern vor der Stadt lange Zeit die Statue des im Zweiten Weltkrieg den Märtyrertod gestorbenen russischen Soldaten Ostapenko. Einen so großen, elf Meter hohen Helden, wie er im Treptower Park steht, sah jedoch kein Ungar in Ungarn. Und nach der großen Säuberung von den kommunistisch deklarierten Denkmälern sieht er nicht einmal mehr den Ostapenko.

In Treptow ist nicht nur der Soldat überwältigend, sondern auch der riesige Grabhügel ihm zu Füßen für Tausende von Gefallenen mit einer Reihe von Sarkophagen auf beiden Seiten mit Darstellungen des Kampfes gegen den Faschismus und Stalin-Zitaten. Zwei ebenfalls monumentale Fahnen aus rotem Granit mit dem Motiv Sichel und Hammer runden die Gedenkstätte ab. Das gigantische Mahnmal steht immer noch und wurde zuletzt kostenaufwendig restauriert, weil am Ende Gorbatschow nur noch eine einzige Bedingung für seine Zustimmung zur deutschen Wiedervereinigung stellte: die Aufbewahrung und Pflege der sowjetischen Denkmäler.

Otto Grotewohl erwies sich also bei der Einweihung des Denkmals im Jahre 1949 als Hellseher, indem er sagte: »Auch wenn einmal der letzte sowjetische Soldat den deutschen Boden verlassen hat, werden wir diese Gedenkstätte als ein Mahnmal des Friedens in unseren Schutz nehmen.«

Und während wir darüber nachsinnen, wie die Befreier die Freiheit mit Füßen traten, müssen wir nicht unbedingt klären, warum uns die Aufschrift im Mausoleum unter der Statue – »... rettete die europäische Zivilisation vor den faschistischen Pogromhelden ...« – so berührt. Ist die Bedeutung dieser historischen Tatsache so erschütternd? Trauern wir um die Toten? Oder stimmt es uns so melancholisch, nie mehr mit den Helden des Weltalls, der Hündin Laika und dem Genossen Gagarin mitfiebern zu können?

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