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VII. (Nr. 12.) An Nebridius

Geschrieben im Jahre 389.

An Nebridius.

Inhalt. Dieser Brief ist eigentlich nur eine Einleitung zu einem Briefe, der die Erörterung des vorigen Briefes fortsetzen sollte.

Du schreibst, du habest mehr Briefe mir geschickt, als ich empfangen habe; und ich kann dir so wenig Glauben verweigern wie du mir. Mag ich auch mitunter in der Beantwortung etwas nachlässig sein, so werden doch deine Briefe mit eben der Sorgfalt von mir aufbewahrt wie von dir abgefertigt. Daß du aber nicht mehr als zwei einigermaßen ausführliche Briefe14 von mir empfangen hast, darüber sind wir wieder einig; denn ein drittes Schreiben habe ich noch nicht abgeschickt. Als ich die Abschriften durchlas, habe ich gemerkt, daß ich damit auf ungefähr fünf von deinen Fragen geantwortet und nur eine so nebenbei berührt habe; wenn ich dabei ihre Lösung, gewiß nicht mit Unrecht, deinem Scharfsinne überlassen habe, so war allerdings damit deine Wißbegierde offenbar nicht befriedigt. Doch mußt du sie ein wenig zügeln und es willig annehmen, wenn ich einiges kurz zusammenfasse. Wenn ich jedoch durch Kargheit in den Worten das Verständnis der Sache beeinträchtige, so schone meiner nicht, sondern fordere die ganze Schuld mit jenem Rechte, dessen Ansprüche mir vielleicht nicht so gewichtig erscheinen würden, wenn mir ihre Erfüllung nicht so angenehm wäre. Diesen Brief nun wirst du zu den kleineren zählen, die dich nicht zur Antwort zwingen, meine Antwortsschuld aber nicht verringern15. Du freilich schickst keine kleineren Briefe, die meine Schuld nicht vergrößern würden. — Was nun deine Frage über den Sohn Gottes anbetrifft, warum nämlich ihm mehr als dem Vater die Menschwerdung zugeschrieben werde, da doch beide eins sind, so wirst du dies sehr leicht einsehen, wenn du dich unserer Bemerkungen erinnerst, durch die wir, so viel es bei einer so unaussprechlichen Sache möglich ist, das Wesen des göttlichen Sohnes, dem wir einverleibt sein möchten, erklären wollten. Um es hier kurz anzudeuten, das Bildende und Gestaltende in Gott16, wodurch alles geschaffen ist, was geschaffen ist, wird Sohn genannt. Was aber immer durch die Menschwerdung geschah, das ist zu unserer Belehrung und Unterweisung geschehen.

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