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XVII. (Nr. 29.) An Bischof Alypius von Tagaste

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Geschrieben im Jahre 395.

Brief des Priesters von Hippo Regius an den Bischof Alypius von Tagaste, geschrieben am Festtage des Leontius, der früher Bischof von Hippo war83.

Inhalt. Augustinus erzählt seinem Freunde, wie es ihm gelungen sei, am Festtage des heiligen Leontius 395 durch seine Predigten das Volk von den gewohnten Gastmählern in der Kirche abzuhalten. Vergleiche auch Brief Nr. XIII dieser Sammlung.


1.

Was die Angelegenheit anbetrifft,die ich noch besorgen muß, so kann ich dir in Abwesenheit des Bruders Macharius nichts Gewisses mitteilen; doch heißt es, daß er bald zurückkommen wird, und mit Gottes Hilfe wird dann geschehen, was möglich ist. Obwohl aber unsere Mitbrüder ihre anwesenden Mitbürger unserer Sorgfalt für sie versichern konnten, so hat uns doch der Herr einen Erfolg verliehen, der der brieflichen Mitteilung, durch die wir uns zu trösten pflegen, würdig ist. Sicherlich hat euer Eifer uns sehr geholfen, ihn zu verdienen, da ihr es gewiß nicht unterlassen konntet, für uns zu beten84.


2.

Wir wollen also nicht unterlassen,eurer Liebe den Vorfall zu erzählen, damit ihr mit uns Gott für die empfangene Gnade danket, wie ihr auch mit uns Gebete verrichtet habt, um sie zu erlangen. Nach deiner Abreise wurde uns nämlich berichtet, wovon auch schon während deiner Anwesenheit die Rede ging, es sei große Aufregung unter den Leuten, weil sie sich jene Feierlichkeit nicht verbieten lassen wollten, die sie zwar eine Freudenfeier nennen, die aber in Wahrheit nur ein Trinkgelage ist. Es kam uns hierbei trefflich zustatten, daß nach des allmächtigen Gottes geheimem Ratschlusse am folgenden Mittwoch im Evangelium in der Reihenfolge der Text traf: „Gebet das Heilige nicht den Hunden und werfet eure Perlen nicht vor die Schweine!“85 Es war also von den Hunden und Schweinen in solcher Weise die Rede, daß diejenigen, die ein freches Gebelfer gegen die Gebote Gottes erheben und sich im Kote fleischlicher Lüste wälzen, zum Erröten gezwungen waren. Den Schluß bildete der Hinweis, wie ruchlos es sei, innerhalb der kirchlichen Mauern und im Namen der Religion zu tun, was sie vom Heiligtume und von den Perlen der Kirche ausschließen mußte, wenn sie es fortgesetzt nur zu Hause trieben.


3.

Obwohl aber diese Ausführungen beifällig aufgenommen wurden, so waren doch zu wenige beisammen, und meine so überaus wichtige Aufgabe konnte nicht für erledigt gelten. Als aber die Zuhörer von jener Predigt je nach Vermögen und Eifer auch außerhalb der Kirche erzählten, fand sie vielen Widerspruch. Als aber bei Anfang der Fasten eine große Menge zur Predigtstunde erschien, wurde im Evangelium gelesen, wie der Herr die Verkäufer der Tiere aus dem Tempel trieb, die Wechslertische umwarf und erklärte, man habe das Haus seines Vaters, das ein Haus des Gebetes sei, zu einer Räuberhöhle gemacht. Auch diesen Abschnitt verlas ich selbst, da ich bereits ihre Aufmerksamkeit auf die Trinkgelage gelenkt hatte; ich knüpfte daran eine Erörterung, in der ich zeigte, daß unser Herr mit noch weit größerer Entrüstung Gastmähler der Trunkenheit, die überall eine Schande sind, aus dem Tempel verbannen würde, da er in ihm selbst einen an sich erlaubten Verkauf nicht duldete, indem dort ja nur verkauft wurde, was für die jeweiligen Opfer erforderlich war. Ich fragte sie, auf wen wohl der Ausdruck „Räuberhöhle“ besser passe, auf Verkäufer notwendiger Gegenstände oder auf unmäßige Zecher.


4.

Und da man die Stellen der Heiligen Schrift in Bereitschaft hielt, um sie mir vorzulegen, so bemerkte ich, daß selbst das fleischlich gesinnte Judenvolk in dem Tempel, in dem noch nicht der Leib und das Blut des Herrn zum Opfer gebracht wurde, keine Trinkgelage, ja nicht einmal ehrbare Gastmähler abgehalten habe; überhaupt finde sich in der Geschichte kein Beispiel, daß die Juden im Namen der Religion sich öffentlich betrunken hätten, außer wenn sie ein Götzenfest feierten. Hierbei nahm ich das Buch zur Hand und verlas die ganze betreffende Stelle86.Ich fügte auch mit dem bittersten Schmerze die Worte des Apostels bei: er habe, um das christliche Volk von dem verhärteten Judenvolke zu unterscheiden, seinen Brief „nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf Herzenstafeln von Fleisch geschrieben“87; wenn aber Moses, der Diener Gottes, um jener Anführer des Volkes willen die zwei steinernen Tafeln zerschmettert habe, sollte es uns da nicht möglich sein, die Herzen derer zu erschüttern, die, obwohl sie Mitglieder des Neuen Bundes sind, doch zur Feierder Heiligenverehrung öffentlich etwas tun wollen,was das Volk im Alten Bunde nur einmal und zu Ehren eines Götzen-Bildes getan habe?


5.

Hierauf legte ich das Buch Exodus zurück, und indem ich, so weit es die Zeit gestattete, die Abscheulichkeit des Lasters der Trunkenheit darlegte, griff ich zum Apostel Paulus und zeigte, mit welchen Sünden sie dieser in eine Reihe stellt.Zu diesem Zwecke las ich die Stelle vor:“Wenn ein Bruder im Rufe steht, ein Hurendiener, ein Götzenanbeter, ein Geizhals, ein Flucher, ein Trunksüchtiger, ein Räuber zu sein, so sollt ihr mit einem solchen nicht einmal gemeinschaftlich Speise genießen“88.Dabei machte ich mit Seufzen darauf aufmerksam, welche Gefahr also schon die Lebensgemeinschaft mit denen, die sich zu Hause betrinken, herbeiführe.Darauf verlas ich die Stelle, die bald hinter dieser kommt: „Täuschet euch nicht: weder Hurendiener, noch Götzenanbeter, noch Ehebrecher, noch Weichlinge, noch Knabenschänder, noch Diebe, noch Geizige, noch Trunksüchtige, noch Flucher, noch Räuber werden das Reich Gottes besitzen. Und solche seid ihr gewesen. Aber ihr seid abgewaschen, ihr seid gerechtfertigt im Namen des Herrn Jesus Christus und im Geiste unseres Gottes“89. Hierauf forderte ich sie auf zu erwägen, mit welchen Gefühlen Gläubige die Worte „ihr seid abgewaschen“ vernehmen müßten, die in ihrem Herzen, d. h. im Innern des Tempels Gottes, noch den Schmutz einer Begierlichkeit dulden, die die Himmelstür verschließt. Es kam folgende Schriftstelle: „Wie ihr zusammenkommt, so heißt das nicht, das Abendmahl des Herrn zu feiern. Denn jeder genießt vorher essend sein eigenes Abendmahl; der eine hungert, der andere ist von Speise und Trank berauscht. Was? Habt ihr nicht eure Häuser, um zu essen und zu trinken? Verachtet ihr etwa die Kirche Gottes?“90

Sodann schärfte ich eindringlichst ein, daß in der Kirche nicht einmal mäßige und ehrbare Gastmähler erlaubt seien. Denn der Apostel hat nicht gesagt: „Habt ihr etwa keine Häuser, um euch zu betrinken?“ — als ob es nur nicht erlaubt sei, sich in der Kirche zu betrinken; sondern er hat einfach gesagt: „Habt ihr etwa keine Häuser zum Essen und Trinken?“, was in ihnen erlaubt, in der Kirche jedoch verboten ist, insoweit man Häuser besitzt, um sich mit der nötigen Nahrung zu erquicken. Nur infolge der allgemeinen Zeitverderbnis und Sittenlockerung sind wir so jammervoll gesunken, daß wir uns hierfür nicht mit einem bescheidenen Mahle begnügen, sondern wenigstens zu Hause die Trunksucht als Königin zu haben wünschen.


6.

Auch erinnerte ich an das am vorigen Tage behandelte Stück aus dem Evangelium, wo von den falschen Propheten gesagt ist: „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“91.Hierbei wiederholte ich, daß unter Früchten hier nichts anderes als die Werke gemeint seien; ich fragte sie, zu welchen Früchten wohl die Trunkenheit zu zählen sei, was ich aus folgender Stelle im Galaterbriefe beantwortete: „Offenkundig aber sind die Werke des Fleisches, nämlich Hurerei, Unreinheit, Wollust, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Streitsucht, Eifersucht, Bitterkeit, Zwietracht, Ketzerei, Neid, Trunkenheit, Völlerei und Ähnliches. Von diesen sage ich euch voraus, wie ich es euch schon vorausgesagt habe, daß diejenigen, die solches tun, das Reich Gottes nicht besitzen werden“92. Im Anschlusse an diese Worte stellte ich die Frage, ob man uns etwa an der Frucht der Trunkenheit als Christen erkennen solle, da der Herr befiehlt, daß man uns an den Früchten erkennen solle. Ich wies auch auf folgende Worte hin: „Die Früchte des Geistes aber sind: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Milde, Güte, Glaube, Sanftmut, Keuschheit“93. Ich legte ihnen nahe, doch zu erwägen, was es für eine Schande und ein Jammer sei, daß sie jene Früchte des Fleisches nicht nur für sich genießen, sondern in ihrem Genusse auch die Kirche ihrer Würde berauben wollten, so daß, wenn es auf sie ankäme, Scharen von Schmausern und betrunkenen Zechern den ganzen Raum dieser großen Basilika ausfüllen würden. Von den geistigen Früchten aber, zu denen sie das Ansehen der Heiligen Schrift und unser Seufzen einlade, wollten sie Gott kein Opfer bringen, auch nicht vorzüglich auf diese Weise die Feste der Heiligen begehen.


7.

Nunmehr gab ich das Buch zurück und stellte ihnen in unvorbereiteter Rede aus allen Kräften im vollen Gefühle meiner Verantwortlichkeit unter dem Beistande der Gnade des Herrn die gemeinschaftliche Gefahr vor Augen, in der sie, die uns anvertraut seien, und wir selbst, die wir für sie bei dem obersten Hirten Rechenschaft zu geben hätten, uns befänden. Ich beschwor sie bei seiner Demut, bei den ruchlosen Beschimpfungen und Backenstreichen, die er erlitten, bei seinem bespieenen und geschlagenen Antlitze, bei seiner Dornenkrone, seinem Kreuze und Blute, sie sollten, auch wenn sie vielleicht an meiner Rede Anstoß genommen hätten, sich doch wenigstens meiner erbarmen, sie möchten der unaussprechlichen Liebe des ehrwürdigen alten Valerius94 gegen mich gedenken, der nur ihretwegen unbedenklich mir das schwierige Amt, das Wort der Wahrheit zu verkünden, übertragen und öfters ihnen gesagt habe, seine Gebete seien durch meine Ankunft erhört worden; hat er sich doch nicht darüber gefreut, daß ich zum gemeinschaftlichen Tode oder um ihrem Tode zuzusehen gekommen sei, sondern darüber, daß wir gemeinschaftlich nach dem ewigen Leben streben. Zuletzt sagte ich ihnen noch, daß ich beschlossen hätte, auf den zu vertrauen, der nicht zu lügen vermag und durch den Mund des Propheten von unserem Herrn Jesus Christus verheißen hat: „Wenn aber seine Söhne mein Gesetz verlassen und nicht nach meinen Rechten wandeln, wenn sie meine Satzungen entweihen, so werde ich ihre Missetaten heimsuchen und mit Schlägen ihre Frevel. Doch meine Gnade will ich ihnen nicht entziehen“95. Ich erklärte also, daß ich mein Vertrauen auf ihn setze, er werde sie, falls sie die gewichtigen Worte, die ihnen eben vorgelesen und eingeschärft wurden, verachteten, mit Rute und Geißel heimsuchen und nicht gestatten, daß sie mit dieser Welt verdammt würden. Bei dieser Klage bot ich in Anbetracht der Größe.meiner Aufgabe und der Gefahr all meine Kraft in Gedanken und Worten auf, die unser Schützer und Lenker mir verliehen. Nicht ich habe ihre Tränen mit meinen hervorgelockt, sondern, ich gestehe es, bei diesen Worten brach die Menge in Weinen aus, und auch ich konnte mich nun dessen nicht mehr enthalten. So weinten wir miteinander, und in der zuversichtlichen Hoffnung auf ihre Besserung beschloß ich meine Predigt.


8.

Als nun der folgende Tag anbrach, an dem man sonst nur an Schlund und Bauch zu denken pflegte, wurde mir mitgeteilt, daß einige von denen, die bei der Predigt anwesend waren, ihr Murren noch nicht aufgegeben hätten, ja die Macht der bösen Gewohnheit vermöge so viel über sie, daß diese allein in ihnen zu Worte komme, wenn sie sprächen: „Warum gerade jetzt? Die es früher nicht verboten haben, waren doch auch Christen!“ Als ich dies vernahm, da wußte ich wirklich nicht, was für Mittel, sie zu beeinflussen, ich ausfindig machen konnte; ich nahm mir aber vor, jene Stelle aus dem Propheten Ezechiel vorzulesen: „Der Wachtposten ist schuldfrei, wenn er die Gefahr angekündigt hat, auch dann, wenn die, denen er sie ankündigt, sich nicht in acht nehmen wollen“96. Dann wollte ich den Staub von meinen Kleidern schütteln und mich entfernen, da zeigte aber der Herr, daß er uns nicht verläßt, und lehrte mich, wie er uns ermutigt, ihm zu vertrauen. Denn noch vor der Stunde, zu der ich die Kanzel besteigen sollte, kamen gerade diejenigen zu mir, die, wie mir berichtet worden, sich über den Angriff auf die alte Gewohnheit beschwert hatten. Ich nahm sie freundlich auf und brachte sie mit wenigen Worten zur richtigen Anschauung der Sache. Als die Zeit zur Predigt kam, unterließ ich die in Aussicht genommene Lesung, da sie nicht mehr nötig erschien, und setzte in bezug auf die Forderung des Tages in Kürze auseinander, wir könnten denen, die sagen: „Warum jetzt?“ nicht kürzer und besser antworten als: „Endlich jetzt!“


9.

Damit es jedoch nicht scheine, als wollten wir unseren Vorgängern, die so offenbar Vergehungen des unbedachten Volkes gestattet oder wenigstens nicht zu verbieten gewagt hatten, irgendeinen Vorwurf machen, so erklärte ich ihnen, durch welchen Notstand in der Kirche dieser Mißbrauch offenbar entstanden sei. Als nämlich nach so vielen und heftigen Verfolgungen Friede wurde, hätten die Heiden scharenweise Verlangen getragen, den christlichen Namen anzunehmen, doch ihre Gewohnheit, die Festtage bei ihren Götzenbildern mit reichlichem Essen und übermäßigem Trinken zuzubringen, habe sie daran gehindert, und es sei äußerst schwer gewesen, sie von diesen höchst verderblichen, aber uralten Vergnügungen fernzuhalten. Da hätten es unsere Vorfahren für gut gehalten, auf diese Schwachheit teilweise Rücksicht zu nehmen und ihnen gestattet, statt der Festtage, die sie aufgegeben hätten, andere Feste zu Ehren der heiligen Märtyrer, zwar nicht mit ähnlichem Frevel, aber doch mit ähnlichem Luxus zu feiern. Man beabsichtigte, ihnen erst dann, wenn sie bereits im christlichen Glauben befestigt seien und sich dem Joche des Herrn unterworfen hätten, die heilsamen Gesetze der Mäßigkeit, denen sie schon aus Ehrfurcht gegen den Gesetzgeber nicht widerstehen könnten, mitzuteilen. Deshalb sei es nunmehr an der Zeit, daß sie anfingen, nach Christi Willen zu leben, da sie doch nicht mehr leugnen könnten, daß sie bereits Christen seien. Jene Bräuche habe man ihnen gestattet, damit sie Christen würden; nunmehr sollten sie sie aufgeben, weil sie es bereits seien.


10.

Sodann legte ich ihnen nahe, wir wollten die Kirchen jenseits des Meeres nachahmen, in denen ein solcher Mißbrauch entweder nie aufgekommen oder durch gute Vorsteher und den Gehorsam des Volkes abgeschafft worden sei. Zwar sage man der Basilika des heiligen Petrus nach, daß in ihr täglich Beispiele von Trunksucht vorkämen; doch konnte ich zuerst darauf hinweisen, daß, wie ich gehört, dort schon öfters ein Verbot erlassen worden sei. Aber da diese Kirche weit vom Aufenthalte des Bischofs entfernt sei und sich in einer so großen Stadt viele fleischlich gesinnte Menschen befänden, da ferner die Pilger in immer neuen Scharen an jener Gewohnheit mit ebenso großer Hartnäckigkeit als Unwissenheit festhielten, so habe dieser abscheuliche Mißbrauch noch nicht abgeschafft und ausgerottet werden können. Wenn wir indessen den Apostel Petrus ehren wollten, so müßten wir auf seine Vorschriften merken und uns mehr um seinen Brief kümmern, in dem sich sein Wille kundgibt, als um die Basilika, in der er sich nicht kundgibt. Sogleich nahm ich die Rolle zur Hand und las die Stelle vor, an der er sagt: „Da nun Christus für uns dem Fleische nach gelitten hat, so wappnet euch mit diesem Gedanken: Wer gelitten hat nach dem Fleische, der hat dem Fleische abgesagt, so daß er nicht mehr nach den Gelüsten der Menschen, sondern nach dem Willen Gottes die übrige Zeit im Fleische lebt. Denn es ist genug für euch, die vergangene Zeit nach dem Willen der Menschen zugebracht zu haben, indem ihr in Wollust, in Lüsternheit, in Trunkenheit, in Völlerei und in schändlichem Götzendienst gewandelt seid“97. Als ich hierauf sah, daß alle einmütig die böse Gewohnheit verabscheuten und guten Willen angenommen hatten, so sprach ich den Wunsch aus, sie möchten zur Mittagszeit der Lesung des göttlichen Wortes und dem Psalmengesange beiwohnen; auf diese Weise würden sie den Tag viel reiner und echter feiern, und man könne so auch leicht von der versammelten Menge unterscheiden, wer es mit dem Geiste und wer es mit der Sinnlichkeit halte. Damit schloß ich, nachdem alles vorgelesen war, die Predigt.


11.

Am Nachmittage kam noch eine größere Menge Volkes als am Vormittag, und bis zur Stunde, da wir mit dem Bischof an den Altar treten sollten, wurde abwechselnd gelesen und Psalmen jfesungen. Als wir an den Altar getreten waren, wurden noch zwei Psalmen gesungen. Dann zwang mich der alte Bischof durch seinen ausdrücklichen Befehl, noch etwas zum Volke zu sprechen, obwohl ich nicht dazu geneigt war und mich nach dem Ende der Aufregungen dieses Tages sehnte. Ich hielt eine kurze Anrede und sagte in ihr Gott Dank. Und da wir hörten, daß in der Basilika der Donatisten die gewohnten Gelage abgehalten wurden und sie noch zur Zeit, da wir so sprachen, bei den Bechern saßen, so erklärte ich, die Schönheit des Tages werde gesteigert durch einen Vergleich mit der Nacht und die weiße Farbe erscheine noch heller neben der schwarzen. So wäre auch unsere geistige Festfeier vielleicht weniger erfreulich gewesen, wenn nicht auf der anderen Seite das fleischliche Trinkgelage zum Vergleiche herausgefordert hätte. Und ich forderte sie auf, jetzt, nachdem sie die Süßigkeit des Herrn gekostet hätten, beharrlich solche Genusse aufzusuchen. Für jene aber, die das als Hauptsache behandeln, was einst der Zerstörung anheimfallen wird, müsse man Furcht hegen. Denn jeder teile das Los der Sache, an die er sich hängt, und darum spotte der Apostel über solche, indem er von ihnen sagt: „Ihr Gott ist ihr Bauch“98, und an einer anderen Stelle: „Die Speise ist für den Leib und der Leib für die Speise; Gott aber wird beides beseitigen“99. Wir müßten also dem anhängen, was nicht beseitigt wird, was nichts zu tun hat mit den Gelüsten des Fleisches und nur durch die Heiligung des Geistes gewonnen wird. Nachdem ich diesen Satz zeitgemäß und so, wie es mir der Herr eingab, erörtert hatte, fand die tägliche Vesper statt. Als wir mit dem Bischof uns zurückgezogen, sangen die Brüder den Lobgesang, und eine nicht unbedeutende Menge beiderlei Geschlechts verblieb bis zum Einbruch der Dunkelheit unter Psalmengesang in der Kirche.


12.

Ich habe euch nun, wie ich es in Kürze vermochte, auseinandergesetzt, was ihr ohne Zweifel zu hören gewünscht habt. Betet, daß der Herr von unseren Bestrebungen alle Ärgernisse und alle Lauheit fernhalte. Zum großen Teile beruht die Regsamkeit unseres Eifers auf euch100, da uns von der geistigen Kirche zu Tagaste so viele Gnadengaben gemeldet werden.

Das Schiff mit den Brüdern ist noch nicht angekommen. Bei Asna, wo der Bruder Argentius Priester ist, sind die Circumcellionen101 in unsere Basilika eingedrungen und haben den Altar zerstört. Der Prozeß schwebt eben, und wir bitten sehr um euer Gebet, daß er in Frieden, zur Ehre der katholischen Kirche und zur Unterdrückung der friedlosen Ketzerei ausgetragen werde. Ich habe einen Brief an den Asiarches102 gesandt: Verharre glücklich im Herrn und gedenke unser! Amen.

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