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4. Zwischen Mao und Micky Maus

Und dann kam der Weihnachtsabend im Jahre 1966.

Der Tag, an dem mir meine Eltern eine Gitarre schenkten.

Irgendwo war mal zu lesen, dass du dir schon immer eine Gitarre gewünscht und dir vorher aus einer Zigarrenkiste und Einmachgummis ein Banjo gebastelt hast.

Ich sehe schon, diese Biografie ist bitter nötig, auch wenn die Wahrheit manchmal langweiliger ist als der Mythos – falls ein Zigarrenkistenbanjo überhaupt ein Mythos ist. Meine Mutter wollte mich neben der Schreiberei auch musikalisch fördern. Die Gitarre war aber ein ziemlich billiges Exemplar von den Billigketten „Woolworth“ oder „Hertie“, das zunächst in einer Ecke meines Kinderzimmers ein unbeachtetes Dasein fristete.

Dann lag ich um Neujahr herum eine Woche lang mit Grippe im Bett. Als ich die ersten Fieberattacken überstand und es mir etwas besser ging, holte ich mir aus Langeweile die Gitarre auf die Bettdecke und fing an, ein wenig darauf herumzuspielen. Das klappte überraschenderweise ganz gut und ich hatte schnell ein paar Akkorde zusammen, einfach nach Gehör.

Interessant, dass Wolfgang und du aus lauter Langeweile angefangen haben, ein Instrument zu spielen.

Große Dinge fangen eben oft ganz belanglos an. Ich wollte jedenfalls unbedingt Noten lernen. Meine Eltern waren einverstanden, dass ich Unterricht nehme. Klar, mussten sie ja auch, sagte ich mir, denn sie hatten mir ja auch die Gitarre geschenkt.

Neben dem Unterricht beschäftigte ich mich bereits mit den Beatles, die damals nicht zum klassischen Gitarrenunterricht gehörten. Ich habe mir ein Beatles-Liederbuch gekauft und, so oft es ging, die Lieder geübt. Dann fing ich allmählich an, selbst kleine Stücke zu komponieren.

Kannst du dich noch an konkrete Songs erinnern?

Zunächst waren es eher Fragmente, damit ich ein Gefühl für Harmonien und Akkordwechsel bekam. Dann verfasste ich nach den ersten Unterrichtswochen bereits kurze Instrumentalstücke. An die Titel kann ich mich aber noch gut erinnern, weil mir das immer sehr wichtig war. Eines hieß auf jeden Fall „Electric Bird“, ein anderes „Green Monster“.

„Green Monster“ war sicher vom Film „Das Ungeheuer vom Amazonas“ inspiriert.

Nein, vom gleichnamigen 17.000 PS starken Raketenfahrzeug, mit dem ein gewisser Art Afons in den 1960er-Jahren mehrere Geschwindigkeitsrekorde auf dem Salzsee in Utah erreichte. Ich las über diese Raketenfahrzeuge in einem „Micky-Maus“-Heft. Ich war von den Bildern fasziniert, weil die Fahrzeuge sehr futuristisch aussahen und Namen besaßen wie „Spirit Of America Sonic“ oder „Bluebird“. Ein anderes meiner ersten Stücke hieß „Mao“.

Mao? War das etwa ein frühes politisches Statement?

Es war tatsächlich Mao-Tse-Tung gemeint, aber von Politik hatte ich damals null Ahnung. Vielmehr sah ich als Kind diesen Mao-Tse-Tung immer in den TV-Nachrichten und der Name blieb mir im Gedächtnis haften. Dass ich mit Adrian, Riggbert & Theyler den Mao sogar mal persönlich treffen würde, hätte ich damals natürlich nie gedacht. Das größte visuelle Aha-Erlebnis in musikalischer Hinsicht war aber der „Beat-Club“.

Wie bei vielen anderen auch.

Durch den „Beat-Club“ entdeckte ich, was es neben den Beatles oder Rolling Stones noch für Bands gab. Dabei muss ich rückblickend sagen, dass viele Beatbands wie Hermann Hermits, Spencer Davis Group oder Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich auch nichts anderes waren als Schlagermusik, nur eben tanzbarer für junge Leute. Vielen Teenies ging es immer um das Tanzen, was ich ablehnte. Musik zum Tanzen wollte ich nun wirklich nicht machen. Die erste Band, die diesen Kreislauf durchbrach waren für mich The Who.

The Who sind ja mehrfach im „Beat-Club“ aufgetreten und die Musik brach aus dem typischen Beatsongschema aus.

Ich denke, das lag neben dem Gitarristen Pete Townshend natürlich besonders an Keith Moon, der ja völlig außer Rand und Band trommelte. Aber da kann dir Stefan sicher mehr zu sagen.

Wobei du ja an Pete Townshend keine guten Erinnerungen haben dürftest?

Du meinst, wegen dem Isle-Of-Wight-Festival? Ich habe daran keine schlechten Erinnerungen, eher Wolfgang, aber dazu kommen wir später.

Jedenfalls entstand ab 1967 auch durch das Monterey-Festival aus der eher braven Beatmusik die härtere Rock-Variante. Auch die Optik änderte sich bei den Musikern. Die Haare wurden länger, die Kleidung bunter. Bei dir auch?

Nein, ich lief zunächst noch brav mit Seitenscheitel rum und die Ohren mussten natürlich frei sein, warum auch immer. Ohren bedeckt oder Ohren frei, das entwickelte sich zu praktisch zur Weltanschauung. Meine Eltern erlaubten mir keine schulterlange Mähne trotz aller sonstigen Freiheiten.

Die Haare wuchsen dann bei mir als 14- oder 15-jähriger Teenager sozusagen inoffiziell immerhin schon so lang wie die Beatles zu Zeiten von „Rubber Soul“. Meine Eltern dachten wohl, der Junge geht schon von alleine zum Friseur, wenn ihm die Haare zu lang werden. Nö, ich dachte gar nicht daran, die Haare konnten ja gar nicht lang genug werden.

Sex, Drugs & Symphonies

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