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6. Songs mit Synkopen

Und wie war das erste Mal mit deiner ersten Band?

Ziemlich muffig (lacht). Das lag aber an den alten Drecksteppichen, mit denen im Proberaum, der sich in der Nähe eines Schrotthandels befand, die Wände abgedeckt waren, um den Sound zu dämmen.

„Habt ihr die von der Müllkippe geklaut?“, fragte ich naserümpfend, was bei den Jungs gar nicht gut ankam.

„Ist dem jungen Herrn wohl nicht fein genug, kannst ja beim nächsten Mal ’nen Perserteppich von deiner Mami mitbringen“, lästerte Achim, der sich als der Gitarrist vorstellte, während Olaf Bass spielte. Schon war die Stimmung ein wenig gereizt.

Und da war noch Erwin, der Schlagzeuger. Erwin saß bereits hinter seiner Schießbude und besaß das typische Schlagzeug seiner Zeit: Ein Winz-Set mit Basstrommel, Tom-Tom, Standtom sowie Hi-Hat und einem Becken.

Wie war die Atmosphäre in der Band?

Wir mussten uns erst mal beschnuppern. Achim, Olaf und Erwin waren äußerlich keine Rock-Rebellen, sondern Jungs, die einfach Spaß daran hatten, „dufte Musik“ zu machen. Meine Freude bekam zunächst einen erheblichen Dämpfer, als sie mir erzählten, dass sie ausschließlich Coversongs spielen würden. Schließlich wollte ich doch auch eigene Songs spielen. Aber das behielt ich erstmal für mich, ich wollte zunächst mit der Band warm werden. Deshalb fragte ich, was sie denn für Songs spielen würden. Ich erinnere mich noch, wie Erwin achselzuckend meinte: „Na so querbeet eben.“

Ich versuchte, witzig zu sein und fragte: Von der Band Querbeet eben hab’ ich noch nie gehört.“

Achim, Olaf und Erwin starrten sich nur fassungslos an, dann meinte Olaf todernst: „Querbeet eben ist auch keine Band. Wir spielen beispielsweise Poor Boy von den Lords.“ Und da stöhnte ich innerlich auf.

Mochtest du die Lords nicht?

Nee, die fand ich schrecklich mit ihrem Denglisch, den hausbackenen Songs ohne Originalität und den komischen Lord-Helmchen-Frisuren. Als nächstes sagten sie mir, dass sie auch die Rattles in ihrem Repertoire hätten, und zwar dieses etwas nervige „Come On And Sing“, was sich dann aber als Glücksfall herausstellte, weil ich dazu sehr gut Rhythmus-Gitarre spielen konnte.

Das Lied war damals immerhin Platz 11 in Deutschland.

Erfolgreich ist nicht gleich gut, und der Song wurde dadurch auch nicht besser. Dazu spielten sie noch ein paar Sachen von den Hollies und Kinks. Wir haben dann am ersten Abend „Come On And Sing“ und „Dandy“ von den Kinks ausprobiert, was insgesamt ganz gut klappte. Ich musste mich natürlich erst mal mit der elektrischen Gitarre vertraut machen, aber das ging relativ mühelos, wie auch meine Singerei, obwohl ich die Texte noch nicht richtig konnte.

„Hört sich gut an“, murmelte Olaf anerkennend und er fragte mich, ob ich denn zweimal die Woche abends proben könnte. Klar konnte ich und ich sah mich schon als kommenden Popstar.

Ich muss mal kurz einhaken. In welchem Zeitraum befinden wir uns jetzt?

Moment, also die eben erwähnten Platten von Cream, Pink Floyd und Moody Blues besaß ich bereits.

„Days Of Future Passed“ von den Moody Blues erschien im November 1967. Könnte also Ende 1967 oder Anfang 1968 gewesen sein.

Es war auf jeden Fall nach Weihnachten, denn ich weiß noch, dass ich ziemlich enttäuscht war, am sogenannten „Heilig Abend“ keine elektrische Gitarre bekommen zu haben. Die Jungs von der Band erzählten mir dann nach ein paar Wochen, dass sie im Herbst ihr Debüt feiern wollten und zwar beim Jubiläumsfest zum 50-jährigen Bestehen des Gymnasiums. So sollte es auch geschehen, aber von feiern konnte dann keine Rede sein (lacht).

Existierte eigentlich ein Bandname?

Anfangs nicht, aber ich schlug vor, die Band „The Electrics“ zu nennen. Das war ein Name, der mir ganz spontan einfiel und alle Bandnamen fingen damals eben mit „The“ an: The Hollies, The Kinks oder The Tremeloes. Sie stimmten zu, wie sie überhaupt allem zustimmten, was ich vorschlug.

Du warst ihr Anführer, obwohl du als letzter hinzukamst.

Ja, es gelang mir erstaunlich schnell, in der Band eine Vormachtstellung zu erringen. Obwohl ich der Jüngste war, besaß ich durch mein musikalisches Können schon eine natürliche Autorität. Ich war technisch auf meinem Instrument bereits der beste und ich wurde immer wagemutiger. Bei einer der nächsten Probe sagte ich: „Lasst uns eigene Songs spielen!“

„Wie denn? Wir haben keine eigenen Songs“, meinte Achim.

„Ich schreibe eigene Songs“, erwiderte ich.

„Ach tatsächlich? Dann lass’ doch mal hören“, forderte Achim.

Ich spielte ihnen auf der Gitarre zwei Eigenkompositionen vor, die ich bewusst im Stil der Hollies und Kinks verfasste. Eines hieß „Kelly Sue“ frei nach „Carrie-Anne“ von den Hollies, das andere „Nights“, dass ich von den Kinks klaute, die ja „Days“ geschrieben hatten.

Achim, Olaf und Erwin hörten staunend zu und nach dem Ende der Vorstellung fragte Olaf: „Das hast du komponiert?“

„Ja, und ich denke, wir sollten sie einüben.“

„So, denkst Du? Und was denkt ihr?“, fragte Olaf in die Runde.

„Warum nicht“, meinte Erwin, „klingt auch nicht schlechter als die Kinks und ist mal eine Abwechslung.“

Damit war ich mit einem Schlag auch der Chefsongwriter und verlangte immer mehr von meinen Mitmusikern, beispielsweise vom Schlagzeuger, doch mal Synkopen zu spielen. Ich befasste mich bereits ein wenig intensiver mit Musiktheorie. Und Synkopen kann man ja notieren. Dann habe ich das aufgeschrieben und dem Drummer vorgegeben: „Spiel das so!“

Der hat erstmal dumm aus der Wäsche geguckt, aber dann meine Vorgaben so gut es ging umgesetzt.

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