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14. Im Rausch der radialen Mentaldimensionen

Ja und dann dachte ich, ich seh nicht recht. Da stand in ’ner Ecke doch tatsächlich ’n Schlagzeug der Marke Slingerland und zwar eines, das im Gegensatz zu meiner ollen Klopperkiste recht solide aussah und das über ’ne Basstrommel, Tom-Tom, Floor-Tom, zwei Becken und ’n Hi-Hat verfügte.

„Wem gehört ’n das Drumset?“, fragte ich.

„Unserem Ex-Drummer, kannste gerne haben“, antwortete Albert.

„Wie? Kommt euer Drummer nicht wieder und holt das ab?“

„Nee, der kommt nicht wieder“, antwortete Larry.

„Wieso? Das Schlagzeug ist doch noch voll in Ordnung“, fragte ich verwundert.

„Ist doch egal“, entgegnete Larry unwirsch.

Ich spürte, dass er aus irgendeinem Grund keine weiteren Nachfragen wünschte. Und erst viel später sollte ich erfahren, warum. Mich packte umgehend auch ein anderer Gedanke: Ich könnte ja aus dem Set des verschwundenen Ex-Drummers und meinen Kit ’n einziges Schlagzeug mit Doppelbass-Drum machen. Dann hätte ich ’n Doppelschlagzeug wie der große Ginger Baker.

Ich baute also mein Set neben das andere auf und was soll ich sagen: Es sah toll aus. Naja, eigentlich sah es immer noch scheiße aus, weil mein Vorgänger und ich ziemlich abgenutzte Trommeln besaßen. Und jeder besaß natürlich ’n anderes Modell mit ’ner anderen Farbe. Hatte aber was psychedelisches, was ja damals schwer angesagt war. Dann aber kam das Entscheidende.

„Was wollen wir denn spielen?“, fragte ich.

„Wir machen da weiter, wo ich eben aufgehört habe“, meinte Larry.

„Was? Diese Düstermusik?“, erwiderte ich entsetzt.

„Düstermusik? Das sind Cluster, Mann“, erklärte Albert.

„Cluster?“, fragte ich verwundert.

„Ja, sind eng anliegende Töne, die ich auf der Tastatur drücke, also beispielsweise C-Cis-D, das ergibt dann diese dissonante Atmosphäre“, meinte Larry.

„Klingt jedenfalls besser als A-D-A“, kicherte Albert.

„Mann, halt doch die Schnauze! Machen wir lieber Musik“, würgte ihn Larry ab. Ich dachte mir nichts dabei, aber diese Tonfolge sollte noch eine merkwürdige Rolle in der Bandgeschichte von Adrian, Riggbert & Theyler spielen.

„Das Stück, das wir gerade proben“, fuhr Larry fort, nennt sich ‚Radiale Mentaldimensionen‘ und ist unterteilt in zwei Parts. Part 1 heißt ‚Reise zum Mittelpunkt des Bewusstseins‘ und Part 2 heißt ‚Stillgelegter Palmenstrand‘.“

„Stillgelegter Palmenstrand? Wow, auf die Texte bin ich ja mal gespannt“, entgegnete ich.

„Gibt keine Texte, is’ alles instrumental“, meinte Larry.

„Umso besser, dann können wir uns ja ganz auf die Musik konzentrieren. Dann lass uns mal loslegen“, forderte ich.

Und dann legten Larry und Albert los?

Naja, von loslegen konnte erstmal keine Rede sein. Albert fing erstmal an, aus mehreren Blättern Drehpapier was zu basteln, das landläufig als Joint bekannt ist, doch davon besaß ich damals keinen blassen Schimmer. Albert bot mir den ersten Zug an, aber ich lehnte dankend ab, dafür zog Larry kräftig an dem „Gerät“, wie er es nannte. Ich ärgerte mich: „Mann, müsst ihr denn jetzt unbedingt vorher noch ’ne Zigarre rauchen?“

Albert fing an, hysterisch zu lachen, während Larry zu ihm meinte: „Und du meinst wirklich, dass der Kleine der Richtige ist?“

Ich bekam schon fast wieder Lust, die Sache zu beenden. „Lasst uns doch endlich anfangen, ich kann nicht ewig bleiben, ich hab morgen Schule.“

„Klar Mann, wir fangen jetzt an“, meinte Albert hustend, während Larry wieder anfing, seelenruhig seine Cluster zu drücken. Albert hingegen zupfte sachte dazu auf dem Bass immer wieder dieselben zwei Noten.

Und du?

Ich? Ich stand kurz vorm Einpennen. Oh Mann, was soll ich denn dazu spielen, dachte ich anfangs. Aber dann sagte ich mir: Komm, Stefan, du bist ’n kreativer Drummer, lass dir was einfallen. Ich fing erstmal an, mit den Stöcken dezent die Becken anzuschlagen. Dann wurde ich allmählich mutiger, und ich begann auf den Tom-Toms ganz sachte ’n paar Fills zu spielen. Ich brachte mit Basstrommel und Hi-Hat schon mal ’nen gewissen Swing in die doch etwas zähe Angelegenheit. Das schien auch Larry und Albert zu gefallen oder sie waren einfach nur völlig breit. Jedenfalls gingen sie mein Tempo tatsächlich mit.

Ich bekam allmählich doch Spaß an der Sache. Okay, Albert und Larry mochten merkwürdige Typen sein, aber beide beherrschten zweifellos ihr Instrument. Der Gedanke an das bald bevorstehende Konzert stimmte mich sogar ein wenig euphorisch. Larry und Albert empfanden wohl ebenso.

Nach gefühlten 145 Minuten hob Larry erhaben wie Herbert von Karajan die Hand von der Tastatur und das Stück war damit offenbar beendet. Es vergingen einige Sekunden, bis sich Larry lobend äußerte: „Das war sensationell, du hast als Drummer das absolute Feeling, jetzt klingen wir richtig super.“

„Klar Mann“, stimmte Albert zu.

„Habt ihr noch ’n anderes Stück auf Lager?“, fragte ich.

„Nee, der Rest wird improvisiert“, antwortete Larry.

„Wozu dann noch proben?“, fragte ich.

„Weil wir ’n Feeling zueinander finden müssen“, meinte Albert.

„Das müssen wir beim nächsten Mal finden, ich muss jetzt nach Hause.“

Sex, Drugs & Symphonies

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