Читать книгу Sex, Drugs & Symphonies - Bernd Franco Hoffmann - Страница 31

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23. Die Metropole der Musik

Riggbert: Ohne Instrumente, aber jeder mit einem Koffer und hohen Erwartungen, flogen wir nach London. Auf uns wartete das große Abenteuer, hofften wir.

Die Ankunft in diese große Metropole muss doch wie der Eintritt in eine andere

Welt gewesen sein.

Das kannst du laut sagen. Als wir am Londoner Flughafen ankamen, erwartete uns Max schon strahlend – natürlich im Anzug.

Adrian: Es kam noch besser, denn Max holte uns standesgemäß in einem Bentley ab. Ich dachte noch, hoffentlich ist dafür nicht schon das ganze Geld draufgegangen.

Maxner: Ich wollte die Jungs halt ein bisschen beeindrucken.

Adrian: Wir fuhren zunächst zu dem Haus, das Max im Stadtteil Notting Hill gemietet hatte.

Theyler: Es war eines dieser typisch englischen Reihenhäuser. Auf den ersten Blick wirkte es von außen etwas schmal, aber innen war’s geräumig genug, sodass jeder sein Zimmer besaß. Der Keller war zudem groß genug, um uns dort ’n Musikstudio einzurichten. Und Max sagte, dass er mit uns am nächsten Tag Musikinstrumente kaufen würde.

Ihr müsst euch ja gefühlt haben wie im Schlaraffenland.

Adrian: Max fuhr mit uns am nächsten Tag zur Fulham Road, wo es einen riesigen Musikladen gab, in dem wir uns mit Instrumenten eindeckten. Wir fühlten uns wie Weihnachten im Sommer. Bei mir waren es eine Hammond-B3-Orgel, ein Wurlitzer E-Piano, ein Steinway Grand Piano, ein Hohner Clavinet D6 und ein Mellotron M300 für 800 Pfund. Das war ein riesiger Kasten, der rund 120 Kilo wog.

Riggbert: Bei mir waren es jeweils drei Bässe von Fender, Alembic und Rickenbacker, eine Ovation-Akustik-Gitarre, eine Stratocaster, AKG-Mikros und Effektgeräte wie Flanger, Echo und Distorsion. Wir griffen echt in die Vollen.

Theyler: Mein Herz hüpfte vor Freude, als ich dieses riesige Pearl-Drumset mit sage und schreibe sechs Mounted-Toms sah. Damit stand mir doch tatsächlich ’ne diatonische Tonleiter zur Verfügung – genau das Richtige für unseren komplexen Sound. War tierisch teuer damals, und Max zückte unentwegt die Pfund-Noten aus seiner Tasche.

Zudem wählte ich noch ’n paar Congas, diverse Latin-Perkussion-Sachen wie Cabasa, Shaker und Claves sowie zwei Kesselpauken und ’n Glockenspiel von Premier. Dazu nahmen wir noch ’ne professionelle Anlage mit Verstärkern, Monitorboxen, ’nem Studer-Mischpult und ’ner Revox-Bandmaschine mit. Ich glaube, es war das legendäre Modell A77.

Maxner: Bums, war das Geld schon zur Hälfte weg, auch wenn ich die Miete für das Haus schon sechs Monate im Voraus bezahlt hatte. Schon jetzt war ich bei meinem Vater hoch verschuldet.

Wir befinden uns jetzt ungefähr Mitte Juni 1969, richtig?

Müsste stimmen. Danach dauerte es noch fast eine Woche, bis die Jungs alles verkabelt hatten. Inzwischen hörte ich mich in London um, wälzte Telefonbücher und sammelte Adressen der wichtigsten Plattenfirmen. Einer meiner Favoriten war Immediate Records, das der Rolling-Stones-Manager Andrew Loog Oldham gründete, um jungen Nachwuchsmusikern eine Chance zu geben. Bei dem Label waren neben Amen Corner und Small Faces auch The Nice unter Vertrag, an denen sich Adrian, Riggbert & Theyler ja ein wenig orientierten. Jedenfalls konnte das genau die richtige Adresse sein, dachte ich mir.

Und was hatte ich zu bieten? Drei blutjunge deutsche Musiker mit einem Sound, der Elemente von Rock, Jazz und Klassik verschmolz, und das auf einem musikalisch nie gehörten Niveau. Zudem sahen die Jungs auch noch verdammt gut aus, obwohl, naja gut, Wolfgangs Visage glich immer noch einem Streuselkuchen belegt mit Eiterzäpfchen.

Jedenfalls konnte ich die Vorzimmerdame bei Immediate überreden, mir einen Termin zu geben, der allerdings schon in fünf Tagen war. Bis dahin musste ein neues Demo-Band her.

Adrian: Glücklicherweise verfügten wir ja schon über einige fertige Songs, die wir aber wegen unserer neuen Instrumente neu arrangierten. Schließlich wollte ich neben der Hammond auch den Flügel, das Clavinet und das Mellotron nutzen. Bisher spielte ich die Stücke ja immer auf meiner alten Plastik-Orgel. Viel Zeit hatten wir aber nicht, weil Max schnell ein Demoband haben musste.

Riggbert: Es machte riesigen Spaß, das Material mit dem neuen Equipment aufzunehmen. Stefan konnte sich jetzt an einem riesigen Drumset austoben. Allerdings mussten wir uns auch mit der ganzen Technik auseinandersetzen. Oft kämpften wir mit Geräuschen, von denen wir nicht wussten, woher sie kamen. Ständig verstimmte sich das Mellotron, aber das Schlimmste war die Revox. Wenn wir das Band zurückspulten, gab es ständig Bandsalat. Wir sind fast durchgedreht, weil wir so unter Zeitdruck standen.

Maxner: Ich sehe das Bild noch vor mir, wie die drei Jungs völlig ratlos um das Tonband standen. Ich schwitzte Blut und Wasser, weil die Aufnahmen jedes Mal im Bandsalat endeten.

„Denkt daran Jungs, wir brauchen übermorgen das Demo“, drängelte ich.

Riggbert: Da ich am besten Englisch sprach, bin ich zum Musikladen gefahren und beschwerte mich über das defekte Gerät. Vom Verkäufer erfuhr ich dann, dass es beim Rückspulen der Revox nicht möglich war, einfach direkt auf „Play“ zu drücken. Man musste zuerst das Band mit „Stopp“ anhalten und dann auf „Play“ drücken, um den Bandsalat zu vermeiden.

Adrian: Riggbert kam stolz wie Oscar zurück und meinte: „So wird’s gemacht“. Dann spulte er das Band zurück, drückte mit dem Zeigefinger erst „Stopp“ und dann „Play“. Das machte er mit einer derart erhabenen Gestik, die mich schon damals nervte.

Riggbert: So wurden wir doch noch rechtzeitig fertig, allerdings erst am frühen Morgen. Wir waren fix und fertig. Max schnappte sich das Tonband und meinte beim Verlassen des Hauses euphorisch: „Wenn ich wiederkomme, seid ihr Rockstars.“

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