Читать книгу Sex, Drugs & Symphonies - Bernd Franco Hoffmann - Страница 30

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22. Die Überzeugungskraft eines Versicherungsvertreters

Stimmt es, dass du der Band anfänglich den London-Aufenthalt finanziert hast?

Ich wohnte damals noch im Haus meiner Eltern. Ich hatte mit meinen Vater vereinbart, dass er für mein Vorhaben einen Vorschuss zahlen würde, wenn ich was finde, was mich beruflich begeisterte. Wäre ich erfolgreich, müsste ich das Geld mit Zinsen zurückzahlen, oder bei Misserfolg bei ihm abarbeiten. Mein Vater schenkte mir nichts, das war klar.

Am Sonntagmachmittag nach dem Konzert und einen Tag vor dem Treffen mit Wolfgang, Stefan und Michael setzten sich mein Vater und ich, nachdem wir Muttis Marmorkuchen verputzt hatten, bei Kaffee und Cognac zusammen. Ich erzählte ihm von meinen Plänen mit der Band und wofür er mir Geld leihen sollte. Mein Vater dachte, er hätte sich verhört: „Du willst also mit drei noch nicht mal volljährigen Jungs nach London ziehen, ihnen dort einen Plattenvertrag verschaffen und aus ihnen Weltstars machen? Versteh ich das so richtig?“

Ich wollte ihn von der ökonomischen Seite packen: „Die Rockmusik ist ein riesiger Markt, der sich gerade erst richtig entwickelt. Schau dir doch die Beatles und Rolling Stones an, da sind Millionen zu verdienen.“

„Du weißt, dass ich von dieser Negermusik nichts halte“, sagte er verächtlich.

„Ja, ich weiß, du stehst auf Conny, Ronny und Freddy, aber der Zug der Zeit ist nicht aufzuhalten“, entgegnete ich.

„Und wofür brauchst du das Geld?“

„Also, zunächst muss ich uns in London ein Haus mieten, damit die Jungs täglich ungestört an ihren Songs feilen können. Und dann muss ich den Jungs noch neue Instrumente kaufen, denn ihr Equipment ist völlig minderwertig. Und in sechs Monaten will ich es geschafft haben.“

„Und an wie viel dachtest du?

„Na ja, London ist recht teuer. Ich dachte so an 100.000 DM.“

Mein Vater fiel vor Schreck fast die Zigarre ins Cognacglas. Dann nahm er einen großen Schluck und dachte kurz nach. 100.000 DM waren damals eine Stange Geld, aber ich wusste, mein Vater besaß es.

„Okay, ich halte davon gar nichts, aber ich habe es dir versprochen – leider. Und ich halte mein Wort. Du sollst das Geld haben, aber wenn das schief geht, wirst du lange brauchen, um es abzuarbeiten.“

„Dazu wird es nicht kommen, glaube mir.“

„Ach übrigens, was hält denn deine Band von dem Plan?", meinte er abschließend. „Keine Ahnung, darüber habe ich noch mit ihnen gesprochen.“

Adrian: Da hockten wir nun am Montagabend in unserem Proberaum und harrten der Dinge, die da kommen sollten. Dann klopfte es und Max kam rein, so wie wir ihn an dem Abend in Erinnerung hatten, nur der Anzug besaß eine andere Farbe.

Wie lief euer Kennenlerngespräch ab?

Maxner: Ich sehe diesen kleinen und vergammelten Proberaum immer noch vor mir, und diese drei Jungs, wie sie angespannt auf diesem alten, zerschlissenen Sperrmüll-Sofa hockten. Wolfgang Adrian, der pickelige Keyboardvirtuose, der seine musikalischen Visionen verwirklichen wollte, Michael, der Dichter und Denker, der großes Selbstbewusstsein ausstrahlte, und dann Stefan – wild, fröhlich und unbekümmert. Ich setzte mich gegenüber auf den Gitarrenverstärker und wollte mich so bodenständig wie möglich geben – trotz meines Anzuges.

Riggbert: Tja, und dann erzählte er uns in ruhigem Ton, was er beabsichtigte und wir konnten nur staunen. Er wollte tatsächlich, dass wir alle zusammen nach London übersiedeln, weil die Musikszene dort viel professioneller wäre. In Deutschland würde hingegen der Prophet im eigenen Land nichts zählen. London atme Musik und es gebe ja so viele Labels, dass ein Plattenvertrag überhaupt kein Problem wäre. Er wollte uns die ganze Sache finanzieren, uns ein Haus mieten, uns neue Instrumente und eine professionelle Anlage kaufen.

„Woher hast du denn das Geld dafür?“, fragte ich nach.

„Das muss ich euch nicht interessieren, aber ich habe es“, antwortete Max, „während ihr in London an den Songs und der Bühnenpräsenz arbeitet, kümmere ich mich um einen Plattenvertrag.“

Adrian: Na, was konnten wir darauf noch erwidern? Und als ich „neue Instrumente kaufen“ hörte, war ich hellwach. Vielleicht war endlich eine Hammondorgel, ein E-Piano, ein Clavinet, ja vielleicht sogar ein Mellotron für mich drin.

Theyler: Wir einigten uns am selben Abend darauf, es zu riskieren.

Adrian: Blieb nur ein klitzekleines Problem: Weil wir noch nicht volljährig waren, brauchten wir für das große musikalische Abenteuer das Einverständnis unserer Eltern.

Riggbert: Was für ein Glück, dass Max optisch so eine seriöse Erscheinung mit Anzug und Krawatte war. Er kam zu jedem von uns mit, um mit den Eltern zu sprechen. Meine Eltern, die ja bis dahin meine Eigenwilligkeiten immer tolerierten, dachten erst gar nicht daran, mich nach London fliegen zu lassen.

Aber dann erklärte ich ihnen, dass ich ja bereits das Leben eines Musikers führen und mir das eine absolute Karrierechance bieten würde. Und dann war da natürlich Max, der mit der Überzeugungskraft eines Versicherungsvertreters meinen Eltern sehr seriös von seinen Plänen berichtete. Und dass wir, falls es nicht klappen würde, ja in einem halben Jahr zurückkehren.

Theyler: „Und dann als Drogenabhängiger“, meinte mein Vater skeptisch, aber der Widerstand bröckelte allmählich. Nach gut zwei Stunden waren auch meine Eltern überredet. Es war für sie praktisch so, als würde ich jetzt ’ne Lehre beginnen und dann ’nen Abschluss als Schlagzeug-Geselle in der Tasche haben.

Adrian: Ich denke, meine Eltern waren froh, dass sie mich endlich los waren.

Maxner: Ich besprach mit der Band, dass ich erstmal voraus fliegen und mich nach einem Haus umsehen wollte. Inzwischen sollten die Jungs ihre Jobs und den Proberaum kündigen sowie ihre Instrumente verkaufen. Damit sparten wir horrende Transportkosten und ich wollte ihnen ja sowieso neue Instrumente kaufen.

Adrian: Unser altes Equipment verhökerten wir für ein paar Märker und wir kamen uns ohne Instrumente ganz schön nackt vor. Glücklicherweise meldete sich Max schon einen Tag später, um uns mitzuteilen, dass er ein schönes Haus mit großem Keller gemietet hätte, in dem wir uns wunderbar ein eigenes Studio einrichten konnten. Einen Tag später schickte er uns sogar schon die Flugtickets zu.

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