Читать книгу Sex, Drugs & Symphonies - Bernd Franco Hoffmann - Страница 39

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30. Sanft und sensibel

Adrian: Ich arbeitete teilweise die Nächte durch, machte aber innerhalb kürzester Zeit enorme Fortschritte. Die Songs bekamen dadurch zusätzlich Brillanz, Schärfe und den nötigen Schuss Extravaganz. Doch das kostete seine Zeit, und wir hatten die Platte immer noch nicht voll. Und jede Vinylplatte musste damals eine gewisse Mindestlauflänge haben.

Theyler: Die anberaumte Studiozeit war schon längst überzogen, doch in der Weihnachtszeit war außer uns eh keine Band im Studio. Und Essex ließ uns einfach in Ruhe. Ihr macht das schon, meinte er. Machten wir ja auch.

Riggbert: Zwei Tage vor Silvester fehlte uns immer noch ein Stück. „Hat jemand noch was?“ blickte Kenny fragend in die Runde. Ich meldete mich und spielte auf der Akustik-Gitarre „We Are Alone“ vor.

„Das ist ja eine Ballade, was solle wir denn damit?“, maulte Wolfgang.

Während Wolfgang tagelang am Moog rumdrehte und Stefan auf die Kesselpauken eindrosch, war ich eben auch aktiv, oder besser gesagt kreativ gewesen.

Tischler: Wolfgang und Stefan waren von „We Are Alone“ zunächst nicht begeistert, aber ich sah darin die Chance, die Band mal von einer mehr sanften und sensiblen Seite zu zeigen. Das Material klang ja insgesamt sehr aggressiv, metallisch und kalt. Meinem Empfinden nach ein wenig zu kalt.

Kam es dadurch nicht zu ersten Konflikten innerhalb der Band?

Na ja, es brodelte schon ein bisschen unter der Oberfläche. Die Band drohte bereits an diesem Punkt ein wenig auseinanderzudriften. Auf der einen Seite Wolfgangs wildes Interesse für die Elektronik, und auf der anderen Michael, der verträumte Akustik-Romantiker.

Das war für viele ART-Fans aber auch stets ein reizvoller Kontrast.

Und sorgte zudem für ein breites musikalisches Spektrum.

Adrian: Michael, der verträumte Akustik-Romantiker? Dass ich nicht lache. Dafür war er viel zu rational und rücksichtslos. Das wird diese Biografie noch deutlich aufzeigen, warte ab.

Tischler: Als Produzent sah ich auch meine Aufgabe darin, das Bandgefüge im Gleichgewicht zu halten und dafür zu sorgen, dass niemand unzufrieden mit seiner Rolle war oder zu dominant wurde. Diese Balance zu halten, ist mir anfangs immer ganz gut gelungen. Um Wolfgang mit einzubeziehen, überredete ich ihn, dass er zu „We Are Alone“ doch wunderbar Mellotron oder Moog spielen könne. Das Mellotron hatten wir bisher nur recht wenig eingesetzt, weil der massive Geigenklang oft alles völlig zumatschte.

Michael spielte dann die Basisspuren mit Gesang, Bass und Akustik-Gitarre ein. Wolfgang brachte in der Mitte die schönen Streicherakkorde und am Ende das markante Moog-Solo. Stefan spielte dazu diesen eleganten Jazz-Groove, und der eigentlich recht einfach gestrickte Song gewann durch diese Zugaben ungemein an Farbe und Dynamik. Der Song federte förmlich.

Das Moog-Solo am Songende ist ja legendär.

Adrian: Leider, denn ich find das Solo ziemlich dämlich, und noch dämlicher kam es zustande. Der Song lief im Hintergrund. Ich probierte zunächst einfach ein paar Sachen aus. Dann war der Song zu Ende und Michael sagte: „Perfekt. Das war´s.“ „Wie bitte?“, erwiderte ich verwundert, „ich habe doch noch nicht mal richtig angefangen, zu spielen, sondern das Ding erstmal nur gestimmt.“

„Doch, das war super, glaub mir“, meinte Michael.

Stefan sagte gar nichts und ich gab nach, weil ich mich mit dem Song nicht allzu sehr beschäftigen wollte, was ich später bereute.

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