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16. Allein mit Ada

Und wie hast du dich inmitten von Gammlern, Haschern und Hippies gefühlt?

Es war ’ne ebenso fremde wie faszinierende Welt für ’nen unbedarften Jugendlichen wie mich, der bis dato noch nicht mal ’n Glas Bier getrunken hatte. Larry und Albert waren dann plötzlich verschwunden, um mit dem Veranstalter was zu bequatschen. Ich kam mir in dem Trubel schon langsam etwas verloren vor, als mir von hinten ’n schmaler Finger auf die Schulter tippte. Ich drehte mich um und vor mir stand ’n bildhübsches Mädchen mit langen schwarzen Haaren und ’nem langen Batik-Kleid, das fast bis zum Boden reichte.

„Bist du Stefan, der Supertrommler?“ fragte das Mädchen und schaute mich argwöhnisch an.

„Ja bin ich. Und?“, fragte ich.

„Du hast also Larry und Albert verboten, beim Konzert Sandalen tragen? Was soll das denn? Ich habe mich schon gefragt, was diese albernen Segelschuhe sollen. Ich kenne Albert und Larry nur in Sandalen.“

„Schlimm genug“, entgegnete ich.

Statt zu antworten, hob sie ein Bein an und ich sah ihre kleinen zarten Füße, die nackt in den damals angesagten Jesuslatschen steckten. Ich war hingerissen.

„Bei Frauen ist das ja was anders, Frauen haben generell schöne oder zumindest gepflegte Füße, aber schau’ dir doch die schmutzigen Fiesfüße von Albert und Larry an, die gehören nicht in die Öffentlichkeit, sondern unter Socken.“

Das Mädchen lachte schallend: „Was bist du denn für ´n Spinner? Beim Menschen kommt es doch nicht auf seine Füße an.“

„Sondern auf seine Ellbogen oder was?“, erwiderte ich und wechselte das Thema: „Sag’ mal, ich hab’ Hunger, gibt’s hier was zu essen?“

„Ja, Psycho-Pancakes, die schmecken lecker“, meinte das Mädchen, „ich heiße übrigens Ada.“

„Ada? Was is’ das denn für ’n Name?“, stutzte ich.

„Ist ’ne Abkürzung für Dagmar“, erklärte sie. Dann führte Ada mich zu einem der Pfannkuchenstände. Wir futterten jeder drei Stück davon mit Marmeladefüllung, die ich mit Malzbier und Ada mit Limo runterspülte. Ich wollte eigentlich ’ne Cola trinken, um mich ’n wenig aufzuputschen, aber die gab’s nirgendwo.

„Das ist beabsichtigt, das ist schließlich das Gesöff der Imperialisten“, klärte mich Ada auf. Dann unterhielten wird uns über Musik. Ada erzählte, dass sie auf Janis Joplin, Bob Dylan und Joan Baez stünde.

„Nicht mein Fall“, kommentierte ich knapp und spürte allmählich in mir so ’ne merkwürdige Veränderung. Ich bat Ada darum, uns irgendwo hinzusetzen. Wir begaben uns auf ’ne kleine Empore, wo wir bequem das Geschehen auf der Bühne beobachten konnte. Hier werd’ ich heut’ Abend auch noch spielen, dachte ich und fühlte mich schon weltberühmt.

Und ich saß erstmals neben ’nem Mädchen, dessen wunderschöne Füße unter ’nem bunten Rock hervorlugten. Der Wunsch, sie zu berühren, durchströmte mich immer intensiver. Ich berührte vorsichtig ihre Hand, die sie nicht zurückzog. Dann strich ich unsicher mit meiner Hand, die ziemlich zitterte, durch ihr weiches Haar.

„Du bist ja richtig schüchtern, ich glaube, du bist doch ein netter Typ“, flüsterte sie und küsste mich. Na, wenn das immer so leicht mit Mädchen geht, dachte ich noch. Doch dann begann ’n nach einiger Zeit ’n anderes Problem. „Sag mal, war was in den Pfannkuchen? Ich fühle mich so merkwürdig“, fragte ich sie nach gefühlten zwei Stunden Dauerknutschen.

„Das sind die berühmten Psychedelic-Pancakes mit ´ner ordentlichen Portion Libanon.“

Ich dachte an sowas wie Limburger: „Komisch, Käse habe ich gar nicht rausgeschmeckt.“

Ada lachte wieder und sah dabei wunderschön aus: „Oh Mann, du bist ja echt süß.“ „Na, wenn ich so süß bin, dann lass uns doch weiterküssen.“

Dann waren praktisch alle Besucher dort angetörnt.

Ich vermute mal, dass die Organisatoren mit den Pfannkuchen verhindern wollten, dass öffentlich gekifft wurde. Aber mein erstens Haschischerlebnis war jedenfalls toll, denn ich verschmolz beim Knutschen förmlich mit Ada. Ob nun Bands oder Pfannkuchen auf der Bühne spielten, war mir mittlerweile egal.

Bis dann wieder ’n Finger auf mein Schulter tippte. Diesmal war der Finger fett und als ich mich umdrehte, war es Albert: „Hier steckst du also, Mann, wir haben gleich unseren Auftritt und müssen doch vorher noch ’nen Soundcheck machen.“

Sex, Drugs & Symphonies

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