Читать книгу Between - Unsterbliche Liebe - Björn Tischer - Страница 3
ОглавлениеEr hatte schon aufgehört zu zählen, wie oft er sich Knochen gebrochen, Gliedmaßen verdreht oder Beulen am ganzen Körper zugezogen hatte. Ganz zu schweigen von den alltäglichen Abschürfungen bei etwas misslungenen Landungen nach Sprüngen oder Salti. Aber all diese Mühe und das Ertragen der Schmerzen hatten sich gelohnt. Er war gut, wenn nicht sogar der Beste Parcour-Läufer der Stadt.
Anthony, oder Tony, wie seine Freunde ihn nannten war ein sehr bescheidener Mensch. Auch was sein Können in Sachen Parcour anging. Er stapelte eher tief, als sich selber als gut zu bezeichnen. Diese Charaktereigenschaft machte ihn zu einem sehr beliebten Schüler. Er hatte viele Freunde und war überall gerne gesehen. Auch bei den Mädchen in seiner Schule war er sehr begehrt und sie schmachteten ihm nach, wenn er mal wieder nach der Schule im angrenzenden Park seine Figuren übte. Zur Freude der weiblichen Zuschauer nur mit schwarzer Trainingshose und weißem Muskelshirt bekleidet.
Und so bildeten sich nicht selten kurz nachdem er begann sich warm zu machen Menschentrauben in ein paar Metern Abstand zu ihm.
Es gab zwei Arten dieser Trauben. Die eine Fraktion waren die Jungs, die neidisch seinen Bewegungen folgten, aber großspurig nach wenigen Minuten behaupteten, dass sie das auch könnten, wenn sie wollten und die Andere gesetzt aus schmachtenden Mädels zusammen. Diese steckten ihre Köpfe zusammen und kicherten.
„Ist er nicht süß!?!“, „Guck dir diesen Körper an“ oder „Meinst du, er steht auf mich?“
Doch der Trubel um seine Person interessierte Tony nicht. Und vor allem interessierte er sich für keine dieser jungen und meist sehr hübschen Frauen. Denn er hatte nur Augen für ein Mädchen. Sam!
Tony stoppte das Video und nahm den weißen Bilderrahmen vom Tisch. In dem Rahmen befand sich ein Bild von Sam, aufgenommen vor ein paar Wochen bei einem gemeinsamen Ausflug an den nahe gelegenen Badesee. Sam hatte darauf einen kurzen blauen Rock und ein figurbetonendes gelbes Top an. Ihre Haare waren noch leicht feucht und einige ihrer blonden Strähnen fielen ihr ins Gesicht. Im Hintergrund sah man den See mit einem Bootsanlegesteg.
„Mein hübscher Engel“ flüsterte Tony.
„Ob sie vielleicht gerade auch nicht einschlafen kann?“
„Vielleicht hat sie ihre Balkontür geöffnet und ich könnte mich einfach zu ihr ins Bett legen.“
„Sie würde morgen früh bestimmt Augen machen, wenn ich neben ihr liege würde.“
Sicher war, dass ihr Vater nicht zu Hause sein würde. Sam erzählte ihm nämlich, dass sie auf ihren kleinen Bruder aufpassen müsste, da ihr Vater in dieser Woche die Nachtschicht in der Fabrik übernommen hatte.
Kaum schoss dieser Gedanke durch seinen Kopf, beschloss er auch prompt, diesen in die Tat umzusetzen.
Er sprang von seinem Bett auf, zog sich schnell ein paar Klamotten die auf dem Boden lagen an und rannte auf sein Zimmerfenster zu. Im vollen Lauf legte er beide Handflächen auf das Fensterbrett, sprang mit beiden Beinen vom Boden ab und zog sie durch die Lücke zwischen den Armen. Kaum waren die Beine in einer Linie mit seinen Armen, stieß er sich vom Fensterbrett ab und flog in gehockter Stellung durchs Fenster. Er landete auf dem schmalen Vordach der Veranda, doch diese berührte er nur für einen Bruchteil einer Sekunde.
Das Verandadach diente lediglich als weiterer Abstoßpunkt für seinen zweiten Sprung. Vom Dach abgehoben zog er die Beine eng an seinen Körper und krümmte den Rücken, indem er den Kopf in Richtung Knie zog. Der Vorwärtssalto der sich aus der Kombination von Schwung und perfekter Körperhaltung entwickelte, landete er unbeschadet und weich auf dem Rasen des Vorgartens. Die Energie, die durch den Aufprall der Füße auf den Rasen freigesetzt wurde, ließ er durch eine Vorwärtsrolle abfließen um seine Gelenke nicht zu schädigen. Eine Sekunde später stand er auch schon wieder und rannte ansatzlos weiter in Richtung Straße.