Читать книгу Between - Unsterbliche Liebe - Björn Tischer - Страница 7
Kapitel 2 „Bereit für die Neuen“
ОглавлениеDer rote alte Teppich erstreckte sich durch den kompletten schlauchartigen Flur. Alte Gemälde von wohl unschätzbarem Wert, die Landschaften oder nicht deutbare Farbspiele zeigten, verzierten die Wände. Die Kette der Bilder wurde nur ab und an durch alte Massivholztüren unterbrochen, die teilweise einen Spalt geöffnet waren und einen kurzen Blick in das Innere der Räume erhaschen ließ. Es waren Schlafräume oder eher dem alter des Hauses entsprechend Schlafgemächer. Sie hatten alle die Größe eines gut geräumigen New Yorker Einzimmerappartements. Jedes der Zimmer war mit allem was man in einem damaligen Leben als luxuriös betrachtet hatte eingerichtet.
Ein massives Bett aus Holz, dessen Gestell auch einen Himmel über die Liegefläche spannte, sowie einen doppeltürigen Schrank, der wenn man ihn rechts öffnete noch eine handvoll Schubladen zu bieten hatte.
Unter jedem Fenster der riesigen Schlafräume stand ein Schreibtisch, der je nach Zimmerlage einen Blick auf die Parkanlage, die sich hintern Haus erstreckte oder einen Blick auf den kreisförmigen Brunnen bot, der vor dem Haus den Hof zierte und gleichzeitig wie ein Kreisverkehr fungierte.
Eine kleine Seitentür verband jeden Raum mit einem separaten kleinen Badezimmer, das mit eiserner Gusswanne mit Duschvorhang, Toilette und Waschbecken ausgestattet war. Weißblaue Kacheln an den Wänden und alter rissiger Marmorboden gaben den fensterlosen Räumen ihren speziellen Charakter.
Die meisten der Betten waren hergerichtet und machten den Anschein, als würde bald Besuch erwartet werden. Auch ansonsten machte das riesige Haus einen recht sauberen und gepflegten Eindruck.
Der Flur endete links auf der großen Plattform der ersten Etage in der großen Eingangs- bzw. Empfangshalle. Auf der gegenüberliegenden Seite lag noch ein Flur, mit identischer Länge und Aussehens, der die Verbindung zum Ostflügel des Gebäudes übernahm. Umfasst wurde diese halbrunde Plattform von einem Holzgeländer, das dann als Handlauf für die nach rechts und links abgehenden Treppen überging, die sich im leichten Bogen den Weg nach unten bahnten.
Von dieser Empore konnte man den kompletten Eingangsbereich überblicken und aus dieser Vogelperspektive gab der rote Marmorboden mit den goldenen Linien, der den kompletten Eingangsbereich zierte sein Geheimnis preis, welches er nicht zu erkennen gab, wenn man auf ihm stand.
Es war das Christusmonogramm, eingefasst in zwei Ovale. Um dem Ganzen noch etwas mehr Pracht zu verleihen, wurden die Ovale von Sternen und einer Art dreizackiger Krone, die im Wechsel angeordnet waren, umschlossen.
Folgte man der Treppe von der linken Seite nach unten, reihten sich den Weg hinab Gemälde der zwölf Apostel an der Wand. Stieg man rechts die Treppe herunter, führten einen die Gemälde der sieben Erzengel in die Eingangshalle. Egal für welche Seite man sich auch entscheiden würde, jede einzelne Stufe fesselte und zog einen so in ihren Bann, das man den langen Weg hinab gar nicht wahrnahm!
Langsam wurde es Nacht und das Mondlicht fiel durch das große Oberlicht der Empfangshalle und ließ das Monogramm am Boden in seinem vollen Glanze erstrahlen. Es erhellte zugleich die Halle mit einem gelb blauen Licht und zudem noch ein Stück des Ganges, an dessen Ende sich der große Speisesaal befand. Die riesige Tür stand offen und von weitem konnte man schon eine runde Tafel erkennen, die bestimmt Platz für Dreißig Personen bot.
Die gesamte untere Etage war durch ihren Marmorboden sehr hellhörig und jeder Schritt den man vor den anderen setzte, hallte noch Sekunden später nach. Genauso wie die metallischen Geräusche, die soeben aus Richtung des Speisesaals kamen. Diese konnte man zum Teil noch in den oberen Etagen hören und je mehr man sich dem riesigen Saal näherte, desto klarer und lauter wurden sie.
Erst als man den Saal betrat, bemerkte man seine immense Größe. Die Decke war mit ihren knapp Zehn Metern atemberaubend hoch und die drei edlen Kronleuchter mit ihren zur Decke geschwungenen Armen, die jeweils ein Dutzend Kerzen halten konnten, zogen die Augen sofort in ihren Bann. Trotz des Staubes und der Spinnenweben, die sich über die Jahre auf ihnen gesammelt hatte, war die Pacht, die von ihnen ausging, unübersehbar!
Aber wo kamen die immer lauter werdenden Geräusche her?
Der Saal war menschenleer…
Außer mit Tüchern überdeckte Möbelstücke, Kerzenständern mit halb bis ganz abgebrannten Kerzen und dem riesigen runden Tisch mit den unzähligen Stühlen in der Mitte des Raumes, war nichts zu finden.
Ein weiterer Blickfang des Raumes war die riesige gefüllte Bücherwand, die die gesamte Breite und Höhe der Wand hinter dem großen Tisch schmückte. Nur in der Mitte teilte ein alter offener Kamin, diese prall gefüllten Bücherregale.
Dieser alte Steinkamin war ein Meisterwerk alter Baukunst. In Stein gemeißelte biblische Psalme, monsterähnliche Fratzen, engelsgleiche Wesen oder Schlachten zwischen Himmel und Hölle verzierten den Kamin und den langen, breiten Rauchabzug, der sich bis hoch zur Decke erstreckte.
Die Feuerstelle des Kamins und das Gemäuer im Inneren waren schwarz von Ruß. Er musste in den Wintern der vergangenen Jahrzehnte wohl immer im Einsatz gewesen sein und den riesigen Raum mit Wärme versorgt haben. Auch jetzt schien er noch vor Kurzen im Einsatz gewesen zu sein, denn ein Gemisch aus Resten von Holzscheiden und Asche stapelte sich in der Mitte der Feuerstelle.
Dicht neben der Öffnung des Kamins stand die Halterung der Schürhaken, damit man das Feuer anstochern konnte. Nur von den Schürhaken selber fehlte jede Spur!
Plötzlich verstummten die metallischen Geräusche und einige Sekunden lang hörte man nichts, bis die Stille vom Hall immer näher kommender Schritten unterbrochen wurde.
Sie wurden von Schritt zu Schritt lauter und es machte den Anschein, dass sie aus dem Inneren der Wand kamen.
Dann verschwand der Hall genauso schnell, wie er gekommen war. Stattdessen hörte man jetzt das klackern von Zahnrädern, die in einander fassten und sehr schwerfällig anfingen sich zu drehen. Unterstützend reihte sich der Klang bewegender Ketten in die Geräuschkulisse ein und ein alter Schließmechanismus setzte sich in Gang.
Langsam und mühselig bewegte sich eine Regalzeile, die in etwa die Maße einer Tür hatte, ins Innere der Regalwand. Als sie etwa einen halben Meter in der Wand versunken war, fuhr sie durch einen Kettenzug gehalten nach oben.
Schon als sich ein schmaler Spalt zwischen Boden und Regal bildete, fiel Licht von der Hinterseite des Regals in den großen Saal und schwarze Stiefel waren zu erkennen! Jemand auf der anderen Seite des Regals wartete auf die vollständige Öffnung der Tür.
Nach und nach kamen noch Jeans und langer Mantel zum Vorschein, bis der Durchgang ganz geöffnet war und Dalarion mit finsterer Miene auf der anderen Seite des Regals stand.
Er trat in den Saal und drehte sich zu den Büchern, rückte ein paar von ihnen zurecht und mit einem leisen Summen senkte sich die Regalzeile wieder und fuhr vor in ihre ursprüngliche Position.