Читать книгу Between - Unsterbliche Liebe - Björn Tischer - Страница 5

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Währenddessen schaffte es auch Sam sich aus dem bequemen Bett zu befreien. Sie schlurfte an Anthony vorbei, der schon fast angezogen war und verschwand mit einem

„Wir sehen uns dann gleich in der Schule, oder?“ in das angrenzende Badezimmer.

Tony schaute ihr noch kurz nach und ging dann in Richtung Balkon.

„Aber natürlich Süße! Ich hol noch eben meine Sachen von zu Hause und dann treffen wir uns vor der Schule, ok!“

Kaum hatte er diesen Satz zu Ende gesprochen, öffnete er auch schon die Balkontür, legte seine Hände auf die Balkonbrüstung und sprang auf den Rasen darunter und kurz danach verließ das Grundstück über das verschlossene Gartentor.

Wieder querfeldein durch die Nachbargärten in Richtung Elternhaus, versuchte er weitere Tricks. Alles lief perfekt und es lag nur noch ein schmaler lehmiger Gang vor ihm, der das Grundstück seiner Eltern vom Nachbarn trennte.

Dieser Pfad, der links von der Garagenmauer seiner Eltern und rechts von der Mauer des Nachbarhauses umgeben war, hatte nicht einmal die Breite von zwei Metern. In der Mitte dieses Ganges waren mehrere Holzlatten in den Boden eingelassen, damit niemand ihn als Abkürzung oder ähnliches benutzt.

Jedes Mal wenn Tony diesen Weg benutzte, schmunzelte er über dieses abschreckende unüberwindbare Hindernis. Doch heute fiel ihm beim Anblick der Gasse der neue Stunt aus seinem Parcour Video ein, das er gestern gesehen hatte.

Die Gegebenheiten waren einfach wie dafür geschaffen und Tonys Entschluss stand fest. Jetzt ist die Zeit den neuen Stunt zu versuchen. Er verharrte eine Weile und legte die genaue Route fest, die er gehen wollte und als er alle Eventualitäten in seinem Kopf durchgespielt hatte, rannte er los.

Schnell wie ein Blitz rannte er auf die Holzlatten zu und etwa zwei Meter vor ihnen sprang er rechts gegen die Mauer. Es sah aus, als würde er die Schwerkraft außer Kraft setzen, denn nun rannte er die Wand entlang. So überwand er ohne Mühe das Hindernis. Kurz bevor der nachlassende Schwung ihn hätte wieder auf den Boden landen lassen, stieß er sich von der Mauer ab und sprang hoch zur Dachkante der Garage. Er klammerte sich fest, zog sich aufs Dach und rannte ohne Pause weiter. Nun fehlte nur noch der krönende Abschluss, der Salto mit eingebauter Schraube von der Garage in den Vorgarten.

Er rannte zum Garagenende und wollte sich gerade mit den Füßen am Rand abstoßen, als unter der Belastung seines Körpergewichtes eine Schindel der Seitenverkleidung der Garage abbrach. Das kostete ihn die Balance. Er fiel kopfüber von der Garage und prallte hart mit dem Rücken auf den Rasen. Die Luft wurde aus seinen Lungen gepresst, doch das war sein kleinstes Problem. Eine Laubharke, die mit den Zähnen nach oben auf dem Rasen lag, bohrte sich mit der äußersten Spitze tief in seinen Unterschenkel…

Währenddessen in der Nähe von Down Town, war Dalarion wieder in seinem Versteck angelangt.

Der dichte Wald hüllte das Anwesen in ein schattiges kaltes Schwarz. Nur vereinzelt schafften Sonnenstrahlen sich den Weg zum laubbedeckten Boden zu bahnen.

Von außen machte das Hauptgebäude nicht all zu viel her. Es erinnerte an einen langsam in sich zusammenfallenden Landsitz einer Adelsfamilie. Auf den Dachgiebeln waren noch die alten Familienwappen der Erbauer zu erkennen. Marmorstatuen, die von den jahrzehntelangen Witterungen schwer gezeichnet waren, zierten den langen alleenartigen Weg zur riesigen doppelflügeligen Eingangstür.

Dalarion saß in einem riesigen Saal, der früher wohl als Ball- der Speisesaal fungierte, inmitten von Möbelstücken, die mit gräulichen Tüchern abgedeckt waren, den Blick starr nach unten gerichtet und seine Hände lagen gefaltet in seinem Schoss.

Dem Raum spendeten nur ein paar in den Ecken verteilten Kerzenständern Licht. Das flackernde Kerzenlicht ließ einen großen Schatten von Dalarion auf seinem Stuhl an der großen Wand erscheinen.

Zeitgleich wie die Spitze der Harke den Unterschenkel von Anthony durchbohrte schnellte sein Kopf nach oben mit dem Blick leer in den Raum gerichtet.

Er fühlte es…Es war soweit!

„Endlich weiß ich wer du bist“, murmelte er in einer rauen Stimme.

„Endlich weiß ich, wo ich dich finden kann!“

„Das Schicksal hat entschieden. Jetzt muss ich nur noch auf den richtigen Zeitpunkt warten!“

Anthony rang nach Luft…Der Aufprall machte ihm das Atmen schwer.

Einen Augenblick später spürte er den Schmerz, der durch seinen Unterschenkel schoss.

Er verzog schmerzerfüllt sein Gesicht. Doch er schrie nicht. Zum Glück steckte die Spitze nur am äußersten Rand. Es half nichts...Das Ding musste raus. Er atmete tief durch und biss die Zähne zusammen. Mit der rechten Hand fixierte er mit aller Kraft die Laubharke am Boden. Mit der rechten Hand packte er sich unter die Kniebeuge und bewegte das Bein langsam nach oben. Der Schmerz war höllisch und Schweiß tropfte ihm von der Stirn. Aber er musste es durchziehen. Es half ja nichts und nach einem unbeschreiblichen Schmerz war es geschafft. Die Spitze war raus.

Mühsam stand er wieder auf, begutachtete die Fleischwunde und handelte sie als Lehrgeld für Perfektion ab. Ihm war gar nicht klar, wie viel Glück er bei dieser Situation hatte. Hätte sein Sturz nur fünfzig Zentimeter mehr rechts sein Ende gefunden, hätten die Spitzen sich in seinen Körper gebohrt und ihn getötet.

Am Haus seiner Eltern angekommen, ging er ohne Zwischenstation ins Bad und säuberte die Wunde.

„So, sagte er sich, jetzt noch ein wenig Jod, ein bisschen Verband und dann wird das schon wieder!“

Es dauerte eine Weile bis er sein Bein versorgt hatte, doch dann verließ er das Bad mit dickem Verband. Humpelnd ging er zur Treppe die in die erste Etage führte. Dort oben befand sich sein Zimmer. Er hielt sich während er hoch lief am Geländer fest um so das Bein ein wenig zu entlasten.

Kurze Hose hatte sich damit wohl erledigt, dachte er sich. Er wollte nicht wieder Rede und Antwort vor seinen Eltern stehen müssen. Und erst recht nicht vor Sam!

Sie würde bei der Geschichte wieder ausflippen und versuchen ihm den Sport auszureden. So wie sie es schon einige Male versucht hat. Doch Tony nahm sich davon nie etwas an und winkte immer nur kopfnickend ab.

In seinem Zimmer stöberte er erst einmal auf dem Boden nach einer passenden langen, nicht zu dicken Hose. Unter einem riesigen Wäscheberg, der sich in einer Ecke des Zimmers türmte, wurde er fündig. Er ordnete sie in, ein wenig zerknittert aber durchaus tragbar ein und striff sie vorsichtig über das bandagierte Bein.

Schnell noch Schuhe angezogen und den Rucksack über die Schulter werfend, verließ er auch schon wieder sein Zimmer, die Treppe runter und durch die Haustür.

Er konnte sich nicht mehr dran erinnern, wann er zum letzten Mal den normalen Weg zur Schule benutzte. Aber heute zwangen ihn ja die Umstände zu dieser konventionellen Art und Weise der Fortbewegung.

Es dauerte durch den dichten Morgenverkehr mit seiner wirren Ampelschaltung gute zwanzig Minuten bis zur Schule...Mit dem Bus… Aber wie das Schicksal es wollte, verpasste Tony ihn nur um Haaresbreite.

Er versuchte noch ihn ein zu holen, doch schnell meldete sich seine Verletzung.

„Ich liebe diese Tage, an denen alles so glatt läuft“, fluchte er ironisch.

An der Schule angekommen, waren die ersten beiden Stunden schon vorbei. Die Schüler der Abschlussjahrgänge waren wie immer auf dem großen Parkplatz hinter der Schule versammelt und die Gruppenbildungen waren nicht zu übersehen.

In einer Ecke lehnten die Jungs der Footballmannschaft, bekleidet mit ihren Teamjacken cool an ihren polierten Autos und den Arm lässig über die Schulter der Freundin hängend, die sie wie eine Trophäe präsentierten.

Während die Jungs sich über das letzte Spiel unterhielten und sich an vergangenen Siegen aufgeilten oder von anstehenden Stipendien träumten, quatschten die blonden und brünetten Trophäen in ihren Armen von Make-up, den Modefehltritten der Konkurrentinnen und dem kommenden Abschlussball.

In der anderen Ecken die weißhäutige Freakshow, wie sie spöttisch von den Sportlern genannt wurden. Gemeint waren die Streber, Matheklubmitglieder und Computerfreaks.

Alle, wie sollte es anders sein, nicht mit weiblicher Begleitung im Arm, sondern mit Laptop oder PDA im Anschlag.

Und dann gab es noch die, die sich nicht den Gruppen unterordnen wollten. Eine Hand voll neumodischer Rebellen und Sam und Tony.

In einem Satz…Ein hundertprozentiges klischeeerfüllendes Bild einer Highschool, wie man es aus Fernsehen und Kino kannte.

Tony trottete langsam den Parkplatz entlang und wieder einmal zog er die Blicke der weiblichen Mitschüler auf sich Zur Missgunst der Spieler des Footballteams. Das war auch der Grund, warum das Team nicht unbedingt freundschaftlich auf ihn gestimmt war.

Von weitem konnte er Sam schon auf einer Mauer sitzend erkennen. Die Beine übereinander geschlagen und die Nase vergraben in ein Physikbuch. Er erinnerte sich…Heute ist ja ihr letzter Test vor den Sommerferien.

Sam war mit die hübscheste, wenn nicht sogar „Die Hübscheste“ der Schule und das gesamte Footballteam würde sofort die aktuelle Freundin gegen Sam eintauschen. Aber sie machte sich nichts aus selbstverlieben Angebern. Sie war voll und ganz in Tony verliebt!

Dieser Umstand bescherte Tony noch einen Minuspunkt auf dem Konto der Sportskanonen!

Tony ging an den Spielern vorbei, unbeeindruckt von den bösen Blicken, die sie ihm zuwarfen. Er machte einen kleine Schlenker über den Rasen, sodass er unbemerkt hinter Sam gelangen konnte. Er hockte sich hin und legte seine Hände von hinten auf ihre Augen.

„ Verschwende die Pause nicht mit lernen! Du hast alles in deinem hübschen Kopf!“

„Hey Babe! Wo warst du so lange? Dachte schon, du hast es dir wieder einmal anders überlegt!“ fragte sie und schob seine Hände mit ihren von den Augen.

„Hab mich auf dem Nachhauseweg verlaufen und wurde von einer aggressiven Hacke angefallen!“

„Spinner!“ mehr sagte Sam nicht dazu. Dann ertönte auch schon die Schulglocke.

Sam sprang auf, klappte ihr Buch zusammen, drückte Anthony noch einen Kuss auf die Wange und rannte Richtung Schuleingang.

„Muss los! Schreib jetzt den Test. Drück mir die Daumen!“

Dann verschwand sie im Gebäude.

Da saß Tony nun alleine auf der Mauer und kämpfte gegen die Idee doch nicht in den Unterricht zu gehen.

Der Parkplatz wurde allmählich leerer. Er wollte sich gerade ein Herz fassen und zum Unterricht gehen als „Hawk“, sein bester Freund, mit quietschenden Reifen und lauter Musik vor ihm hielt.

„Was los, Alter!?! Lust auf ne Spritztour?“ Meine Mum ist bei ihrem Lover und ich hab ihr Auto bekommen. Schule gibt es auch noch morgen. Das Auto nicht!“ schrie Hawk aus dem offenen Beifahrerfenster.

Mit diesem Argument hatte er gewonnen und Tonys guten Vorsatz zum Unterricht zu gehen erfolgreich niedergemäht.

Tony nahm auf dem Beifahrersitz Platz und Hawk fuhr mit qualmenden Reifen davon.

Hawk, eigentlich Peter Hawkins, war Tonys bester Freund und der Nachbar von Sam. Durch ihn hatten sie sich auch vor ein paar Jahren kennengelernt.

Den Spitznamen „Hawk“ bekam er vor etwa drei Jahren, als er mit Tony zum ersten Mal von Parcour hörte und über eine Mauer springen wollte.

Tony sprang voraus und schaffte es heil zu landen, während Peter mit seinem linke Fuß an der Mauer hängen blieb und auf den Asphalt knallte. Tony, der alles gut sehen konnte sagte später, dass Peter wie ein Adler mit den Armen schlug, bevor er mit der Nase eine Bruchlandung hinlegte. Daraufhin beendete Peter auch seine kurze, aber sehr schmerzhafte Parcour Karriere. Nur eins blieb…Sein neuer Name!

„Erster Halt, Donut-City!“ schrie Hawk wie ein Schaffner durchs Auto.

Diese Information war nichts Neues. Donut City war immer das erste Ziel der Beiden, wenn sie sich mal selber einen Tag frei von der Schule gönnten.

Sie fuhren an den Autoschalter und eine Männerstimme ertönte aus dem Lautsprecher, der wie das Maskottchen Don Ut’o der großen Kette aussah. Ein Donut auf zwei Beinen mit riesigem Sombrero auf dem Kopf.

Sie bestellten den „Zehner Mix“ mit zwei Kaffee und fuhren zum nächsten Fenster um ihre Bestellung entgegenzunehmen.

Ein Mann mit rot-weiß gestreifter Uniform und Mütze, auf der ein Plastikdonut auf einer Feder hin und her wackelte, reichte ihnen die Tüte durch ein schmales Fenster. Sein Gesichtsausdruck verriet sofort, wie sehr er seinen Job und die dämliche Verkleidung liebte.

„Danke, mein Donut-Engel!“ scherzte Hawk und legte ihm vier Dollar auf die Ablage.

Dann fuhr er mit durchdrehenden Reifen vom Gelände und grölte wieder die nächste Station ihrer Fahrt durchs Auto!

„Endstation Kalorienverbrennungscenter!“

Sie machten sich immer den Spaß mit einer vollen Packung Donuts zu einem der örtlichen Fitnessstudios zu fahren, sich dort einen Parkplatz vor dem Panoramafenster zu suchen und genüsslich auf der Motorhaube ihre Donuts zu essen, während die Leute auf dem Laufbändern, mit Blick auf den Parkplatz, schwitzten und hungrig ihnen beim vertilgen der Donuts zusehen mussten!

Da saßen sie nun auf der Motorhaube des gelben und leicht verbeulten Wagens. Aßen ihre Donuts und spülten die Reste mit lauwarmen Kaffee runter, den Blick immer in das Fenster des Fitnesscenters gerichtet.

„Und mein Freund, wie läuft es so mit Sam und Dir?“

„Es läuft prima, nur der Tod ihrer Mutter macht ihr noch oft zu schaffen! Aber zwischen uns ist alles genial.“

„Ja, das mit ihrer Mum war ein Schock für uns alle, aber sie ist stark. Sie schafft das!

„Weißt du Hawk, ich glaub diesmal ist es echt was Ernstes!

„Scheiße Alter! Der Hawk gönnt es dir! Aber eins sag ich dir…Wenn ich bald alleine dicke Typen ärgern muss, weil du einen auf Mr. Love machen willst, dann erzähl ich überall, das du abends in Frauenkleidern joggen gehst!“

„Geht klar, Hawk. Das hört sich fair an!

Beide lachen laut und widmeten ihre Aufmerksamkeit dann ganz der hübschen Trainerin, die einem Fleischberg gerade mit vollem Körpereinsatz Instruktionen gab.

Als die Trainerin wieder verschwand, stopften sie sich die Reste des letzten Donuts in den Mund, schütteten die letzten Tropfen Kaffee nach und rutschten langsam von der Motorhaube.

Hawk machte seinem Magen mit einem kräftigen Rülpser Luft und stieg ins Auto. Tony schnappte sich den Müll, der auf der Haube lag und schmiss ihn in einen nahe gelegenen Mülleimer. Er wollte gerade den Türgriff fassen, da gab Hawk Gas und er griff ins Leere. Hawk wiederholte dieses Spielchen drei- oder viermal und machte sich vor Lachen fast in die Hose, bis er endlich stehen blieb und Tony ungehindert einsteigen ließ.

Mit lautem Hupkonzert und spöttischen Winkbewegungen fuhr er noch mal provokativ das Panoramafenster entlang und ordnete sich dann in Mittagsverkehr der Straßen ein.

Pünktlich mit dem Schlussgong der Schulglocke erreichten Hawk und Anthony wieder den Schulparkplatz. Sie stellten sich etwas abseits, damit die Lehrer sie nicht sehen konnten und warteten auf Sam.

Sam war eine der letzten, die das Gebäude verließ. Sie unterhielt sich dabei mit einer Schulfreundin mit der sie den Physiktest geschrieben hatte.

Die beiden waren so in das Gespräch vertieft, das sie ohne es zu bemerken an Hawks Auto entlang schlenderten.

„Hey, du blindes Huhn“ schrie Hawk aus dem Auto.

„Hier sind wir! Spring rein, wir fahren dich nach Hause!“

Sam hob erschrocken den Kopf. Suchte kopfdrehend nach der Person, die sie gerufen hat.

„Ach du bist das! Und der Herr Leery erfreut uns ja auch mit seiner Anwesenheit. Wie nett!“

„Hawk ist Schuld, Sam. Ich wollte ja, aber er brauchte dringend meine Hilfe!“

„Wobei? Beim Donut essen oder beim sinnlos herum fahren?“

„Bei Beidem!“ klingte Hawk sich ein.

„Ich bekomm den „Zehner Mix“ doch nicht alleine auf. Das wäre doch Verschwendung der leckeren Köstlichkeiten!“

Tony blickte Sam in die Augen, setzte seinen Mitleidsblick auf und nickte mit dem Kopf.

„Ich kann einen Freund doch nicht hängen lassen!“

Sam ignorierte den Blick und drehte sich zu ihrer wartenden Freundin um.

„Ok, Beth. Ich werd dann mal mit den Jungs mitfahren und aufpassen, dass sie keinen Unsinn machen. Wir sehen uns dann morgen wieder.“

Sie gaben sich einen Kuss auf die Wange und Sam stieg ins Auto.

„Lust irgendwo die Stadt unsicher zu machen“, fragte Hawk in die Runde.

„Tut mir Leid, aber ich muss gleich auf meinen kleinen Bruder aufpassen!“

„ Und du, Tony?“

„Ich werde bei Sam bleiben und ihr helfen. Aber um Zehn heute Abend komm ich rüber und wir unternehmen noch was! OK?“

„Geritzt, mein Alter! So wird’s gemacht! Dann mal ab nach Hause! Lehnt euch zurück und lasst Hawk mal machen! Und denkt dran, während der Fahrt nicht mit dem Fahrer sprechen.“

Nach diesen Worten drehte Hawk so stark an dem Lautstärkeregler seiner Anlage, das die laute Musik eh jedes Gespräch unmöglich machte.

Nach etwa fünfzehn Minuten Fahrt hielt der Wagen von Hawk vor der Garage seines Elternhauses.

„So, dann sehen wir uns gegen Zehn!“ Und bis dahin immer schön artig bleiben, ihr Zwei!“

Sam und Tony erwiderten auf diesen Spruch nichts und stiegen aus dem Auto.

„Bis später Hawk!“

Die beiden liefen das kurze Stück über den Rasen des Vorgartens, die drei Holzstufen der Veranda hoch und ließen die Haustür hinter sich ins Schloss fallen. Im Haus wartete schon Josh, der kleine Bruder von Sam.

„Dad ist gerade zur Arbeit, Sam! Kann ich was im Garten spielen?“

„Klar, Josh! Aber wenn du woanders hin möchtest, sag bitte bescheid, ok?“

„Ja“, freute sich Josh und verschwand durch die Hintertür der Küche in den Garten.

„Sollen wir uns was zu essen machen? Ich hab einen tierischen Hunger!“

„Das wäre prima! Dann sag mir, was ich machen soll, Küchenchefin!“

Sam schmunzelte und dann ging es auch schon los! Sam gab Tony vor, was er aus dem großen doppeltürigen Kühlschrank holen sollte.

Tony stapelte alles auf der Arbeitsfläche in der Mitte der Küche, so wie es sich für eine gute Küchenhilfe gehört.

Es gab nichts Aufwendiges…Sandwichs mit Truthahnfleisch, Tomate, Salat und ihrer beiden Lieblingsdressing.

Noch schnell all den Rest zurück in den Kühlschrank geschmissen, die Sandwichs auf einen großen gemeinsamen Teller und ab auf die große weiße Rundcouch im Wohnzimmer.

Mit den Füßen auf dem Tisch saßen sie ganz eng nebeneinander, sodass die Schultern sich berührten. Den Teller stellte Tony auf seine Oberschenkel. Sam kramte noch eben die Fernbedienung hervor und schaltete den großen Plasmafernseher, der an der Wand gegenüber der Couch hing, an. Nach kurzen und schnellen zappen durch die über Hundert Kabelkanäle, blieb sie schließlich bei einer Talkshow hängen, in der sich, wie üblich ein Expaar um Fremdgehen, Vaterschaft und Unterhalt stritten, wild aufgestachelt von Moderator und Publikum.

Wie sie da so saßen und ihre Sandwichs aßen und später kuschelnd eine Fernsehsendung nach der anderen guckten, bemerkten sie gar nicht, wie die Zeit verging. Erst als Josh polternd das Wohnzimmer betrat und Sam nach Abendessen fragte, fuhren beide erschrocken hoch.

„Abendessen? Jetzt schon?“ fragte Sam verunsichert ihren Bruder.

Dieser guckte sie nur leicht verwundert an.

„Klar, es ist schon nach Sieben!“, erwiderte Josh.

Entsetzt sprang Tony auf.

„So ein Mist. Ich hab meinem Vater versprochen den Rasen zu mähen. Süße…Ich muss los! Vielleicht bekomm ich das ja noch hin, bevor es dunkel wird.“

Er quetschte seine Füße hektisch in die Schuhe, gab Sam während er von der Couch aufstand einen Kuss und rannte, so schnell es sein kaputtes Bein zuließ, zur Eingangstür.

„Tschüss auch…“, sagte Sam leise und mit enttäuschter Stimme. Dann fiel die Tür auch schon mit einem lauten Knall ins Schloss.

Sie hasste es, wenn die Zeit mal wieder wie im Flug vergangen war und Tony fast fluchtartig ihr Haus verließ, nur weil er mal wieder was vergessen hatte. Aber was sollte sie machen? So war er nun mal…Leicht vergesslich und extrem chaotisch.

Als er in Sichtweite seines Hauses war, stellte er mit Freuden fest, dass die Hofeinfahrt leer war. Seine Eltern waren also noch nicht von der Arbeit zurück. Aufgrund dieser neuen Gegebenheiten, konnte er nun gelassen mit der Gartenarbeit anfangen. Wäre sein Vater schon zu Hause, hätte er sich bestimmt, wie eigentlich immer wenn er für seinen Vater etwas erledigen sollte, eine Standpauke seines Vaters anhören zu müssen, dass er mal wieder alles auf den letzten Drücker erledigte.

Er verlangsamte seinen Gang und lief die letzten Meter ganz entspannt auf die Garageneinfahrt zu.

Er kramte kurz in seiner Hosentasche und zog einen dicken Schlüsselbund heraus. Allein den richtigen Schlüssel für das Schloss zu finden, war schon harte Arbeit. Nach ungefähr sieben Versuchen einen falschen Schlüssel in das, in der Wand rechts neben dem Tor eingelassenen Schließzylinder zu stecken, war der achte endlich der Richtige. Das rote Licht der Leuchtdiode über dem Schloss erlosch und wurde durch ein grünes Licht ersetzt. Langsam aber sicher öffnete sich das Tor und eine vorbildlich aufgeräumte Garage kam zum Vorschein. An der rechten Seite der Garage stand eine große Werkbank. Darüber, an der Wand befestigt, ein Holzbrett an denen alle Arten von Werkzeugen hingen.

Alles nur von der Firma geliehen, sagte sein Dad immer, wenn er mit neuem Werkzeug in der Tasche nach Hause kam.

Er ging in die Garage, stieß sich noch fast den Kopf an dem Kanu, was in der Mitte der Garage von der Decke hing und steuerte direkt auf den Rasenmäher zu, der hinter der Werkbank in der Ecke stand.

Der Deckel des Benzintanks war offen und da wusste Tony, dass der Mäher leer zu sein schien. Also holte er aus der linken unteren Ablage der Werkbank einen verbeulten Kanister Benzin hervor und goss den letzten Rest in den Tank hinein. Noch schnell den Deckel auf den Tank geschraubt und schon schob er ihn nach draußen auf den Rasen neben der Einfahrt.

„Hab ich eine Lust jetzt mit dem lauten Ding hier rum zu fahren. Hoffentlich meckert nicht wieder der Alte von gegenüber“, dachte er sich.

Er zog drei oder vier Mal an der Anlassschnurr des Rasenmähers, der dann endlich anfing ein lautes Knattern von sich zu geben.

„Man stinkst du!“ fluchte Tony und begann schleppend das laute Monster vor sich her zu schieben.

So zog er seine Bahnen von links nach rechts und umgekehrt. Alle fünf Bahnen leerte er den Fangkorb auf dem Kompost aus, der hinter der Garage von seinem Vater angelegt wurde. Nach etwa dreißig Minuten und gefühlten zwanzig Kilometern, war der Rasen gestutzt und Tony schweißnass.

Es war eine Punktlandung, denn gerade als er den Mäher wieder an seinen Platz hinter der Werkbank abstellte, fuhr sein Vater auf den Hof und direkt in die offene Garage. Auf dem Beifahrersitz saß die Mutter und winkte Tony zu, der beinahe einen Herzinfarkt bekam, weil er dachte sein Vater würde ihn nicht sehen und über den Haufen fahren.

Fast synchron stiegen seine Eltern aus. Die Mutter gab ihm einen Kuss auf die Wange und der Vater schüttelte nur den Kopf, da er wusste, das Tony wieder mal alles kurz vor knapp erledigt hatte.

„Tag, mein Sohn. Hast du uns erwartet oder warum steht die Garage auf?“

Tony grinste nur und wusste, worauf sein Vater anspielen wollte.

„Hab euch erwartet, was sonst!“ antwortete er.

„Ach so, sagte der Vater, und weil du uns so gern hast, hast du dein Grasparfüm überall versprüht, damit wir uns bei dem Geruch von frisch geschnittenem Gras wohl fühlen.

Ich will ja keinem unterstellen, das jemand gerade erst mit der Aufgabe um die ich ihn gebeten habe, fertig geworden ist!“

Tony lachte und klopfte seinem Vater auf die Schulter.

„Du hast es erfasst! Führ euch nur das Beste!“

Mit diesen Worten gingen sie durch die Verbindungstür, die von der Garage direkt in die Küche führte. Dort stand seine Mutter schon und verstaute die Einkäufe in die Schränke und in den Kühlschrank.

„Habt ihr Hunger“, fragte sie.

„Nein danke, Mum! Ich habe vorhin erst bei Sam gegessen. Außerdem muss ich gleich auch schon wieder los. Hawk und ich wollen noch was unternehmen.“

„Oh, wie geht es Sam? Bring sie doch mal mit. Ich mag sie. Ein anständiges Mädchen!“

Tony rollte genervt mit den Augen und verließ fluchtartig die Küche.

„Mach ich Mum, mach ich! Werd sie die Tage mal mitbringen“, antwortete er mit genervtem Unterton und ging die Treppe zu seinem Zimmer hoch.

Unterwegs zog er schon sein T-Shirt aus, das dann im hohen Bogen auf den Boden in seinem Zimmer flog. Hose und Socken taten es dem T-Shirt gleich und nur in Boxershorts bekleidet und seinem Verband ums Bein, sprang er auf sein Bett und blieb dort liegen.

Er schaltete den Fernseher und seinen Blu-Ray Player an und guckte das Parcour Video weiter, was er gestern Nacht angefangen hatte. Ihm blieb noch etwas mehr als eine Stunde Zeit, bis er bei Hawk sein musste. Also schön etwas Inspiration von den Profis holen und dann ab unter die Dusche und zu Hawk.

Between - Unsterbliche Liebe

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