Читать книгу Between - Unsterbliche Liebe - Björn Tischer - Страница 4
ОглавлениеSam wohnte nur ein paar Blocks entfernt. Zu Fuß waren es nicht einmal 10 Minuten, folgte man den dafür vorgesehenen Wegen. Doch Tonys Routenplanung beinhaltete keine normalen Straßenverläufe. Für ihn gab es nur querfeldein durch Gärten, über Zäune und Garagen. Dieser Weg war zwar schneller, aber vom Geräuschepegel manchmal nicht so angenehm für die Anwohner, deren Häuser sich auf seiner Route befanden!
Es gab Tage, da weckte er Hunde, die ihm lautstark hinterher kläfften oder stieß Mülleimer um, die mit ihrem metallischen Klang die Nachtruhe der Leute störten.
Nach etwa drei Minuten und geschätzten zwanzig überwundenen Hindernissen stand er vor Sams Haus. An der Hausfront war alles dunkel, aber das hatte nichts zu sagen, denn Sams Zimmer lag auf der anderen Seite des Hauses mit Blick auf den Garten. Tony schlich sich vorsichtig am Haus vorbei und kletterte über das verschlossene Gartentor. An der Hausecke angekommen, machte er einen Satz auf das vor sich hin summende Aggregat der Klimaanlage. Tony griff sich das Fallrohr der Regenrinne und stemmte seine Schuhe gegen die Fassade. So lief er senkrecht und ohne Mühe die Wand hoch und stand auf dem kleinen Balkon vor Sams Zimmer. Die Fenster und Türen waren trotz der schwül warmen Nacht geschlossen. Die installierte Klimaanlage machte es möglich.
„Mist“ rief Tony leise. „Scheiß Klimaanlagen!“
Sein Plan war zunichte gemacht worden. Durch eine lächerliche Klimaanlage. Da stand er nun und nur eine Tür trennte ihn und Sam.
So versuchte er sich schnell einen Plan B zurechtzulegen, als es ihn wie einen Blitz traf.
Er zog sich auf das Dach von Sams Zimmer und klopfte mit der flachen Hand des rechten Arms an ihrer Balkontür.
Einmal…ein zweites Mal…ein drittes…Nichts…!
„OK“, dachte er sich. Wenn du mich nicht hören willst! Ich kann auch fester!“
Er ballte die Hand zu einer Faust und hämmerte viermal gegen das Glas.
Das Zimmer hatte eine angenehme Temperatur und so lag Sam eingemummelt unter ihrer Decke, als sie vom Kram an ihrer Balkontür unsanft aus dem Schlaf gerissen wurde. Sam sprang vor Schreck fast aus dem Bett. Sie streifte sich die Bettdecke vom Körper und setzte ihre nackten Füße auf den kalten Zimmerboden. Der kalte Boden verwandelte ihre leicht von der Sonne gebräunte Haut in eine Gänsehaut. Sie fror sichtlich. Barfuß und nur mit einer rosa Hotpants und T-Shirt bekleidet schlurfte sie in Richtung Balkontür.
„Bella, wenn du mir wieder die Blumen vom Balkon geschupst hast, dann gibt es keine Streicheleinheiten mehr“, murmelte sie vor sich hin, während sie den Schlüssel des Türschlosses drehte. Mit zwei kurzen metallischen Klicks fuhr das Schloss zurück.
Ihre rechte Hand ertastete unter einem Vorhang den Schalter der Außenbeleuchtung und gleichzeitig drückte ihre Linke die Türklinke herunter. Draußen erhellten jetzt die zwei, jeweils rechts und links neben der Tür angebrachten Lampen den kleinen Balkon. Sam öffnete die Tür und trat raus auf den Balkon.
„Bella?...Bella? Wo bist du?“
„Komm schon Kleine…Zeig dich ruhig!
Während Sam mit dem Rücken zu ihrem Zimmer stand und weiter nach Bella Ausschau hielt, griff Tony vorsichtig an die Kante des Daches und ließ sich kopfüber herab. Seine Füße landeten ohne nur das kleinste Geräusch von sich zu geben auf den Boden. Dann schlich er leise und unbemerkt, mit dem Blick auf Sam gerichtet in ihr Zimmer.
Plötzlich beendete Sam ihre Suche nach der Nachbarskatze, drehte sich um und bewegte sich zurück in ihr Zimmer. Leicht erschrocken hechtete Tony in Richtung des Bettes, rutschte über den Boden und bevor Sam ihn hätte entdecken können, verschwand auch das letzte Stück seines Fußes aus ihrem Sichtfeld.
„Wow…dachte er sich, das war aber ganz schön knapp! Hoffentlich hat sie nichts bemerkt“
Sam hatte von dem ganzen Treiben nichts mitbekommen und schloss die Balkontür hinter sich.
Das war jetzt die letzte Gelegenheit für Tony seinen Plan zu Ende bringen zu können und unbemerkt in Sams Bett zu gelangen.
Er kletterte aufs Bett, legte sich auf den Rücken und verschränkte die Arme hinter seinen Kopf. In dieser Position musste er nur noch warten, bis Sam sich umdrehen würde.
Sein Herz klopfte vor Aufregung so stark, dass er es in seinem Kopf hören konnte.
Dann wurde sein Warten belohnt! Sam drehte sich um!
Erschrocken von der Person auf ihrem Bett sprang sie reflexartig einen Schritt zurück und atmete laut ein. Doch nur eine Sekunde später verschwand der Schrecken aus ihrem Gesicht und ihre mandelfarbenden Augen fingen an zu leuchten.
Jetzt hatte sie endlich die Person auf ihrem Bett als ihren Freund Tony identifiziert.
Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust und machte ihrem zugeführten Schrecken Luft.
„Du Arsch!!! Du hast mich zu Tode erschreckt, “ fauchte sie ihm entgegen.
Doch so ernst sie dabei auch bleiben wollte, die Freude war zu groß Tony zu sehen.
Mit einem riesen Satz sprang sie zu Tony ins Bett und umarmte ihn als ob sie ihn mindestens zwei Monate nicht mehr gesehen hatte.
Es waren zwar keine zwei Monate sondern nur drei Tage, wo sie sich das letzte Mal gesehen hatte, aber bei ihrer noch frischen Liebe war das eine Ewigkeit.
Diese gelegentlichen Pausen ließen sich aber leider nicht vermeiden. In Sams Leben hatte sich in den letzten Monaten sehr viel verändert.
Nach dem Tod ihrer Mutter vor knapp acht Monaten unterstützte sie ihren Vater so gut es nur ging, damit dieser mehr arbeiten gehen konnte um die Familie zu ernähren.
Das plötzliche und unerwartete versterben der Mutter hatte eine große Lücke in der Familie hinterlassen und Sam versuchte diese, so gut es ging zu schließen.
Sie rutschte unbewusst von der Rolle der großen Schwester in eine Art Mutterrolle und für ihre gerade einmal siebzehn Jahre meisterte sie diese neue Aufgabe hervorragend.
Diese Umstände sorgten dafür, dass sie sich an den Wochentagen kaum noch zu Gesicht bekamen. Sie gingen zwar auf dieselbe Schule, aber Sam war ein Jahr jünger als Tony und somit eine Klasse tiefer und Tony als kleiner Rebell nahm es eh ein wenig lockerer mit seiner Anwesenheit am Unterricht. Eine harte Bewährungsprobe für ihre noch junge Beziehung, doch die beiden schweißte alles nur noch mehr zusammen.
So genossen sie jede Minute ihrer Zweisamkeit intensiver denn je und ein Moment wie dieser machte es mal wieder deutlich, wie verliebt die beiden ineinander waren.
Bei dieser stürmischen Begrüßung brachte Tony nur ein zerknautschtes „Überraschung“ heraus, dann blieb ihm wieder die Luft weg.
Die Umarmung beruhigte sich und fand ihr Ende in einem leidenschaftlichen Kuss, bei dem beide die Augen geschlossen hielten.
„Und, wie bist du diesmal hierher gekommen? Sind wieder alle Nachbarn von dir geweckt worden, oder hast du zur Abwechslung mal den dafür vorgesehenen Weg genommen um mich besuchen zu kommen?“
Tony grinste nur und antwortete nicht auf diese Frage.
Dieses schelmische Grinsen war Sam Antwort genug.
„Warum frag ich überhaupt noch?“
Tony zuckte mit den Schultern und grinste weiter.
Beide lagen noch ein paar Minuten eng umschlungen da und erzählten sich die Ereignisse der letzten Tage, bis die Müdigkeit über beide siegte.
Am nächsten Morgen wachte Sam als erstes der beide auf. Sie beugte sich langsam über Tony, der immer noch fest schlief. Mit beiden Händen klemmte sie ein paar Haarsträhnen hinter die Ohren damit sie Tony nicht kitzeln konnten. Dann näherte sie sich langsam Tonys Wange und setzte ihre Lippen behutsam auf ihr ab. Mit zärtlich kleinen Küssen holte sie Tony aus dem Schlaf.
„Mmmh, so möchte ich jeden Morgen geweckt werden“, flüsterte er.
Beide blieben noch zirka zehn Minuten Nasenspitze an Nasenspitze und den anderen anschauend im Bett liegen, bis der Wecker beide wieder aus ihrer Schwärmerei riss. Beide rollten genervt mit den Augen. Tony gab Sam noch schnell einen Kuss auf den Mund und sprang aus dem Bett. Noch ein wenig schlaftrunken sammelte er seine Sachen vom Fußboden und zog sich an.