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GEWALT IN DER MINE

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Koktos starrte faunisch grinsend auf die Zwerge hinab, die sich unter den Schlägen seiner neunschwänzigen Peitsche wanden. Er liebte diese Zurschaustellung von Gewalt und Macht!

Höhnisch beobachtete er die verängstigten, abgerissenen Gestalten die unter der Knute der Aufseher leidend ihre kräftezehrende Arbeit verrichteten. Er genoss es, dieses Gesindel zu demütigen und zu quälen!

Feixend tätschelte er die Lederpeitsche. Begierig schweiften seine Blicke auf der Suche nach einem neuen Opfer über die Geschundenen. Sein Blick blieb an einem, für seine Rasse ziemlich großen, muskulösen Zwerg hängen, der noch einigermaßen gesund aussah, obwohl er schon einige Zeit als Gefangener in dem Stollen arbeitete. Der Zwerg half gerade einem Leidensgenossen wieder auf die Beine, dessen Rücken blutig von den Schlägen einer Peitsche war.

Ein mitleidiger Zwerg! Das würde er ihm austreiben!

„He, du da hinten! Ja, dich meine ich! Lass den Penner liegen und komm sofort hierher“, grölte Koktos. Und als ihn der Zwerg nur anstarrte und sich nicht rührte: „Na, wird’s bald? Oder hättest du’s lieber auf die harte Tour?“

Der stämmige Zwerg setzte sich in Bewegung. Vor dem Kuttenmann, der seine Kutte heute gegen eine lederne Montur eingetauscht hatte, blieb er abwartend stehen.

„Wie heißt du?“, knurrte Koktos, den die stolze Haltung des Zwergs ärgerte, in der auf Smethama gängigen Einheitssprache,

„Simgur. Mein Name ist Simgur Silberglanz“, erwiderte der Zwerg ruhig.

„Soso! Also Simgur Silberglanz, wenn ich mit dir fertig bin, wird man dich wohl eher Simgur Toterglanz nennen“, versprach Koktos grinsend.

Der Zwerg sah ihn schweigend, jedoch keineswegs ängstlich an. Ihm war nur allzu bewusst, dass er keine Chance gegen den Unhold hatte, den man den Schlächter nannte.

Noch dazu ohne Waffe!

Doch er würde sich von dieser miesen Kreatur auf keinen Fall demütigen lassen!

Koktos wog spielerisch die grässliche Wunden erzeugende Peitsche in seiner Hand. Es waren die kleinen Splitter und Eisenspitzen an den Enden der Peitschenstränge, welche die üblen Verletzungen verursachten. Koktos benutzte das Marterinstrument über alle Maßen gern, denn er hatte immer sehr viel Spaß an seinem grausigen Spielzeug.

Der Zwerg Simgur wappnete sich gegen den Schmerz, als Koktos die Peitsche grinsend fester packte, einen Moment noch wartete, dann ausholte und die mit Splittern bestückten Peitschenstränge mit aller Brutalität auf Simgurs Rücken hieb.

Der Zwerg zuckte unter dem fürchterlichen Schmerz zusammen. Die aufgerissene Haut brannte wie Feuer.

Und der Schlächter machte sich für den nächsten Schlag schon wieder bereit.

Doch an diesem Tag sollte der Zwerg Simgur weiterem Verhängnis, wahrscheinlich sogar seinem Tod, entgehen.

Der Söldner Loco war es, ein weiterer Sadist, der dieses eine Mal ungewollt zu Simgurs Retter wurde.

„Du sollst sofort zu Krisbert kommen. Er hat eine wichtige Nachricht für dich“, sagte Loco in einem Ton, der Koktos die Zornesröte ins Gesicht trieb. Er hob wütend die Faust.

Der Söldner wich erschrocken zurück. „Ich führe nur meinen Auftrag aus“, sagte er besänftigend.

„Noch einmal in diesem Ton, und du wirst nie wieder einen Auftrag ausführen“, knurrte Koktos gereizt, der sich bei seinen grausamen Vergnügungen nicht gerne stören ließ. Den Zwerg beachtete er nicht mehr.

Aber sein letzter Blick, bevor er Loco folgte, versprach nichts Gutes. Denn wenn Koktos ein neues Opfer gefunden hatte, war dieses von vornherein bereits so gut wie tot.

Simgur mischte sich wieder unter die anderen Zwerge, die weiter geschuftet hatten, noch mehr als sonst, denn die Menge der zu fördernden Diamanten war schon wieder erhöht worden.

Für manche der gefangenen Zwerge und deren Leidensgenossen zusätzliche Strapazen, die sie nicht lange überleben würden!

Alle, die noch dazu in der Lage sind, müssen fliehen, wenn sie nicht in diesem vermaledeiten Stollen ein trauriges Ende finden wollen, dachte Simgur. Wenn nur unsere Brüder in der Festung Finsterfels von unserer Gefangenschaft wüssten!

Voller Zorn über die Untaten der Schergen des Schattenfürsten, aber auch voller Mitgefühl für seine geschundenen Leidensgenossen, musterte Simgur die abgerissenen, unterernährten Gestalten um sich herum, von denen manche kaum noch ihr Arbeitsgerät zu heben vermochten.

Er selbst fühlte sich auch nicht gerade so, als könne er Berge versetzen, jedoch immer noch besser, als die meisten anderen Gefangenen, die schon länger als er die schwere Arbeit und die beim Abbau auftretenden giftigen Dämpfe Tag für Tag ungeschützt einatmeten.

Noch ging es ihm nicht allzu schlecht. Aber ihm war klar, dass sein Ende durch Koktos nur aufgeschoben war. Der Schlächter würde ihn zu Tode prügeln, das hatten ihm dessen kalte Augen versprochen. Aber vielleicht war das letztendlich besser, als wochen- oder monatelang an der Arbeit und den Giftdämpfen elendig zu krepieren, dachte der Zwerg fatalistisch.

Sein Blick schweifte über seine Landleute. Doch nicht nur Zwerge waren es, die in diese Knochenarbeit gepresst wurden, sondern auch Lebewesen anderer Völker.

Einige Ninai, die in den Bergen lebten, entdeckte Simgur und einige Maliki, Baumwesen, die so eng mit der Natur verbunden waren, dass sie in Gefangenschaft nicht existieren konnten.

Simgur hatte diesen Gedanken kaum zu Ende gedacht, als einer der Maliki taumelte und lautlos zu Boden sank.

Er war tot! Aus Sehnsucht nach seinen Bäumen gestorben.

Nein, so dürfen wir nicht enden, dachte Simgur. Es muss eine Möglichkeit geben, diesem Horror zu entkommen!

Die Vorsehung

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