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WARTEN AUF ARIELLA

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Die schräg geschnittenen Augen funkelten wie Edelsteine in den schmalen Gesichtern der beiden kleinen Gestalten, die in einer Nische hockten und aßen. Sie waren Halblinge. Etwas kleiner als ein Zwerg, aber von schmächtiger Gestalt.

Bekleidet waren sie mit braunen Kniebundhosen aus Leder, Wollstrümpfen und derben Lederstiefeln, zur Hose passender brauner Lederjacke, grün kariertem Hemd und einem grauen Umhang mit Kapuze, den sie sich lässig um die Schultern gelegt hatten. Die Haare des einen Halblings waren schwarz, die des anderen rotbraun. Auf den ersten Blick hätte man die beiden für Zwillinge halten können.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Finntam und strich sich eine vorwitzige Strähne seiner rotbraunen Haare aus dem schmalen Gesicht. Seine saphirfarbenen Augen huschten unruhig hin und her. Ungeduldig rutschte der drei Fuß und sieben Zoll große Halbling auf seinem Hosenboden hin und her.

„Keine Ahnung“, erwiderte Samwinn, Finntams ein Zoll größerer, schwarzhaariger Freund. „Aber die Hohe Herrin Lisha’yinn hat gesagt, wir müssen so lange hier warten, bis die Menschenfrau kommt.“

„Und wenn sie nicht kommt?“, fragte Finntam missmutig. „Ich habe keine Lust, hier tagelang rumzuhängen. Außerdem bin ich schon wieder hungrig, obwohl ich gerade erst etwas gegessen habe; allerdings war das ja auch nur eine Kleinigkeit.“

Samwinn lächelte. Er kannte seinen Gefährten, war mit ihm zusammen aufgewachsen. Finntam war ein so liebenswerter und treuer Freund, doch wenn er hungrig war – und das war er sehr oft – konnte er unausstehlich sein.

„Die Magie unserer Hohen Herrin wird schon dafür sorgen, dass die Menschenfrau hierher nach Eichensee kommt. Du zweifelst doch wohl nicht an ihrer Macht, oder?“, fragte Samwinn, und seine smaragdgrünen Augen blitzten vorwurfsvoll.

„Ich würde niemals an unserer Hohen Herrin Lisha’yinn zweifeln!“, erwiderte Finntam empört.

„Dann ist es ja gut. Wenn unsere Zauberin sagt, dass wir diese Frau unbedingt zu ihr bringen müssen, weil nur sie unsere Welt vor dem Schlimmsten bewahren und retten kann, dann tun wir das ebenso wie wir alles andere tun, was die Hohe Herrin verlangt, denn sie beschützt uns und wacht über Smethama, unsere Heimat, wie dir ja bekannt sein dürfte. Wir brauchen diese Frau. Also warten wir hier so lange, bis sie kommt. Ist das jetzt klar?“

Finntam nickte beschämt.

„Fein. Dann sei ab jetzt gefälligst ein bisschen geduldiger. Ich fühle mich hier auch nicht besonders wohl, das kannst du mir glauben. Ich vermisse auch unser gemütliches Zuhause, sehne mich nach den sanften Wiesen und klaren Flüssen“, seufzte Samwinn. „Aber das lässt sich nun mal nicht ändern.“

„Ist ja schon gut, Samwinn. Ich habe es nicht böse gemeint“, murmelte Finntam. „Ich frage mich allerdings, ob uns die Menschenfrau überhaupt versteht?“

„Ich denke schon, jedenfalls hat die Herrin Lisha’yinn das gesagt.“

„Aber wieso? Hört sich denn die Menschensprache nicht anders an?“, wunderte sich Finntam.

„Sie sagt, die Menschensprache ähnelt unserer Sprache.“

„Aber wieso?!“

„Das weiß ich doch auch nicht, Finntam“, erwiderte Samwinn genervt. „Oder sehe ich aus wie ein Zauberer?“

Finntam schüttelte kichernd den Kopf. Dann holte er seinen letzten Apfel aus der Jackentasche und biss herzhaft hinein.

Die Vorsehung

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