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Sonntag früher Nachmittag Derendorf. Als das Ermittler-Duo das St.-Vinzenz-Krankenhaus durch den Haupteingang verlässt, blicken sie in einen strahlend blauen Himmel. Trotz der Jahreszeit wärmt die Sonne noch, sodass die Temperaturen angenehm sind. Clemens holt die Sonnenbrille aus der Brusttasche seines Hemdes.

»Was meinst du, wollen wir uns bei dem schönen Wetter einen Latte macchiato auf der Terrasse des Düsseldorfer Yachtclubs genehmigen?«, fragt er seine Kollegin in sichtlich guter Laune.

»Keine schlechte Idee. So haben wir wenigstens noch etwas von dem schönen Tag.« Schon winzige Sonnenstrahlen wirken bei Clemens wie eine Vitaminspritze, und man kann zusehen, wie er innerhalb kürzester Zeit an Farbe zulegt. Woher er die südländischen Gene hat, ist ihm selbst schleierhaft.

Plötzlich bellt ein Hund. Maria verdreht die Augen, und Clemens fingert schnell sein Handy aus der Tasche. Interessiert schaut er auf das Display. Mit wenigen Handgriffen hat er die von Hendrik weitergeleitete E-Mail Senta Hartmanns aufgerufen und reicht Maria wortlos das Handy.

Sehr geehrte Frau Hartmann,

zunächst möchte ich Ihnen mein tiefstes Mitgefühl aussprechen. Glauben Sie mir, ich kann gut nachempfinden, was Sie durchgemacht haben. Es ist wirklich unglaublich, dass so ein Schwein nicht zur Verantwortung gezogen wird. Wissen Sie, meine einzige Tochter ist ebenfalls missbraucht worden. Sie ist nie darüber hinweggekommen und hat sich vor einigen Monaten das Leben genommen. Den Täter hat man nie finden können. Menschen, die so etwas machen, haben ihr Leben verwirkt.

Ich wünsche Ihnen viel Kraft

ein zutiefst Betroffener

Auf dem Parkplatz des DYC finden sie noch eine freie Lücke. Nachdem Clemens die Beifahrertür geöffnet hat, versucht Maria, so elegant wie möglich aus dem tiefen Sitz herauszukommen. Beide genießen die Aussicht über den Rhein, bevor sie den Weg einschlagen, der direkt zur Terrasse des Clubrestaurants führt. Einige Tische sind noch besetzt, aber die meisten Clubmitglieder sind längst mit dem Mittagessen fertig und haben sich entweder auf ihre Schiffe oder nach Hause zurückgezogen. So haben die Hauptkommissare die freie Wahl und entscheiden sich für einen Tisch direkt an der Brüstung.

»Wenn ich den Rhein sehe, geht mir immer das Herz auf«, seufzt Clemens und lässt seinen Blick über den Yachthafen gleiten.

»Schon ganz imposant, was hier an Schiffen liegt.«

»Viele haben ihre größeren Segelschiffe oder Motoryachten am Ijsselmeer oder in Palma de Mallorca liegen. Das könnte ich mir auch gut vorstellen, mal eben spontan am Wochenende nach Palma zu fliegen, und dann raus aufs Meer.«

»Spiel halt Lotto, vielleicht hast du Glück.« Das Glucksen in Marias Stimme ist nicht zu überhören.

»Ja, ich weiß, man sollte dem Glück auch eine Chance geben. Habe ich auch zweimal, war aber nix.«

Maria lacht. »So wird das nie was.«

Eine junge Bedienung begrüßt sie und nimmt die Bestellung auf: zwei Latte macchiato.

Kaum ist sie wieder im Restaurant verschwunden, fragt Clemens: »Wo warst du das letzte Mal auf Mallorca?«

»In Cala Figuera. Ein wunderschöner Fischerort.«

»Ja, kenne ich. Aber abends mittlerweile recht touristisch. Wo hast du da gewohnt?«

»In dem kleinen Hotel direkt auf den Felsen, an der Einfahrt zum Hafen.«

»Da war ich auch schon mal. Einfach, aber sauber, und es liegt direkt am Meer mit einer tollen Terrasse. Nur das Essen war ziemlich bescheiden.«

Maria schüttelt lachend den Kopf. »Klar, dass du dich daran erinnern kannst. Und wann warst du das letzte Mal auf Mallorca?«

»Das ist schon ein paar Jahre her. Ich fahre immer in die Nähe von Santany. Da gibt es die schönsten Buchten der Insel.«

»Hast du schon deinen nächsten Urlaub geplant?«

»Nein, nicht wirklich. Alexander hat zwar einen einwöchigen Skiurlaub in Österreich vorgeschlagen, aber fest steht noch nichts.«

Nachdem sie ihren Latte macchiato ausgetrunken haben, gehen sie an die Bar des Clubrestaurants, die bei diesem schönen Wetter völlig verwaist ist. Clemens stellt sich und Maria kurz vor und fragt die Bedienung, die sich zuvor um sie gekümmert hat, ob sie Dr. Lamberty kennen würde.

»Ja, natürlich«, erwidert diese aufgeschlossen. »Er ist ein regelmäßiger Gast. Manchmal kommt er am Abend nach Dienstschluss auf ein kühles Bier, das machen viele Clubmitglieder hier. Und meistens am Sonntag zum Abendessen.«

»Sie kennen Dr. Lamberty schon länger?«, fragt Maria.

»Ja, schon einige Jahre. Seit ich hier angefangen habe.«

»Hat er sich in der letzten Zeit verändert?«, möchte Clemens wissen.

Sie überlegt kurz, dann lächelt sie vielsagend.

»Er ist eigentlich immer gut drauf, aber in den letzten Monaten, nun ja, es sieht so aus, als ob er sich verliebt hätte.«

»Hat sich sonst noch etwas verändert?« Maria lässt nicht locker.

»Früher war er öfter da, jedes Wochenende und auch mehrmals in der Woche. Aber Sie können ihn ja gleich selber fragen. Er hat für heute Abend einen Tisch reserviert.«

Clemens bedankt sich, bestellt noch zwei Wasser und bezahlt auch gleich. Die beiden gehen zurück auf die Terrasse und setzen sich auf ihre alten Plätze. Mittlerweile sind die Heizstrahler eingeschaltet und verströmen eine angenehme Wärme.

»Na, dann schauen wir mal, wann er kommt«, murmelt Clemens und fingert sein Zigarettenpäckchen aus der Innentasche seines Jacketts.

Langsam geht die Sonne unter. Er zieht genüsslich an seiner Zigarette und ist ganz eingenommen von dem sich allmählich rot färbenden Himmel, blickt immer wieder auf den Rhein oder beobachtet die silbern schimmernden Flugzeuge, die von Westen kommen und zum Landen stetig an Höhe verlieren. Ganz in Gedanken versunken, schrickt er auf, als Maria ihn behutsam am Arm berührt.

»Da kommt Lamberty mit Frau Hartmann«, flüstert sie ihm zu.

Clemens dreht sich um und schaut den beiden entgegen, wie sie den Weg entlangschlendern und sich an den Händen halten. Er schmunzelt.

»Schon ein witziges Paar. Von der Optik passen die gar nicht zueinander. Sehen aber so richtig verliebt aus«, rutscht es ihm heraus.

Keine fünf Meter von Clemens und Maria entfernt erkennt das Paar die Hauptkommissare. Sie grüßen herüber, gehen durch die Terrassentür und nehmen an einem der kleinen Tische im mittleren Teil des Restaurants Platz.

»Lamberty war nicht nur erstaunt, es war ihm auch sichtlich unangenehm«, bemerkt Maria.

»Das wäre es mir aber auch. Der kann sich denken, dass wir hier Fragen gestellt haben.« Clemens schaut auf seine Armbanduhr.

»Oh, schon so spät. Jetzt muss ich mich beeilen. Ich bin mit Alexander verabredet.«

»Du brauchst mich nicht nach Hause zu bringen. Es tut mir ganz gut, wenn ich zu Fuß gehe. Ist ja nicht so weit.«

»Ich kann dich bis zur Nordstraße mitnehmen.«

»Okay, dann zeige ich dir auch den kürzesten Weg.«

»Ha, ha«, ruft er über die Schulter in Marias Richtung, während er schon im Laufschritt zu seinem Auto eilt.

Clemens von Bühlow Kollektion

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