Читать книгу Clemens von Bühlow Kollektion - Brigitte Lamberts - Страница 9
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ОглавлениеSamstagmorgen Grafenberger Wald. Axel Nolte, rüstiger Rentner und gerne früh auf, dreht mit seinem Jack-Russell-Terrier Ronja die erste Runde im Grafenberger Wald. Nach dem orkanartigen Unwetter von gestern sind die sonst gut begehbaren Waldwege schlammig, und er muss achtgeben, wohin er tritt. Aber dafür ist die Luft klar und frisch.
Ronja ist gut erzogen und hat eine lange Ausbildung in der Hundeschule hinter sich. Axel Nolte lässt sie deshalb auch im Wald frei laufen. Ronja rennt los, kommt aber zwischendurch immer wieder zu ihm zurück, sodass sie mindestens die doppelte Strecke läuft. Doch heute wird sie nach zehn Minuten unruhig, läuft plötzlich los, kommt nicht zurück und kläfft sich die Seele aus dem Leib.
Als sie auf Noltes Rufe nicht reagiert, folgt er leicht verärgert dem Gekläffe und sieht seinen Terrier in einer Mulde nicht weit vom Wegesrand aufgeregt zappeln. Nolte kann erkennen, dass in der Mulde etwas liegt, vielleicht ein totes oder krankes Tier, aber sicher ist er sich nicht. Also klettert er den Abhang hinunter. Auf dem aufgeweichten Boden kommt er ins Rutschen und landet ziemlich unsanft. Dann sieht er das, was seinen Hund so aufregt. Ein nackter Mensch liegt auf der Seite.
Axel Nolte rappelt sich entsetzt auf und schaut sich die Gestalt dann vorsichtig näher an. Ein Schwarm von Insekten hat sich auf der Leiche niedergelassen und umschwärmt, kaum ist er nahe genug, auch seinen Kopf. Ein unangenehmer Geruch steigt ihm in die Nase. Angewidert wendet er sich ab, versucht, die Fliegen mit den Händen zu vertreiben, und herrscht seinen Hund an, der sofort kommt. »Los jetzt!«, gibt er Ronja das Kommando und zeigt nach oben in Richtung Waldweg. Der Terrier prescht los. Nolte folgt ihm, rutscht aber immer wieder aus, stolpert und erreicht schließlich fluchend und verdreckt den Weg. Viel hat er nicht gesehen im noch herrschenden Zwielicht, schließlich ist November, aber es hat ihm gereicht. Ihm wird schlecht, er würgt, und ihm bricht kalter Schweiß aus. Mit weichen Knien stolpert er zu einem Holzstumpf und setzt sich. Krampfhaft hält er Ronja am Halsband fest, die wieder die Böschung hinunter will. Er schaut sich um, kein Mensch weit und breit. Mit zitternden Fingern holt er sein Handy aus der Jackentasche und drückt die Notruftaste.