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Kapitel 9
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Tagebucheintrag 30.08.2010
Die Schule hat wieder begonnen und wir haben einen neuen Mitschüler. Toni Marcello, und natürlich mussten ausgerechnet wir ihn in unser Zimmer bekommen. Ein ziemlicher Snob, aus reichem Hause, aber ich glaube, er verträgt nicht viel. Der wird es schwer haben, sich hier zu behaupten, denn viele werden seine Unsicherheit ausnutzen. Ich weiß noch, wie das bei mir damals war, auch ich musste mich erst beweisen und das war nicht einfach. Zum Glück bin ich dann relativ schnell Teil einer Clique geworden und war gewissermaßen unantastbar. Aber wer will den schon in der Clique haben. Ein total verhätscheltes Muttersöhnchen, wahrscheinlich bügelt die ihm sogar die Socken. Und sein schwülstiges Gerede kann man sich ja kaum anhören. Der nervt echt total!
Als Toni das gemeinsame Zimmer betrat, verstaute er sein Tagebuch schnell unter seinem Kopfkissen. Das Zimmer sah aus, wie eine typische Internatsbude, die Betten waren ungemacht, überall lagen Sachen, Taschen und Schuhe verstreut, über der Heizung hingen ein Paar löchriger Socken. Toni passte überhaupt nicht in dieses Bild. Er wirkte vollkommen fehl am Platz mit seinen Hosen mit Bügelfalte, seinen Hemden und den altmodischen Pullundern, die er immer trug und die garantiert seine Mutter für ihn ausgesucht hatte. »Was hast du da geschrieben?« fragte Toni. »Nichts.« gab der Angesprochene unwirsch zur Antwort. Was ging es diesen Wicht an, was er tat. Schlimm genug, dass er sich das Zimmer mit ihm teilen musste. Toni merkte wohl, dass er nicht willkommen war und huschte mit einem unsicheren Seitenblick auf seinen Zimmerkameraden zu seinem Schrank. Dieser wartete, bis Toni ihm den Rücken zu wandte, dann holte er das Tagebuch unter dem Kopfkissen hervor, schloss es in seinen Schrank ein und verließ wortlos das Zimmer. Toni schaute ihm traurig nach, er fühlte sich unwohl. Er fragte sich, warum gerade er zum Mobbingopfer der anderen geworden war. Er hatte doch, seit er auf diese Schule gekommen war, alles getan, was von ihm erwartet worden war. Sein älterer Bruder, der vor ihm im Leenhardt-Internat gewesen war, hatte ihn darauf vorbereitet, was er zu tun hatte, wenn er akzeptiert werden wollte. Er hatte sich zurückgehalten, hatte nie einen Schüler verpetzt, ganz gleich was dieser angestellt hatte. Trotzdem hatten sie sich gerade ihn geschnappt. Und die Lehrer waren keinen Deut besser. Natürlich nicht alle, aber leider schlugen ausgerechnet sein Klassenleiter und die beiden Vertrauenslehrer in die gleiche Kerbe wie die Schüler. Er hatte niemanden, dem er sich anvertrauen konnte. Seine Eltern hatten sich geradezu überschlagen vor Stolz, als er, genau wie sein Bruder, Aufnahme an diesem Elite-Internat fand. Er wollte sie nicht enttäuschen, sie setzten große Erwartungen in ihn. Mit seinen Zimmerkameraden konnte er auch nicht reden, er wusste, dass er den drei Jungen höchst ungelegen kam und sie ihn nur ungern in ihrem Zimmer aufgenommen hatten. Es klingelte, er hätte längst im Biologieraum sein müssen, doch er bekam seine Füße einfach nicht vom Fleck. Ihm war klar, dass er damit innerhalb von zwei Wochen seinen dritten roten Punkt und damit eine gelbe Karte kassieren würde, doch das war in diesem Moment sein geringstes Problem. Niedergeschlagen stand er vor seinem Schrank und starrte hinein, ohne etwas wahrzunehmen.