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Kapitel 16

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Tagebucheintrag vom 7.10.2010

Die Lehrer hier sind nicht besser als die Schüler. Wie ich sie hasse, diese Schule und diese ganze verlogene Bagage! Morgens und abends sitzen wir in der Schulkapelle, predigen über Nächstenliebe und darüber, einander Respekt entgegen zu bringen. Doch sobald der Schulalltag begonnen hat, sind all diese Werte vergessen. Dann wird an jeder Ecke gehänselt, gelästert und gemobbt. Wer nicht ins System passt, wird ausgegrenzt, von Schülern und Lehrern gleichermaßen. Was nützt es, von der grenzenlosen und vorurteilsfreien Liebe Jesu zu reden, wenn niemand es schaffte, sie auch nur ansatzweise zu praktizieren? Was nützt es, Gottes Vorbildfunktion herauszustellen, wenn ihn sich niemand zum Vorbild nahm? Mir fällt es immer schwerer, mein gleichmütiges Gesicht zu wahren, das ich hier Tag für Tag zeigen muss.

»Sie kommen zu spät!« stellte Horst Falkenbach mit kalter, schneidender Stimme fest. »Ja, ich weiß.« entgegnete Toni kaum hörbar: »Es tut mir leid.« »Wie bitte?« »Es tut mir leid.« wiederholte Toni, etwas lauter, doch das genügte dem Lehrer immer noch nicht. »Können Sie sich nicht laut und klar artikulieren?« Er wusste genau, wie sehr er seinen Schüler damit quälte, doch es war ihm egal. »Es tut mir leid, das ich zu spät gekommen bin.« sagte Toni nun vernehmlich, wäre dabei aber am liebsten vor Scham im Boden versunken. »Und nicht einmal ordentlich anziehen können Sie sich.« hänselte der Lehrer weiter. Die Klasse lachte und Toni sah an sich herunter. Sein Hemd hing ihm aus der Hose und erst jetzt bemerkte er, dass er seinen Pullunder falsch herum an hatte. Es hatte alles so schnell gehen müssen. Auf dem Rückweg vom Sportplatz zum Schulgebäude hatten ihm seine Peiniger wieder einmal aufgelauert und so dreckig und mit zerrissenen Sachen konnte er nicht im Unterricht auftauchen. Also war er wieder einmal gezwungen gewesen, sich vor der nächsten Stunde umzuziehen. Er war sehr in Eile gewesen, denn er wollte nicht schon wieder zu spät kommen. Es wäre bereits das dritte Mal in dieser Woche gewesen und bedeutet unweigerlich einen weiteren Eintrag im Klassenbuch und eine gelbe Karte für ihn. Doch trotz aller Eile hatte er es nicht geschafft pünktlich zu kommen und mehr noch, er hatte sich durch seine Hast zum Gespött der gesamten Klasse gemacht. Hätte er mehr Sorgfalt walten lassen, wäre ihm wahrscheinlich aufgefallen, dass er seinen Pullunder falsch herum trug. Die Hitze stieg ihm ins Gesicht und unter dem hämischen Gelächter seiner Klassenkameraden, stopfte er rasch sein Hemd in die Hose und zog den Pullunder richtig herum an. Nun war - zumindest äußerlich - wieder alles einigermaßen in Ordnung.

Confiteor Deo

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