Читать книгу Reiche Ernte - Christel Rupp - Страница 20
ОглавлениеPflanzen stärken & schützen
Um Schädlinge und Krankheiten in Schach zu halten, brauchen Sie keine chemische Keule. Durch Nistmöglichkeiten für Nützlinge, die Wahl widerstandsfähiger Pflanzen und vorbeugende Maßnahmen lassen sich die meisten Probleme umgehen.
Bienen, Hummeln und Schmetterlinge werden vom süßen Nektar der Indianernessel (Monarda didyma) geradezu magisch angezogen.
Selbst der erfahrenste Biogärtner kann nicht verhindern, dass seine Obst- und Gemüsepflanzen auch einmal krank oder von Schädlingen befallen werden. Schließlich vermag er nicht alle Wachstumsfaktoren zu beeinflussen. Sehr wohl kann er aber dafür sorgen, dass seine Gewächse robust genug sind, den Schaderregern möglichst lange zu widerstehen. Stärken Sie Ihre Pflanzen durch eine ausgewogene Düngung, Pflanzenauszüge und die Wahl des richtigen Standorts. Die wichtigsten Schaderreger sind:
Mehltau und andere Pilzerreger gehören zu den häufigsten Pflanzenkrankheiten und befallen Obst, Gemüse und Kräuter. Die Verbreitung der Sporen erfolgt durch Wind und Regen. Zum Glück gibt es inzwischen viele widerstandsfähige Sorten!
Bakterien verursachen braune Blattadern, braun verfärbte, faule Strünke oder weiche Stellen, z. B. bei Kohl (Adernschwärze) und Möhren (Weichfäule). Die Erreger dringen durch Verletzungen in die Pflanzen ein. Weitere Ursache ist Staunässe.
Viren werden vor allem von saugenden Insekten wie Blattläusen übertragen. Häufige Symptome sind mosaikartige Blattflecken, aufgehellte Blattadern oder gekräuselte Blattränder. Wichtig zum Schutz vor Übertragung: Reinigen Sie Scheren, mit denen Sie kranke Triebe zurückgeschnitten haben.
Die Natur als Vorbild
Mit der Natur zu arbeiten, ist die beste Voraussetzung dafür, dass Obst und Gemüse gesund bleiben.
Starke Pflanzen, reiche Ernte
Wenn Sie die Hinweise in den vorangegangenen Kapiteln über Standortwahl, Bodenvorbereitung und Düngung beachten, haben Sie schon die Basis für eine erfolgreiche Kultur gelegt. Zusätzlich können Sie zum Gesunderhalt Folgendes beitragen:
Achten Sie besonders auf Sämlinge oder frische Setzlinge, die erst anwachsen müssen.
Einige pflanzliche Substanzen können Zellwände festigen. Dadurch haben es Krankheitserreger schwerer, in das Gewebe einzudringen. Solche Substanzen finden sich in Brühen, Jauchen und Tees, die vom Frühling bis in den Herbst alle zwei bis drei Wochen gespritzt werden (>).
Hygiene ist oberste Biogärtnerpflicht! Entfernen Sie kranke Pflanzenteile zügig. Fleckige Blätter dürfen kompostiert werden, kranke Wurzelgemüse oder Himbeerruten müssen in die Tonne.
Halten Sie Ihre Werkzeuge, besonders die Gartenschere, sowie Saatkisten und Töpfe sauber.
Ihre Gartenhelfer
NÜTZLINGE | HELFEN GEGEN |
Schwebfliegen | Blattläuse |
Ohrwurm | Läuse, Milben; Apfelwickler, Gespinstmotten und Frostspanner (Eier und Raupen) |
Marienkäfer | Schildläuse, Spinnmilben, Mehltaupilze |
Florfliege (Goldauge) | Blattläuse, Spinnmilben, Raupen, Kleininsekten |
Schlupfwespen | Raupen, Minierfliegen, Gemüsefliegen, Blattläuse, Weiße Fliege |
Widerstandsfähige Sorten wählen
Tolerant, widerstandsfähig oder resistent? Je nach Stärke der Abwehrkraft findet man unter den Sortenbeschreibungen von Obst, Gemüse und Kräutern verschiedene Angaben zur Robustheit der Pflanzen.
Eine tolerante Sorte ist nicht völlig immun gegen spezielle Schädlinge und Krankheiten, meist hält sich der Schaden in Grenzen: Braunfäuletolerante Tomaten z. B. überwachsen den Schaden und bilden neue Blätter, der Ertrag wird kaum beeinflusst.
Eine als widerstandsfähig oder robust beschriebene Sorte besitzt keine genetische Resistenz oder Toleranz, es kann also zu einem geringen Krankheitsbefall kommen. Biozüchter selektieren und vermehren Pflanzen mit natürlicher, allgemein hoher Widerstandskraft gegen mehrere der häufig auftretenden Krankheiten oder Schädlinge und haben damit langfristig oft die besseren Karten.
Eine resistente Sorte sollte völlig gesund bleiben. Erreger von Pflanzenkrankheiten, vor allem Mehltaupilze, sind jedoch ähnlich anpassungsfähig wie Grippeviren. Meist werden die nur auf wenigen Genen verankerten Resistenzen nach einiger Zeit durchbrochen. Tipp: Wenn Sie mehltauresistente Salate setzen, wechseln Sie möglichst häufig die Sorte, damit die Pilze sich nicht anpassen können. Wer sich für läuseresistenten Salat entschieden hat, sollte ausschließlich resistente Sorten pflanzen, sonst wechseln die Läuse einfach ihren Wirt.
Ein Insektenhotel bietet Unterschlupf- und Nistgelegenheiten für Wildbienen und andere nützliche Insekten. Auch kleinere Unterkünfte werden bereitwillig angenommen.
Heißen Sie Nützlinge willkommen!
Nützlinge halten Schädlinge auf einem erträglichen Maß. Asthaufen, Trockenmauern, Nistkästen, Insektenhotels oder mit Holzwolle gefüllte ausgediente Blumentöpfe bieten Unterschlupf. Meist dauert es gar nicht lange, bis sich Eidechsen, Blindschleichen, Vögel, Ohrwürmer und andere Insekten häuslich niederlassen. Einheimische, nektar- und pollenreiche Blütenpflanzen bieten Insekten wichtige Nahrung. Der Nachwuchs von Flor- oder Schwebfliegen vernichtet ganze Kolonien von Schadinsekten. Nützlinge schaden den Pflanzen auch dann nicht, wenn sie in sehr großer Zahl auftreten. Finden Sie zu wenig Nahrung, verschwinden sie rasch.
Was tun gegen Schnecken?
Die vor Jahrzehnten eingeschleppte Spanische Wegschnecke richtet die größten Schäden an. Gegen die Eindringlinge hilft nur eine Kombination mehrerer Abwehrmethoden:
Eine Salatfalle: Abends einige Blätter am Rand des Gemüsegartens auslegen, daneben ein kurzes, breites Holzbrett. Nach dem großen Fressen ziehen sich die Schnecken ins feuchte Versteck zurück und können am nächsten Morgen bequem abgesammelt werden.
Schneckenzaun ums Gemüsebeet bauen. Im Beet gebliebene Exemplare in die Salatfalle locken.
Bei sehr vielen Schnecken verwenden Sie ein für den Biolandbau zugelassenes Schneckenkorn auf Eisenoxidbasis. Hierbei jedoch unbedingt die Packungsanweisung beachten!
Besonders wirksame Schneckenvertilger sind Blindschleichen. Sie können diese anlocken, indem Sie Reisig-, Laub- und Steinhaufen als Unterschlupf anbieten. Wiesenstücke möglichst spät abmähen.
Rund um besonders gefährdete Gemüse etwa Salat, Kresse oder Gelbsenf aussäen.
Kalk, Kaffeesatz oder Sägespäne um die Pflanzen streuen, die Schnecken besonders gerne mögen.
Den Boden um gefährdete Pflanzen offen und trocken halten. Die Erde häufig lockern.
Sperren Sie Schädlinge einfach aus!
Wer die Lebensweise der unerwünschten »Mitesser« im Küchengarten kennt, kann sie austricksen.
Über den Gemüsebeeten ausgebreitete, engmaschige Schutznetze verwehren Möhrenfliege, Kohlweißling und Lauchmotte den Zutritt. Wichtig ist jedoch, dass Sie das Netz sofort nach der Saat oder Pflanzung über das Beet breiten und die Ränder so befestigen, dass keine Schlupflöcher bleiben.
Kleine Obstbäume lassen sich ebenfalls mit feinmaschigen Netzen vor Amseln und Hagelschlag schützen. Sie bewahren ebenso vor Obstmaden.
So gehen Plagegeister auf den Leim
Größere Obstbäume, die schwierig mit Netzen zu versehen sind, brauchen andere Abwehrmethoden.
Klebrige Gelbtafeln locken die Kirschfruchtfliege an und beugen Madenbefall der Früchte vor.
Mit Raupenleim bestrichene Fanggürtel, die Sie im September fest um Stamm und Pflanzpfähle binden, fangen die Weibchen des Frostspanners ab, deren Nachkommen im Frühling sonst starke Fraßschäden in der Krone verursachen würden.
In Wellpappemanschetten verkriechen sich im Herbst Raupen der Wicklerarten. Sie werden beim Winterschlaf einfach samt Pappe entsorgt.
Ablenken und verwirren
Schädlinge wie Kohlweißling und Lauchmotte finden ihre Wirtspflanzen und Partner über Düfte.
Durch Mischkultur (>), eine Mulchschicht (>) oder Beetumrandung mit stark duftenden Kräutern lassen sich die Insekten verwirren und finden die Eiablageplätze nicht mehr. Wächst Kapuzinerkresse neben dem Kohlbeet, vergisst der Kohlweißling sein Ziel und bevorzugt die Kapuzinerkresse als Nahrungspflanze für den Nachwuchs.
Männliche Falter werden durch Duftstoffe (Pheromone) der Weibchen angelockt. Apfel- und Pflaumenwicklermännchen fliegen für sie aufgehängte Pheromonfallen an, bleiben kleben und begatten so keine Weibchen. Der Nachwuchs bleibt aus.
Wenn Eingreifen gefragt ist
Bei jungen oder geschwächten Pflanzen haben Schädlinge und Krankheiten leichtes Spiel und vermehren sich schneller, als Nützlinge zur Stelle sind oder die Pflanzen Abwehrstoffe gebildet haben. In diesem Fall ist Ihre Unterstützung gefragt:
Blattläuse an Triebspitzen anfälliger Obst- und Gemüsearten lassen sich von Hand abstreifen.
Oft reicht es, befallene Pflanzenteile zu entfernen.
Manche Brühen und Tees (>) helfen auch gegen saugende Insekten. Beißende Brennnesselbrühe, die wie Jauche angesetzt, aber nicht vergoren wird, hilft bei mäßigem Befall mit Blattläusen und Spinnmilben. Einen bis drei Tage nach dem Ansetzen unverdünnt spritzen.
Wenn keine sanften Mittel helfen, bleibt noch der gezielte, maßvolle Einsatz eines für den Bioanbau zugelassenen Pflanzenschutzmittels aus dem Fachhandel. Extrakte aus dem indischen Neembaum und das aus den Samen gepresste Öl können gegen Pilzbefall und tierische Schädlinge eingesetzt werden. Bei beißenden Insekten wie Kartoffelkäfern bewirkt eine Neem-Spritzung den sofortigen Fraßstopp. Das aus diversen Wild-Chrysanthemen gewonnene, natürliche Kontaktgift Pyrethrum ist im biologischen Landbau unter anderem zur Bekämpfung von Kohlweißling, Weißer Fliege und Spinnmilbe zugelassen. Aber: Beide Produkte können Nützlinge wie Raubmilben und Marienkäfer schädigen. Präparate mit bestimmten Bakterienstämmen (Bacillus thuringiensis) gelten als umweltverträgliche Wunderwaffe gegen Mückenlarven und Raupen mehrerer Schadschmetterlinge. Die einzelnen Protein-Varianten treffen die Schädlinge bestimmter Kulturpflanzen, um heimische Schmetterlinge, ebenso Haus- und Gartentiere, muss man sich zum Glück nicht sorgen.
Im Frühsommer schneiden Sie von Mehltau befallene Triebspitzen am Apfelbaum mit der Gartenschere bis ins gesunde Holz zurück. Bei optimaler Kompostführung (heißer Rotte) dürfen sie kompostiert werden.
An Gelbtafeln bleiben etliche Kirschfruchtfliegen auf der Suche nach einem Eiablageplatz kleben. Die Fallen müssen allerdings schon aufgehängt werden, bevor sich die ersten Früchte gelb färben!