Читать книгу Also schrieb Friedrich Nietzsche: "Zuletzt wäre ich sehr viel lieber Basler Professor als Gott; aber ..." - Christian Drollner Georg - Страница 14

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Nach 5 nichtssagende Zeilen schrieb N hinter sein „herrscheramtliches“ Gedicht:

Stunden Tage Jahre fliehen Und will mir auch kein Lied gelingen Wozu die Muse mir den Schwung verleiht So tragen dennoch der Begeisterung Schwingen Mich über die kurze Erdenzeit. Ich seh die goldnen Tore herrlich strahlen Die Stunden Tage Jahre durch sie ziehn [Und dann folgt noch eine vielleicht nicht dazugehörige, aber geistig-seelisch doch sehr passende Zeile:] Du schwingst in mächtger Hand die Weltenheere BAW1.55


Wem immer auch diese Aufforderung gegolten haben mochte, sie ist angelehnt und eingeflochten in Ns „Problematik“ seiner „Herrscheramtlichkeit“, - noch ohne Gegenstand, gewissermaßen noch ohne „Thron und Land“, - obgleich ihm danach war, sich dennoch - auch ohne Substanz? - „von der Muse den Schwung verleihen zu lassen“. Da lagen Spannungen und Widersprüche in ihm bereit, die eine Menge zu denken geben und erwarten lassen. In einem danach notierten ellenlang unvollendeten, kurzzeiligen Gedicht „Zum Neujahr“ gärt übrigens ein gleichartiger und gewissermaßen bestätigender Zwiespalt zwischen Ns Streben und der dagegenstehenden „Unmöglichkeit“ oder, wie er es da ausdrückte, zwischen „begonnen“ und „zerronnen“. BAW1.56


In den Tagen vom 8. bis 11. Dezember schrieb N aus Pforta an seinen Freund Wilhelm Pinder:

Lieber Wilhelm! Verzeih, dass ich dich so lange mit meinem Brief habe warten lassen; aber es fand sich auch wirklich keine Zeit dazu. Nun ist ja die schöne Zeit nicht mehr fern; nächsten Mittwoch über 8 Tage [ziemlich genau in zwei Wochen] bin ich ja [während der Weihnachtsferien] in Naumburg. Es werden uns Beiden diese wenigen Tage recht lang erscheinen. Denn die große Erwartung und Hoffnung! Du bist doch hoffentlich bei deinen Wünschen geblieben? Ich bin es, nur mit Entfernung der Töpferschen Novellen ….. Nun, Weihnachten wollen wir uns gehörig unterhalten und uns recht genießen; ich freue mich sehr darauf ….. (43)


Und am 16. Dezember schrieb N dem Freund:

Lieber Wilhelm! Wahrscheinlich ist es das letzte Mal, dass ich an dich vor Weihnachten schreibe. Vielleicht bekomme ich von dir noch einen [Brief]. Nun sind es noch 6 volle, lange Tage!! Aber sie werden auch dahingehen - Freitag ist Studientag [einmal in der Woche gab es in Pforta einen unterrichtsfreien Tag, auch „Ausschlafetag“ genannt, an dem die Schüler eine Stunde länger schlafen und sich dann eigenen Studien widmen konnten], Sonnabend vergeht in Gedenken an Sonntag, wo ich wahrscheinlich in Naumburg bin, Montag ist der erste Tag in der Ferienwoche, Dienstag werden wir nach Kösen [in ein etwa 2½ km entferntes Thermalsolebad] geführt und Mittwoch morgens wird abmarschiert [in die schon seit Wochen heiß ersehnte Weihnachtszeit in Naumburg] ….. Nun, in diesen Ferien wollen wir uns recht erzählen; ich werde recht gut meine Biographie [das thematisch auf sich selbst fixierte Produzieren von Geschriebenem!] fortsetzen können. Wenn nur nicht die 12 Tage zu schnell vergehen! Mir erscheint schon hinter dem buntfarbigen Gewand die schwarze Hülle der 19 langen Wochen [bis Ostern]. Dann aber ist wieder Hoffnung! Die Hundsferien [im Sommer dann], 5 Wochen! ….. (46)

Da schimmert viel Sehnsucht nach Privatheit, nach dem „Tun und Lassen können wie und was man selber will und zu tun für richtig hält“. Damit rettete er sich über die Tage voll schulischer Pflichten und Aufgaben. Das dürfte als durchaus normal anzusehen sein, wenn es hier nicht vielleicht doch auf zu intensiv betriebene Weise eine Form annahm, die Keime von Weltflucht, Gegenwartsüberdruss und Überschätzung der erkorenen Ideale bargen. Im Dezember entstanden wieder Gedichte, nichts von Belang, aber Motetten-Kompositionen, die sicherlich mit den Freunden, vor allem mit Gustav Krug besprochen und vielleicht auch gespielt und „aufgeführt“ wurden.

Also schrieb Friedrich Nietzsche:

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