Читать книгу Aufwachen im 21. Jahrhundert - Christian Meyer - Страница 14
Da ist kein „Ich“, das etwas in der Hand hätte und irgendetwas tut.
ОглавлениеInteressanterweise ist in der modernen Hirnforschung diese These von der Nicht-Existenz des Ichs bzw. des Ichs als einer mentalen, gedanklichen Konstruktion immer weiter verbreitet. Und es gibt die schöne Theorie der Psychologin Susan Blackmore aus Großbritannien. Sie sagt, Gedanken macht sich ja nicht wirklich jemand, sie fallen einem ein. Dieses Einfallen, „mir fällt etwas ein“, ist ein brauchbarer Begriff. Die Gedanken sind gewissermaßen Einheiten, die ein eigenes Dasein führen und von dir Besitz ergreifen oder nicht Besitz ergreifen, je nachdem, für welche Gedanken – Meme2 nennt sie diese Gedankeneinheiten – du aufgeschlossen bist oder nicht, so dass dieses Gehirn, diese Persönlichkeitsausstattung so etwas wäre wie ein Wirt. Einzelne Meme sind wie Parasiten, die sich an ihm festsetzen oder eben nicht. So als hörtest du eine Melodie, die du öfter vor dich hinträllerst und den Nachbarn damit anstecktest. Das wäre ein Mem, das sich dann von allein ausbreitet und den anderen ansteckt. Andere Meme werden leichter unterdrückt. Manche Meme sind dazu da, andere Meme zu zerstören. Ob sich das Mem „Es gibt gar kein Ich, sondern es ist nur eine gedankliche Vorstellung“ bei dir festsetzt oder nicht, darüber hast du keine Kontrolle, auch ich nicht. Wir können uns anschauen, was es für Konsequenzen hat. Aber wenn es sich festsetzte, dann würde es bestimmt eine andere Vorstellung zersetzen. So wirken Meme, die innerhalb eines Bewusstseinsfeldes gewissermaßen schwimmen und dieses Bewusstseinsfeld bestimmen und du selber hast praktisch keine Kontrolle darüber, welche Gedanken oder Meme bei dir gerade ansässig werden oder nicht. Die Mystiker wussten es immer: Das Ich verschwindet nicht durch die Erleuchtung, sondern das Nichtvorhandensein des Ichs wird erkannt. Das ist das Aufwachen. Das heißt, da kommt nichts dazu, sondern ich erkenne das Illusionäre.