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5.2 Biografischer Kontext

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Johann Heinrich Pestalozzi wird 1746 in Zürich geboren (vgl. Schumann 1899; Nohl 1983; Liedtke 1989; Hebenstreit 1996; Osterwalder 2006; Niemeyer 2010, 19–51 u. a.). Sein Vater ist Arzt und stirbt, als Pestalozzi fünf Jahre alt ist. Pestalozzi wird zusammen mit seinen Geschwistern von seiner Mutter und der Magd „Babeli“ als „Mutterkind“ aufgezogen. Ständige wirtschaftliche Sorgen bestimmen den Alltag. Pestalozzi besucht zunächst die Elementar- und danach die Lateinschule. Die Schulkameraden hänseln und verspotten ihn wegen seiner langen Nase und seiner Träumereien.

Mit 17 Jahren geht er auf eine Züricher Akademie, um Pfarrer zu werden. Im Kreis einer kleinen politischen Vereinigung (den Patrioten) studiert Pestalozzi intensiv die Werke Rousseaus. Nach zwei Jahren bricht er seine Ausbildung ab. Unter dem Einfluss der Schriften Rousseaus entscheidet er sich zunächst, Landwirt zu werden, verlässt die Stadt und geht aufs Land. 1769 übernimmt er das Gut Neuhof bei Brugg als Versuchswirtschaft und heiratet Anna Schultheß. 1770 wird ihr gemeinsamer Sohn Hans Jakob (Jacqueli) geboren. Ihr einziges Kind erhält den eingedeutschten Vornamen von Pestalozzis großem Vorbild Jean-Jacques Rousseau und soll im Geiste des „Émile“ erzogen werden. Eine Erkrankung (vermutlich Epilepsie) verhindert aber die vom Vater erwartete Entwicklung des Sohnes. Pestalozzi scheitert nach eigenem Urteil mit der Erziehung. Zeitlebens wirft er sich dieses Versagen vor. Hans Jakob stirbt bereits mit 31 Jahren.

Wegen Misserfolgen in der Landwirtschaft macht Pestalozzi hohe Schulden. Deshalb weitet er den Neuhof 1774 zu einer Armenerziehungsanstalt aus, in die er arme Kinder aus der Umgebung aufnimmt. Die Kinder müssen zum einen in der Landwirtschaft arbeiten und werden zum anderen unterrichtet. Doch auch dieses Projekt scheitert 1780 aus finanziellen Gründen.

Vor allem um sich Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen, beginnt Pestalozzi zu schreiben. In der 1780 entstandenen „Abendstunde eines Einsiedlers“, seinem ersten größeren Werk, skizziert er bereits das Gedankengebäude, das er in seinen späteren Schriften ausweitet. Berühmt wird Pestalozzi über die Eidgenossenschaft hinaus durch seinen pädagogischen Volksroman „Lienhard und Gertrud“ aus dem Jahre 1781, mit dem er das Volk belehren will.

Obgleich Pestalozzi 1792 französischer Ehrenbürger wird, ernüchtern ihn die negativen Folgen der Französischen Revolution so stark, dass er von Rousseaus Ideen abrückt. Nach dem Zusammenbruch und Neuaufbau der Schweizer Eidgenossenschaft 1798 wendet sich Pestalozzi neben dem Schreiben auch wieder praktisch-pädagogischen Aufgaben zu. Nach kurzen Aufenthalten in Stans und Burgdorf wirkt er von 1805 bis 1825 in Iferten (Yverdon). Hier gründet er eine Erziehungsanstalt mit einem Lehrerseminar, das bald ein pädagogisches Zentrum in Europa wird und den weltweiten Ruhm Pestalozzis begründet. Die preußische Universität Breslau anerkennt 1817 seine Leistungen mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde. Streit innerhalb der Lehrerschaft und Streit einzelner Mitarbeiter mit Pestalozzi verursachen den Niedergang des Institutes.

Pestalozzi kommt über die Streitereien und die ihm zugefügten Verletzungen nicht hinweg und versucht bis zu seinem Tod, sich für sein Verhalten zu rechtfertigen. Ein Jahr vor seinem Tod verfasst Pestalozzi seinen „Schwanengesang“, eine systematische Darstellung seiner Pädagogik ohne die ihm sonst eigenen Übertreibungen. Im Jahre 1827 stirbt Pestalozzi – von Geburt an schwächlich, ständig an Atembeschwerden leidend und während seines ganzen Lebens seinen baldigen Tod erwartend – im Alter von 81 Jahren in Brugg.

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