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5.4 Wissenschaftsverständnis

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In der philosophischen Literatur seiner Zeit findet das Werk Pestalozzis zunächst keinen Niederschlag (vgl. Nohl 1983, 291). Pestalozzi teilt Rousseaus Skepsis gegenüber den etablierten Wissenschaften und ihrem Selbstverständnis. Alle Menschenweisheit beruht nach Pestalozzi auf der Kraft eines guten, der Wahrheit folgsamen Herzens und aller Menschensegen auf Einfalt und Unschuld. Oberflächliche Vielwisserei taugt in seinen Augen nichts, nur gründliches Wissen befriedigt und gibt festen Halt. Die Methode der wahren Menschenbildung ist die „Bahn der Natur“. Sie nimmt alle Kräfte in Übung und Gebrauch und entwickelt sie. Jede Abweichung von der Natur stört. Darum stehen keine Worte und Meinungen, sondern Anschauungen und damit Realkenntnis wirklicher Gegenstände am Anfang der Erkenntnis und der Bildung. Die naturgemäße Methode entwickelt die Geisteskräfte ungezwungen, allseitig, stetig und lückenlos. Wahrheit ist für Pestalozzi die Erkenntnis davon, was der Mensch für seinen Standpunkt und sein Leben braucht. Menschenweisheit beruht auf den Kenntnissen der „nächsten Verhältnisse des Menschen“ (Pestalozzi 1945, 143–164).

Pestalozzis Theorien erscheinen häufig als konstruiert und spekulativ. Dennoch ist er so weit Empiriker, dass er sich niemals scheut, seine Ansichten unter dem Druck der Erfahrungen zu verändern. Ihm geht es um eine möglichst sorgfältige Nachahmung der Natur, deswegen führt er „Erfahrungsversuche“ durch (vgl. Liedtke 1995, 81). Ab 1800

„reift auch seine Methode, mit der dieser irrationale Mensch sich nun doch in den großen Zug des Rationalismus einstellte. Immerfort mit den Kindern experimentierend und dabei die Anfangsgründe immer weiter vereinfachend, kommt er schließlich auf die Frage: Wie macht es der Mensch, wenn er die verworrene Anschauung klären will?“ (Nohl 1983, 294).

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